Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 17 - König Chandrasena und das Mahakala Lichtlinga

Da baten die Weisen:
Oh du Kluger, erzähle uns noch mehr von der Herrlichkeit des Mahakala Linga, diesem Beschützer seiner Verehrer.

Und Suta sprach:
So hört achtsam von der Pracht des Lingas, welche die Hingabe vermehren kann. Es lebte einst in der Stadt des Mahakalesha der großer König Chandrasena, welcher alle Sinne gezügelt und die Lehren der Schriften verinnerlicht hatte und ein großer Verehrer Shivas war. Und Manibhadra, der von allen Menschen geehrte, große Anführer der Geisterscharen Shivas, war sein Freund. Einmal schenkte Manibhadra dem König aus lauter Großzügigkeit das Juwel Cintamani, welches so hell wie die Sonne strahlte und so schön wie das himmlische Juwel Kaustubha war. Es segnete schon, wenn man aufrichtig an seinen Glanz dachte, davon hörte oder es ansah. Wenn es mit Blei, Kupfer, Zinn oder Stein in Berührung kam, dann verwandelte es diese Substanzen in reines Gold. Der König trug es um seinen Hals und strahlte damit wie die Sonne inmitten der Götter. Doch andere König waren recht eifersüchtig auf dieses Juwel der Götter, und versuchten mit allen Mittel, es von König Chandrasena zu bekommen. Doch es half kein Bitten oder Tauschgebot, der König, dieser treue Verehrer Shivas, ignorierte ihre Aufdringlichkeit. Das erzürnte die Könige, und sie taten sich zusammen, um das Juwel in der Schlacht zu erringen. Mit hervorragend ausgerüsteten Armeen belagerten sie die Stadt Avanti. Und König Chandrasena suchte sogleich Zuflucht beim großen Mahakala Linga. Ohne Zweifel oder Zögern fastete der König vor dem Linga und richtete seinen Geist auf nichts anderes.

Und so erdachte der über dieses Vertrauen sehr erfreute Shiva ein Mittel, um dem bedrängten König zu helfen. Hört, ihr Lieben, wie es weiterging. In nächster Umgebung lebte eine verwitwete Kuhhirtin mit ihrem fünf Jahre alten Sohn. Einmal kam sie mit ihrem Kind in die Nähe des Lingas und schaute mit großer Hingabe zu, wie der König das Mahakala verehrte. Dann verbeugte sie sich und kehrte in ihr Heim zurück. Der Knabe hatte auch zugesehen und wollte nun auch eine Shiva Verehrung durchführen. Er suchte sich einen schönen Kieselstein - der war für ihn das Shiva Linga. Dann dachte er an all die schönen Opfergaben, die süßen Düfte, Ornamente, Kleider, Lichter, Reis und dergleichen, brachte dem Linga Blumen und Blätter dar, und fing an zu tanzen und zu singen. Er war so vertieft in seine Verehrung und die Verbeugungen, daß er nicht darauf achtete, wie ihn seine Mutter mehrfach zum Essen rief. Diese ging nach einer Weile nachsehen, fand ihren Sohn mit geschlossenen Augen vor dem Stein sitzen und wollte ihn an der Hand fortziehen. Doch er sträubte sich, so daß sie ihn ohrfeigte und den Stein weit weg warf. Dann ging sie schimpfend ins Haus zurück, und er weinte und klagte und konnte nur daran denken, wie seine Verehrung unterbrochen worden war. Er schrie so sehr, daß er kurz in Ohnmacht fiel. Als er seine Augen wieder öffnete, hatte sich das Heim in einen prachtvollen Tempel verwandelt. Shivas Gnade ließ ihn eine Tür aus Gold schauen sowie wunderschöne Girlanden an den Treppenstufen, und der Sockel war mit kostbaren, blauen Juwelen verziert. Goldene Kuppeln wölbten sich als Dach, die Säulen strahlten vor lauter schönen Edelsteinen, und der Boden war mit kristallenen Fliesen ausgelegt. In der Mitte sah der Junge ein malerisches, juwelenbedecktes Linga mit allen Dingen für die Verehrung. Überrascht stand der Junge auf und es schien ihm, daß er in einem Meer aus Glückseligkeit schwamm. Er lobte und pries Shiva, und bevor die Sonne unterging, kehrte er sich zum Haus seiner Mutter. Auch hier war alles Gold und glich der himmlischen Stadt Indras. Glücklich sah er, wie im Haus überall glänzende und funkelnde Dinge herumlagen. Seine schlafende Mutter schien ihm eine himmlische Dame zu sein, so schön und geschmückt wie sie war. Er weckte sie auf, und als sie ihr Heim so malerisch erblickte, da war auch sie überaus glücklich und umarmte ihren Sohn. Als sie erfuhr, daß dies alles Shivas Gnade bewirkt hatte, sandte sie die frohe Botschaft an den König. Dieser hatte eben die Riten zur Nacht abgeschlossen und kam sofort in Begleitung seiner Minister und Priester. Auch er war sogleich glücklich und ermutigt, vergoß Tränen der Freude, sang die Namen Shivas und umarmte den Jungen inmitten Shivas Pracht. Die Nacht verging in Jubel und Aufregung und schien nur einen Moment zu dauern. Überall wurden lobende Hymnen auf Shiva gesungen, und am Morgen erfuhren die feindlichen Könige durch ihre Spione vom herrlichen Wunder. Erstaunt versammelten sie sich und berieten:
Selbst unter unserer Belagerung bleibt die Stadt mit dem Mahakala Linga ruhig und glücklich. König Chandrasena muß ein besonderer Verehrer Shivas sein und ist daher sicherlich unbesiegbar, denn sogar die kleinen Kinder führen die Verehrung aus. Wenn wir Chandrasena angreifen, wird Shiva zornig werden, und dann sind wir verdammt. Wir sollten uns lieber mit ihm versöhnen und uns mit ihm verbinden, damit Shiva versöhnt und mit uns verbunden ist.

Nach diesem Entschluß verließ sie ihre Feindschaft, sie wurden ruhig im Geist und fühlten Frieden. Die Waffen wurden beiseite gestellt und Chandrasena besucht, der sie freundlich und in allen Ehren willkommen hieß. Dann gingen sie auch zum Haus der Kuhhirtin und lobten ihr gutes Schicksal mit himmlischen Segen. Sie betrachteten den neuen Tempel, der sich durch die Macht der Verehrung des kleinen Jungen erhoben hatte, und fühlten große Hingabe an Shiva. Den Jungen beschenkten sie mit kostbaren Sachen und verliehen ihm die Oberherrschaft über ihre Kuhherden in den verschiedenen Ländern. Und plötzlich manifestierte sich Hanuman, dieser strahlende Anführer der Affen, genau vor ihren Augen. Die Könige sprangen erst erschrocken auf, doch dann ehrten sie ihn in demütiger Haltung und hießen ihn in ihrer Mitte willkommen.

Hanuman umarmte den Jungen, schaute auf die Könige und sprach:
Möge euch allen Gutes geschehen, ihr Könige und allen hier anwesenden Seelen. Hört, ihr Guten. Es gibt für Menschen kein anderes Ziel als Shiva. Zufällig sah dieser kleine Junge hier die Verehrung Shivas mit an, und ohne alle Mantras hat er ihn so geehrt, daß er glückselig wurde. Dieser vorzüglich Hingebungsvolle vermehrt die Herrlichkeit aller Kuhhirten, wird sich in diesem Leben aller Vergnügungen erfreuen und danach die Erlösung erreichen. In der achten Generation seiner Nachfahren wird es einen Kuhhirten namens Nanda geben, in dessen Sohn sich Vishnu selbst als Krishna zeigen wird. Und von nun an wird dieser Junge hier als Shrikara (ein gutes Schicksal) berühmt sein.

Wieder schaute Hanuman auf die Könige, und dann weihte dieser göttliche Affe den jungen Shrikara freudig in die Riten Shivas ein. Und als alle noch starrten, verschwand er wieder. Die Könige kehrten hochgeehrt und zufrieden in ihre Reiche zurück, der eingeweihte Shrikara ehrte den Herrn von nun an gemeinsam mit den gelehrten Brahmanen, und Chandrasena verehrte das große Mahakala Linga mit großer Hingabe und Freude sein Leben lang. Und beide gelangten nach ihrem Tod in die Region Shivas.

Ja, so herrlich ist das Mahakalesha, dieses sündenvernichtende und gnadenspendende Abbild Shivas. Und so wißt ihr nun auch von dieser heiligen und heilsamen Geschichte, die den Himmel bringen und die Hingabe an Shiva vermehren kann.


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