Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 16 - Die Pracht des Mahakala Lichtlingas

Die Weisen sprachen:
Oh Suta, dank Vyasas Gnade weißt du einfach alles. Wir sind niemals gesättigt, von den herrlichen Lichtlingas zu hören. So bitte erzähl uns vom dritten Lichtlinga, oh heiliger Herr.

Und Suta begann:
Oh ihr glorreichen Brahmanen, in eurer Gesellschaft bin ich gesegnet und zufrieden. Ja, wahrlich heilsam ist die Gemeinschaft mit heiligen Männern. Ich erachte es als ein gutes Schicksal, euch all die göttlichen und sündenvernichtenden Geschichten zu erzählen. Also hört aufmerksam zu. Es gibt da die schöne Stadt Avanti, welche allen Seelen die Befreiung anbietet, denn Shiva liebt den Ort, und daher ist er verdienstvoll und heilsam. Es lebte dort ein Brahmane, der eifrig die Veden studierte und auch den vedischen Ritualen folgte. Er hütete das heilige Feuer und verehrte das Shiva Linga jeden Tag. Er hieß Vedapriya (Liebling der Veden) und war immer bestrebt, vollkommenes Wissen zu erlangen. Die Früchte seiner heiligen Riten hatten ihm schon vier demütige Söhne geschenkt, die ihm glichen und ebenfalls Shiva verehrten. Der älteste hieß Devapriya (Liebling der Götter), der zweite Priyamedhas (u.a. Liebling der Sarasvati), der dritte Sukrita (tugendhaft) und der jüngste Dharmavahin (Tugend praktizierend) mit den guten Riten. Ihr Verdienst ließ die Erde in Glück erstrahlen, wie der Mond in der hellen Monatshälfte gern zunimmt. Alle liebten ihre guten Eigenschaften und die Stadt erstrahlte in brahmanischem Glanze. Doch dann geschah etwas Staunenswertes. Ich werde es euch erzählen, ihr Lieben, wie ich es gehört habe. Es lebte da ein großer Dämon namens Dushana (Schuld, Gewalt…) auf dem Berg Ratnamala (Perlenkette). Er war ein König unter den Dämonen, haßte die Tugend und fromme Riten, und hielt die ganze Erde für recht unbedeutend, denn Brahma hatte ihm einen Segen gewährt, der ihn mächtig gemacht hatte. Die Götter hatte er besiegt und aus ihren Reichen geworfen, und die vedischen Riten litten sehr unter ihm. Er konnte alle Riten in den heiligen Plätzen oder Schreinen zum Erliegen bringen, und so wurde dort die Tugend an einen fernen Ort verbannt. Einmal hörte er von der schönen Stadt Avanti und beschloß, auch dort sein Unwesen zu treiben.

Mit einer großen, wehrhaften Armee begab er sich zur schönen Stadt, befahl vier mächtige Dämonen zu sich und sprach zu ihnen:
Warum machen die Brahmanen hier nicht, was ich sage? Alle, die sich an vedische Rituale halten, sind es wert, von mir bestraft zu werden. Ich habe schon die Götter im Himmel und die Könige auf der Erde besiegt, warum sollte ich also nicht noch die Brahmanen unter meine Kontrolle bringen? Wenn sie sich ein unbeschwertes Leben wünschen, sollen sie die Riten für Shiva ablegen. Ansonsten ist es zweifelhaft, daß sie weiterleben. Tut ihnen das kund, ich meine es ernst. Und nun geht sogleich, meinen Befehl auszuführen.

Sofort machten sich seine Heerführer auf den Weg und belagerten die Stadt in jeder Richtung. Doch als die Brahmanen die Absicht der Dämonen erfuhren, waren sie nicht im mindesten bewegt, sondern meditierten weiter über Shiva. Denn wer könnte in Leiden verfallen, dem Shiva hilft? So wurde die Stadt von den Dämonen überrannt, die Menschen wurden verfolgt und suchten Zuflucht bei den Brahmanen:
Ihr heiligen Herren, was sollten wir tun? Die Dämonen sind gekommen und quälen die Menschen. Sie sind schon ganz nahe.

Doch die vier Söhne von Vedapriya hatten ihr Vertrauen fest in Shiva verankert und gaben zur Antwort:
Hört, wir haben weder Waffen noch eine Armee, um die Dämonen zurückzudrängen. Vor Shiva kann niemand geschändet werden. Denn falls dies geschehen könnte, dann fiele die Untat auf ihn zurück. Er ist allmächtig und wird uns vor den Dämonen beschützen. Es gibt keine andere Zuflucht außer ihm.

Mutig führten sie die Verehrung von Shivas irdenem Linga durch. Standhaft saßen sie in Meditation versunken. Als dies die mächtigen Dämonen sahen, schrien sie:
Bindet sie! Tötet sie!

Doch da öffnete sich die Erde neben dem Linga mit lautem Knall. Aus der Spalte erhob sich Shiva in gräßlicher Gestalt. Er war Mahakala, der Vernichter der Üblen und Beschützer der Guten. Und er warnte die Dämonen:
Ich bin Mahakala, der sich wie der Gott des Todes gegen euch Übeltäter erhoben hat. Geht fort, ihr Sünder, und verlaßt sofort diese Brahmanen.

Dann verbrannte er Dushana und einen Großteil seiner Armee mit dem Klang der Silbe Hum zu Asche. Der kleine Rest floh davon. Und wie die Dunkelheit flieht, wenn sie die Sonne sieht, so verschwanden die Dämonen beim Anblick Shivas. Die himmlischen Trommeln dröhnten, es regnete Blumen, und Vishnu, Brahma und die anderen Götter kamen herzu. Sie und die Brahmanen verbeugten sich vor dem Wohltäter der Welten, legten die Hände zusammen und sangen viele Lobeshymnen. Shiva beruhigte die Brahmanen und ermutigte sie dann, ihren Wunsch zu nennen, damit er sie segnen könne.

Demütig baten diese:
Oh Herr, du Geißel der Bösen, oh Shiva, gewähre uns Befreiung vom Ozean der weltlichen Existenz. Und bitte, oh Shiva, bleibe hier zum Schutz der Menschen. Rette die, die dich schauen.

So gewährte Shiva ihren Wunsch nach Befreiung und blieb in der Erdspalte. Die Plattform, welche sein Linga stützt, erstreckt sich ein Yojana in jede Richtung. Wer das Mahakala Linga sieht, der wird nicht einmal in seinen Träumen ein Leid erfahren. Wer es mit einem langgehegten Wunsch im Herzen verehrt, wird den Wunsch erfüllt bekommen und hernach die Erlösung erlangen. Oh ihr Guten mit den großen Riten, das war die Geschichte des Mahakaleshvara. Was möchtet ihr noch hören?


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