Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 14 - Die Herkunft des Lichtlingas Someshvara

Die Weisen baten:
Oh bitte erzähl uns von den Lichtlingas, ihrer Herkunft und alles, was du über sie gehört hast.

Suta sprach:
Also hört, ihr Brahmanen, ich werde euch so gut ich kann weitergeben, was ich von meinem Lehrer gehört habe. Das beste Lichtlinga ist das Someshvara, über das ich euch als erstes erzählen werde, obwohl seine Herrlichkeit nicht annähernd in Worte gefaßt werden kann. Daksha, diese große Seele, verheiratete einst 27 seiner Töchter mit dem Mond, und sowohl Bräutigam als auch alle Bräute strahlten herrlich in dieser Verbindung. Denn das Juwel erstrahlt noch heller zusammen mit Gold, und dem Gold geht es ebenso mit dem Juwel. Doch hört, wie es sich entwickelte. Denn der Mond (Soma) liebte unter seinen Gattinnen die Rohini mehr als die anderen. Das betrübte die Vernachlässigten sehr, und sie baten ihren Vater um Beistand. Als Daksha davon hörte, wurde er traurig.

Er ging zum Mond und bat ihn ruhig:
Oh du Schatzhaus an Gnade, du bist in einer edlen Familie geboren. Wie kann es dann sein, daß du deine Gemahlinnen unterschiedlich behandelst? Bitte, hör auf damit. Mach es nicht noch einmal. Denn ein solches, ungerechtes Betragen führt in die Hölle.

Daksha kehrte wieder heim, nachdem er seinem Schwiegersohn sein Anliegen klar gemacht hatte, doch der Mond dachte nicht daran, seinem Rat zu folgen, so verblendet von Eigensinn, wie er war. Ja, Wohlstand wird nur dem zuteil, für den das Schicksal Glück vorgesehen hat. Wie könnte einer gut leben, für den Leiden vorgesehen ist? So war es sein Schicksal, daß der Mond dem guten Rat seines Schwiegervaters nicht folgte. Er mied weiterhin seine anderen Gemahlinnen und verbrachte nur Zeit mit Rohini.

Wieder kam Daksha, um ihn zu ermahnen, noch trauriger als beim ersten Mal, und sprach strafend:
Höre Mond, du hast meiner Bitte nicht stattgegeben. Daher sollst du dahinschwinden!

Kaum war der Fluch ausgesprochen, befiel den Mond die Schwindsucht. Doch als der Mond schwach und krank war, erhob sich im Universum ein lautes Wehklagen. Die Götter und Weisen fühlten sich elend und fragten sich, was nun geschehen und unternommen werden soll. Indra und die anderen Götter baten Brahma um Hilfe, verbeugten sich vor ihm, grüßten und priesen den Großen und erzählten ihm alles.

Brahma lobte erstaunt das Spiel Shivas und sprach dann zu den Göttern:
Oh welches Mißgeschick! Das ist schlimm für die ganze Welt. Ach, der Mond hat schon früher unedle Taten begangen, und nun hat ihn Daksha verflucht. Hört, was er schon angestellt hat. Er ging einst zu Vrihaspatis Haus und entführte dessen Gattin Tara. Dann verbündete er sich mit den Dämonen im Kampf gegen die Götter, obwohl ich und Atri es ihm verboten. Zwar gab er dann die schöne Tara dem Vrihaspati zurück, doch sie war schwanger, so daß Vrihaspati sie nicht annehmen wollte. Als wir ihn baten, wollte er sie nur unwillig und unter der Bedingung aufnehmen, daß sie ihr ungeborenes Kind aufgeben solle. Wir fragten sie, wer der Vater des Kindes sei, und sie meinte, es wäre der Mond. So entfernte ich das ungeborene Kind aus ihrem Leib, und Vrihaspati nahm sie wieder an. Und jetzt ist der Mond schon wieder der Wollust verfallen und handelt übel. Doch was geschehen ist, kann nicht ungeschehen gemacht werden. Ich sage euch, was jetzt getan werden muß. Hört mich aufmerksam an. Der Mond soll sich mit euch, den Göttern, zum heiligen Ort Prabhasa begeben. Dort möge er die Tryambaka Riten zur Besänftigung von Shiva ausführen. Enthaltsam und beständig soll er vor dem Herrn sitzen, und wenn Shiva erfreut ist, wird er ihn von der Schwindsucht heilen.

Und so geschah es. Die Götter baten die heiligen Wasser der Sarasvati und anderer Flüsse und ehrten mit dem Mond das irdene Linga in Prabhasa. Dann kehrten die Götter freudig heim, und der Mond blieb, um für sechs Monate Buße zu üben und das Tryambaka Mantra 100 Millionen mal zu singen. Auch meditierte er mit konzentriertem Geist über den Herrn mit den drei Augen. Lord Shiva freute seine Hingabe und erschien vor dem Mond.

Shiva sprach:
Oh Mond, möge dir Gutes geschehen. Wähle den Segen, den du im Geiste hegst. Ich werde ihn dir gewähren, denn ich bin zufrieden mit dir.

Der Mond gab zur Antwort:
Oh Herr der Götter, wenn du erfreut bist, was ist dann unerreichbar für mich? Oh Herr, möge mein Körper nicht durch die Schwindsucht verfallen. Vergib mir meine Fehler, und bleibe mir immer wohlgesonnen.

Da sprach Shiva:
Nun Mond, möge dein Körper in der einen Monatshälfte abnehmen und in der nächsten Monatshälfte wieder zunehmen.

Da versammelten sich die Götter und Weisen und segneten den Mond. Auch ehrten sie Shiva und lobten ihn hingebungsvoll. Dann baten sie ihn, er möge mit seiner Gattin für immer an diesem Ort bleiben. Auch der Mond bat darum, und erfreut manifestierte sich Shiva als Someshvara, um dem Mond und diesem Fleckchen Erde Gutes zu tun. Seit dieser Zeit ist das Linga in allen Welten berühmt, um durch seine Verehrung Krankheiten wie z.B. Schwindsucht und Lepra zu heilen. Es ist wahrlich der gesegnet, auf dessen Bitten sich Shiva in der Welt manifestiert, um sie zu heilen und zu heiligen. Die Götter schufen an der besagten Stelle einen Teich, der als der Teich des Mondes in die Geschichten einging. Shiva und Brahma teilen sich ihn, und so heilt er Sünden und sogar unheilbare Krankheiten, wenn man achtsam in ihm badet. Wer Prabhasa umrundet, der gewinnt sich den Verdienst, die ganze Erde umrundet zu haben. Und wer das Somalinga schauen kann, der wird rein, erfreut sich an den Gaben der Welt und gewinnt sich nach dem Tod den Himmel. Ja, eine Pilgerreise nach Prabhasa gewährt reichen Segen, daran gibt es keinen Zweifel.

Die Götter und Weisen verbeugten sich vor Shiva, und nahmen den geheilten Mond mit auf ihre Umrundung des Lingas. Dann kehrten alle in ihre Sphären zurück, und der Mond hielt sich an seine Pflichten. Nun habe ich euch alles über die Entstehung des Mondlingas, des Someshvara erzählt. Wer diese Geschichte hört oder anderen erzählt, wird von Sünde befreit und bekommt alle Wünsche erfüllt.


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