Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 13 - Die Herkunft der Batukas

Suta fragte:
Ich habe euch erzählt, wie Shiva als verehrtes Linga in die Welten kam. Was möchtet ihr noch hören?

Die Weisen baten:
Oh heiliger Herr, bitte erzähl uns vom prachtvollen Andhakeshvara Linga und auch von den anderen guten Lingas.

Und Suta begann:
Einst verbarg sich der Dämon Andhaka in der Tiefe des Ozeans und kontrollierte von da aus die drei Welten, was die Götter sehr quälte. Dazu tauchte er plötzlich aus dem Meer auf, peinigte die Menschen und verschwand wieder im Wasser. Die Götter baten Shiva um Hilfe, und dieser Mitfühlende versprach ihnen freudig:
Ich werde den Dämonen Andhaka vernichten, diesen Mörder an der Göttlichkeit. Marschiert ihr mit allen Heeren auf, ich werde euch mit den Geisterscharen verstärken.

Als der mächtige Dämon sich das nächste Mal zeigte, da kämpften die Götter mit ihm und seinem Gefolge einen fürchterlichen Kampf. Die Anwesenheit Shivas machte die Götter stark, und als Andhaka sich wieder in der Tiefe verbergen wollte, da durchbohrte ihn Shiva mit seinem Dreizack. In diesem Moment dachte der Dämon an Shiva und bat:
Wer dich an der Schwelle des Todes sieht, der wird sogleich eins mit dir.

Erfreut über diese ehrende Gegenwärtigkeit sprach Shiva zu ihm:
Sag den Segen, den du wünschst, ich gewähre ihn dir.

Da verbeugte sich der Dämon, pries Shiva und bat mit aufrechter Absicht:
Oh Herr der Götter, wenn du zufrieden bist, dann gewähre mir die stetige und segnende Hingabe an dich. Zeige dein unglaubliches Mitgefühl und bleibe bei mir.

Da schleuderte Shiva den Dämon in die Tiefe zurück und blieb als Linga selbst an diesem Ort, um der Welt zu helfen. Wer das Andhakesha Linga täglich ehrt, dessen Wünsche werden innerhalb von sechs Monaten erfüllt. Wenn sich aber ein Brahmane damit seinen Lebensunterhalt sichern möchte und das Linga für sechs Monate auf diese Weise verehrt, dann wird er zum Devalaka, der vom Herumtragen von Idolen lebt, und ist nicht mehr autorisiert, die üblichen Riten eines Brahmanen auszuführen.

Da fragten die Zuhörer:
Was ist ein Devalaka? Was ist sein Wesen? Oh Kluger, erklär uns das bitte.

Suta antwortete:
Es lebte einst ein Brahmane namens Dadhichi, der wohlgelehrt, tugendhaft und immer der Verehrung Shivas geneigt war. Auch beachtete er alle Riten und Regeln. Sein Sohn hieß Sudarshana und hatte eine Frau aus einer entehrten Familie geheiratet. Sie hatten vier Söhne, und er stand immer unter ihrer Herrschaft. Trotz allem folgte er dem Beispiel und den Geboten seines Vaters und beachtete alle Riten in der Shiva Verehrung. Eines Tages nun wollte Dadhichi Verwandte in einem anderen Dorf besuchen. Diese nötigten ihn, länger zu bleiben, als geplant, und so verbrachte sein Sohn Sudarshana Shivaratri ohne seinen Vater zu Hause. Er beachtete das Fasten, schlief dann mit seiner Frau, und anschließend führte er in der Nacht den Ritus der Verehrung durch. Doch er nahm zuvor nicht das rituelle Bad. Darüber geriet Shiva in Zorn und sprach:
Oh du Nachlässiger, du schläfst an diesem heiligen Tag mit deiner Frau und reinigst dich nicht einmal danach. Du bist so faul, denn das hast du mit Absicht getan. So sei denn von nun an träge und unempfänglich. Für mich bist du nun ein Unberührbarer und wirst mich nicht mehr berühren können.

Und so geschah es. Sudarshana wurde dumpf und schwerfällig. Sein Vater Dadhichi erfuhr schon auf dem Heimweg von dem Fluch, fühlte sich von Shiva getadelt und war sehr traurig. Er klagte:
Oh, wie verdammt mich die schändliche Tat meines Sohnes.

Und er, den die Götter sonst hochschätzten, grollte unablässig, wie verflucht seine Familie ist, denn der Sohn hat verdorben gehandelt und seine Frau ist verdorben. Auch Sudarshana reute es sehr, und so begannen Vater und Sohn, Parvati mit vorzüglichen Riten achtsam zu verehren. Und da sie hingebungsvoll baten, war Parvati bald zufrieden. Sie adoptierte Sudarshana als ihren Sohn, und besänftigte den verärgerten Shiva. Als dieser Sudarshana friedlich betrachtete, verbeugte sich die Göttin und setzte ihren neuen Sohn auf Shivas Schoß. Mit geklärter Butter führte sie die rituelle Reinigung an ihm aus, verlieh ihm die dreifache, heilige Schnur mit einem Knoten, und übertrug ihm das Shiva Gayatri Mantra.

(om tatpurushaya vidmahe
mahadevaya dhimahi
tanno rudrah prachodayat
Om, laß mich das Große Bewußtsein erkennen, über das große Bewußtsein meditieren. Oh großartiger Gott, ich meditiere über dich, gib mir Klarheit. Oh Rudra, erleuchte mich und inspiriere mich.

Die heilige Schnur bzw. Yajnopavita besteht aus drei Fäden. Dies zeigt an, daß man in Gedanken, Worten und Taten enthaltsam sein sollte. Jeder Faden repräsentiert auch einen Veda, nämlich Rig Veda, Yajur Veda und Sama Veda. Er repräsentiert auch Brahma, Vishnu und Shiva. Der Knoten in der Mitte repräsentiert das formlose Brahman, das höchste Prinzip. Die drei Fäden repräsentieren außerdem Sattwa, Rajas und Tamas, die drei natürlichen Grundeigenschaften im Menschen, und der Knoten steht dann für den großen Herrn, der die Illusion beherrscht.)

Dann führte Sudarshana die Verehrung Shivas im Geiste aus, indem er 16 mal „Om Namah Shivaya“ meditierte und fügte das Wort „Shri“ vor Shiva ein. Danach wurde das Ritual mit Mantras, Musik und Lobpreisungen in Anwesenheit der himmlischen Weisen vollendet.

Shiva und die Göttin waren entzückt und sagten zum brahmanischen Jüngling:
Nahrung, Öl, geklärte Butter oder reiche Güter - was immer uns geopfert wird, darfst du annehmen und sammelst dabei keine Sünde an. In den Riten, die mich und besonders die Göttin betreffen, darfst du als Hauptpriester fungieren. Im Prajapatya-Ritus sollst du der Erste sein, damit der Ritus vollkommen wird. Das Tilaka mußt du rund malen. Dann nimmst du dein Bad, singst die Sandhya Gebete und das Gayatri. Erst kommt der Dienst an mir, dann werden die anderen Riten der Familie ausgeführt. Und wenn du das alles beachtest, wird das zu deinem Wohl gereichen. Deinen Fehler habe ich dir verziehen.

Nach diesen Worten weihte Shiva die vier Söhne von Sudarshana als Batukas in den Himmelsrichtungen (Batuka = lit. Sohn eines Brahmanen). Auch die Göttin segnete die Vier, nachdem sie Sudarshana als ihren Sohn bei sich behalten hatte, und sprach:
Wer mein Batuka (Sohn) ist, wird in jedem Kampf siegreich sein. Daran brauchst du nicht zu zweifeln. Wer dich ehrt, hat auch mich geehrt. Mögest du immer deinen Pflichten folgen, mein Sohn.

So segneten der Gott und die Göttin den edlen Sudarshana und seine Söhne, damit es den Welten nütze. Shiva und Parvati haben sie als Batukas eingesetzt, und auch wenn sie zuvor ihre Buße vernachlässigt hatten, werden sie nun Tapodhamas (große Asketen) genannt. Sie haben sich auf viele Arten in der Welt ausgebreitet. Ihre Aufgabe ist die Verehrung von Shiva an erster Stelle jeder Verehrung. Niemand sollte die übrigen Verehrungen durchführen, bevor sie nicht Shiva geehrt haben. Sonst ist der Ritus vergebens. Einen Batuka sollte man niemals verachten, wie ungünstig die Umstände auch sein mögen. Und im Prajapati Ritus und dem anschließenden Festessen gilt er als vorzüglich. Auch bedenke man die Unterschiede (zwischen einem Batuka und anderen Brahmanen) in den Riten für Shiva und Parvati. Hört mich dazu an, ihr Klugen, ich werde es euch erklären:

Ich habe nämlich von dem Vorfall in der Stadt des Königs Bhadra gehört. Also lauscht, was während der täglichen Prajapati Verehrung in der Nähe des Andhakesha Linga geschah. Shiva hatte dem König ein Banner gegeben, weil er mit dessen Hingabe so zufrieden war. Außerdem hatte Shiva ihm gesagt:
Ist der Prajapati Ritus vollständig, dann wird sich das Banner am Morgen erheben und (am Mast) anbinden und am Abend wieder fallen. Falls der Ritus nicht komplett ist, wird es die ganze Nacht oben bleiben.

Nach diesen Worten verschwand Shiva, und der König nahm die Prozedur willig an. Jeden Tag wurde der Prajapati Ritus nach allen Regeln durchgeführt, und das Banner erhob sich am Morgen und senkte sich am Abend. Einmal jedoch, wurde der Batuka noch vor allen anderen Brahmanen gespeist, und das Banner fiel, bevor alle Brahmanen gegessen hatten. Der König fragte seine Berater nach dem Grund:
Die Brahmanen essen noch. Warum weht das Banner nicht und fiel schon herab? Sagt mir die Wahrheit, ihr weisen Männer.

Und die trefflichen Gelehrten antworteten dem König:
Oh großer König, der Batuka Brahmane hat zuerst gegessen, und das hat Shiva so gefallen, daß er den Ritus als komplett angesehen hat. Deswegen ist das Banner schon unten.

Da staunten alle sehr und lobten den Batuka. Ja, so hat Shiva die Batukas erhoben, und sie werden von denen als großartige Ritualisten gelobt, die altes Recht noch gut kennen. Zuerst soll die Verehrung Shivas vom Batuka ausgeführt werden, und von niemandem sonst, denn nur er wurde von Shiva dazu ernannt. Und er beendet auch den Ritus mit dem Satz: „Möge die Verehrung nun vollständig sein.“ Dies allein ist seine Aufgabe und Pflicht (und nicht die anderen Riten dazwischen, für die sind andere Brahmanen zuständig). Und so habe ich euch nun alles beantwortet, was ihr mich gefragt habt. Wer es hört, erntet den Verdienst der Shiva Verehrung.


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