Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 12 - Wie das Shiva Linga in die Welt kam

Die Weisen sprachen:
Oh Suta, dank der Gnade von Vyasa weißt du alles, und nichts ist dir verborgen. Darum möchten wir dich etwas fragen. Das Linga als Form von Shiva wird überall verehrt. Doch gibt es dafür einen speziellen Grund? Wir haben auch gehört, daß Parvati, die Geliebte Shivas, in Gestalt eines Pfeiles beschrieben wird. Warum, oh Suta? Bitte stille unsere Neugier und berichte uns, was dir darüber bekannt ist.

Und Suta gab zur Antwort:
Das ist eine Geschichte aus einem anderen Zeitalter, und ich habe sie von Vyasa gehört. Ich werde sie euch erzählen, ihr guten Brahmanen, bitte hört mir zu. Es gab da diesen wunderbaren Wald namens Daruvana, indem viele hervorragende Weise immerzu über Shiva meditierten. Dreimal am Tag führten sie die ehrenden Rituale für Shiva durch und priesen ihn mit verschiedenen Hymnen. Einmal ging der führende Brahmane in den Wald, um Zweige für die Opfer zu sammeln. Dies nutzte Shiva, um die Hingabe der übrigen zu prüfen. Er nahm eine gräßliche Gestalt an, loderte wie Feuer und war gänzlich nackt. Nur Asche hatte er auf seinen Körper geschmiert, und so stand er vor den Leuten, trickste herum und hielt seinen Penis. Die Ehefrauen der Brahmanen waren geschockt, die anderen Frauen eher überrascht und neugierig. Sie kamen näher, umarmten den wilden Mann, hielten seine Hand und versuchten, die jeweils andere wegzustoßen. Als die weisen Männer zu dem schamlosen Spektakel kamen, waren sie entsetzt und zornig.

Verwirrt fragten sie: „Wer ist das?“, doch der Nackte gab keine Antwort, und so riefen sie:
Du handelst pervers! Du schändest den vedischen Pfad! Sofort soll dein Penis abfallen!

Sogleich fiel der Penis des großen Gottes in dieser wunderlichen Gestalt zur Erde und raste brennend durch die Einsiedelei. Und alles, was vor ihm war, wurde verbrannt. Er raste durch die niederen Welten und den Himmel, dann über die Erde und hielt nirgends an. Die Welten und Menschen litten, die Weisen waren niedergedrückt, und nicht einmal die Himmlischen kannten noch Freude. Die Götter, die Shiva nicht erkannten, wurden traurig. Sie eilten zu Brahma und baten um Hilfe.

Brahma hörte sie an, erkannte, daß sie von Shivas Illusion verblendet waren, verbeugte sich vor Ihm und sprach zu den Göttern:
Ach ihr Großen, obwohl ihr als weise geltet, so handelt ihr doch unklug. Warum beschwert ihr euch über die Unwissenden, die ebenso handeln? Und wer könnte noch auf Freude hoffen, nachdem er Shiva so beleidigt und verschmäht hat? Wer einen Gast zur Mittagszeit nicht willkommen heißt, dessen Tugend nimmt der Gast mit sich. Und was mag erst geschehen, wenn Shiva selbst dieser Gast ist? Nun, ihr Götter, solange der Penis nicht zur Ruhe kommt, wird es in den drei Welten keine Freude mehr geben. Damit sage ich euch die Wahrheit. Ihr müßt alles unternehmen, daß der anhält. Also überlegt.

Die Götter verbeugten sich und baten:
Oh Brahma, bitte sag uns, was wir tun sollen. Sei unser Führer in dieser Sache.

Und Brahma meinte:
Die Götter mögen die Göttin Parvati besänftigen und um Hilfe bitten. Wenn sie die Gestalt einer Vagina annimmt, dann wird der Penis von Shiva zur Ruhe kommen. So hört auch, wie ihr das zustande bringt. Natürlich müßt ihr mit Liebe und Hingabe handeln, das wird die Göttin gnädig stimmen. Dann zeichnet ein achtblättriges, mystisches Lotusdiagramm und hängt einen Topf darüber auf. Gießt Wasser aus den heiligen Orten in den Topf und gebt Durvagras-Halme und Gerste hinein. Dann besprecht den Topf mit heiligen Mantras und ehrt ihn mit vedischen Ritualen, nachdem ihr an Shiva gedacht habt. Besprenkelt den Penis mit dem Wasser und besingt ihn mit Satarudriya Mantras, dann wird er zur Ruhe kommen. Parvati als Vagina und ein glücksbringender Pfeil formen den Sockel, auf den ihr das Linga stellen sollt. Besänftigt Lord Shiva mit süßen Düften, Sandelpaste, duftenden Blumen, Räucherwerk und geopferter Nahrung, verbeugt euch, singt heilige Hymnen und spielt Musik. Das wird ihm gefallen. Sprecht die Svastyayana Mantras und verkündet den Sieg für den Herrn. Dann sprecht noch folgendes Gebet: Oh Herr der Götter, sei uns gnädig, du Erleuchter des Universums. Du bist Schöpfer, Beschützer und Vernichter. Du bist unvergänglich, der Ursprung des Universums, der Anfang und die Seele von allem. Oh Shiva, sei friedlich, dann wird es keine Verwirrung in den Welten, sondern nur Freude geben.

Nach diesem Ratschlag verbeugten sich die Himmlischen vor Brahma und suchten zum Wohle der Welten Zuflucht bei Shiva. Dieser war über ihre Hingabe erfreut und sprach:
Ihr Götter und Weisen, hört mich an. Wenn mein Linga in einer Yoni gehalten wird, dann kehrt Glück in die Welten ein. Doch nur Parvati und keine andere Frau kann mein Linga tragen. Wenn sie mich hält, wird Friede und Ruhe sein.

So gingen die Götter mit Brahma zu Parvati und baten sie um Hilfe. Alles geschah, wie Brahma es vorgeschlagen hatte, und das Linga kam zur Ruhe. Shiva und Parvati waren erfreut, die Welten kehrten zum Wohlstand zurück, und Linga und Yoni wurden berühmt in der Welt. Das Linga wird seither auch „Hatesha“ oder „Parvati-Shiva“ genannt. Wer es ehrt, wird in jeder Beziehung Glück erfahren. Alles wird blühen und gedeihen, und hernach gewährt es die Befreiung. Daran dürft ihr keinen Zweifel haben.


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