Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 4 - Die Herrlichkeit des Atrishvara Linga

Suta fuhr fort:
Plötzlich erwachte der weise Atri aus seiner Trance und bat seine Frau:
Gib mir Wasser.

Sofort nahm diese den Topf und ging los, um Wasser zu beschaffen. Doch der Wald war trocken und öde, und die Dame überlegte schwer:
Wo kann ich nur Wasser herbekommen? Was soll ich tun und in welche Richtung gehen?

Da erblickte sie die Ganga, die bei ihrem Näherkommen eine wunderschöne Gestalt annahm und zu ihr sprach:
Oh sanfte Dame, ich bin so entzückt von dir. Wohin gehst du? Sag es mir, du gesegnete Dame. Ich werde ganz sicher dein Gebot ausführen.

Überrascht hörte die heilige Dame diese Worte, und sie erwiderte erfreut:
Oh du Wunderschöne mit Augen wie Lotusblüten, woher kommst du so plötzlich? Bitte sag mir die Wahrheit, denn eine fromme Dame spricht immer gute Worte.

Da sprach die himmlische Ganga, dieser Beste der Ströme:
Du fromme Dame, seit ich gesehen habe, wie du deinem Gatten dienst und ihr beide Shiva mit heiligen Riten verehrt, bin ich in deiner Nähe geblieben. Oh Dame mit dem reinen Lächeln, ich bin die Ganga, die deine Aufrichtigkeit angezogen hat. Wähle den Segen, den du möchtest.

Da verbeugte sich Anasuya und bat:
Wenn du zufrieden bist, oh Himmlische, dann gib mir Wasser.

Ganga sprach:
Grab ein Loch.

Was Anasuya sogleich tat. Die himmlische Dame begab sich in die Grube und sogleich war diese mit Wasser gefüllt. Erfreut und erstaunt bat da Anasuya die Göttin:
Wenn du mir noch eine Gnade erweisen möchtest, dann bleib bitte hier, bis mein Ehemann kommt.

Und Ganga gab zur Antwort:
Oh Sündenlose, gib nun deinem Ehemann dieses Wasser.

Die Dame handelte, wie ihr geheißen, und gab ihrem Ehemann das himmlische Wasser. Atri reinigte sich erst und trank dann, was ihn außerordentlich glücklich machte. Er dachte: Oh, solches Wasser habe ich noch nie getrunken! Dann blickte er um sich, sah nur vertrocknete Bäume und nackte Erde und fragte:
Noch kein Regen gefallen?

Seine Frau verneinte, und da fragte er sie, woher sie das Wasser hätte. Da überlegte Anasuya beschämt:
Wenn ich ihm die Wahrheit sage, gebe ich an. Wenn ich es ihm nicht sage, verletzte ich mein Gelübde. Wie kann ich es ihm nur sagen, um die beiden Sünden zu vermeiden?

Während sie noch überlegte, fragte ihr Gatte sie nochmals, und plötzlich hatte sie dank Shiva eine kluge Idee. Sie sprach:
Oh Herr, bitte höre, ich werde dir sagen, was geschehen ist. Dank der Macht Shivas und deiner Verdienste, kam die Ganga höchstpersönlich hierher. Es ist ihr Wasser, das kannst du mir glauben.

Erfreut und erstaunt dachte der Weise an Shiva und sprach zu seiner Frau:
Oh geliebte und schöne Dame, ob du die Wahrheit sagst oder eine Lüge, ich kann es kaum glauben. Wie konnte etwas so Seltenes geschehen, was selbst den Yogis und Göttern kaum gelingen mag? Ich bin völlig überrascht, oh glücksverheißende Dame. Ich glaube es nur, wenn ich es selbst sehe.

Da sprach seine liebende Gemahlin:
Dann komm mit mir, weiser Herr, wenn du die Ganga sehen möchtest, diesen besten Fluß.

Dann dachte sie an Shiva und führte ihren Mann zu dem Ort, an dem die Ganga in himmlischer Gestalt in der Grube wartete. Als Atri die Grube bis zum Rand mit Wasser gefüllt erblicke, sprach er:
Sie ist gesegnet. Ist es die Frucht meiner Buße oder von etwas anderem?

Dann lobte und pries er sie hingebungsvoll, nahm ein Bad, führte die reinigenden Riten durch (Acamana, das Nippen von Wasser aus der Hand) und lobte sie wieder und wieder. Auch Anasuya nahm ein Bad im schönen, klaren und reinen Wasser und führte alle Riten aus. Dann sprach die Ganga zu ihr:
Nun gehe ich wieder in mein Reich zurück.

Da sprach die fromme Anasuya zu ihr mit gefalteten Händen und viel Lobpreis:
Oh Göttin, wenn ich dich erfreuen konnte und du mir gnädig gesinnt bist, dann bleib hier für immer in diesem Bußehain. Es ist die Natur der Großen, daß, wenn sie einmal eine Bitte akzeptiert haben, niemals wieder davon ablassen.

Auch Atri bat sie:
Bitte bleib hier und hilf uns. Segne uns, oh bester Fluß, und erhalte uns.

Erfreut antwortete die Ganga:
Wenn du mir ein Jahr deines Verdienstes aus dem Dienst an Shiva überläßt, dann bleibe ich zum Wohle der Welten und Götter. Wohltätige Gaben, zeremonielle Reinigungen an heiligen Orten, Opfer oder Yogariten können mich nicht so zufriedenstellen wie Frömmigkeit. Oh keusche Dame, ich sage die Wahrheit, der Geist freut sich am meisten, wenn er eine fromme Dame erblickt. Als ich dich sah, oh Anasuya, waren alle meine Sünden getilgt. Ich wurde so rein und fromm wie Parvati. Wenn du dir also Gutes wünschst, dann gib deinen Verdienst zum Wohle der Welten ab, und ich bleibe hier.

Sogleich übertrug Anasuya den Verdienst eines Jahres an die Göttin, denn es ist die Natur der Großen, daß sie zum Wohle aller handeln, wie auch Gold, Sandel und Zuckersaft immer zum Wohle aller wirken. Als Shiva das Verhalten der tugendhaften Frau sah, freute es ihn sehr, und er erschien aus dem irdenen Linga.

Dann sprach er:
Oh fromme Dame, deine Tat hat mich so gefreut. Bitte sag den Wunsch, den ich dir erfüllen soll, denn ich bin dir sehr geneigt.

Das Paar schaute verwundert auf die schöne Erscheinung, und als sie den fünfgesichtigen Shiva erkannten, staunten sie sehr. Sie verbeugten sich, ehrten und priesen ihn, den Segenspender der Welten, und sprachen mit großer Demut und Hingabe:
Oh Herr der Götter, wenn du und die Mutter des Universums zufrieden seid, dann bleibe hier in diesem Bußehain zum Segen der Welt.

Erfreut blieben also Ganga und Shiva in der Einsiedelei des frommen Paares. Und das Linga hieß von da an Atrishvara, so wie die Ganga in Anasuyas Grube blieb. Diese ist nur eine Handlänge tief, und doch ist sie seitdem immer mit sanftem, klarem Wasser gefüllt. Die Weisen verließen mit ihren Frauen und Schülern die heiligen Tempel und kehrten in den Wald zurück. Es wuchsen ausreichend Gerste und anderes Getreide, und die Menschen konnten unter Anleitung der Weisen auch wieder alle heiligen Riten ausführen. Das fromme Leben erfreute die Götter, es regnete reichlich, und die Welt wurde wieder froh.

So habe ich dir von der Herrlichkeit des Linga Atrishvara erzählt. Die Geschichte ist angenehm, führt zu irdischen Freuden, Hingabe und Erlösung.


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