Pushpak Shiva-Purana Buch 9Zurück WeiterNews

Kapitel 3 - Die Buße von Atri und Anasuya

Suta erzählte:
Das Linga Mattagajendraka in Brahmapuri beim Chitrakuta wurde einst von Brahma errichtet und kann großzügig alle Wünsche erfüllen. Östlich davon gibt es das segengewährende Linga Kotisha. Im Westen der Godavari gibt es das berühmte Pashupati Linga. Der Herr selbst erschien im Süden als Atrishvara, um den Menschen während einer gräßlichen Dürre zu helfen und Anasuya glücklich zu machen.

Da riefen die Weisen:
Oh Suta, lieber Suta, wie wurde der göttliche Shiva als Atrishvara geboren? Bitte erzähl uns das, du Gezügelter.

Und Suta antwortete:
Die Frage ist ganz vorzüglich gestellt, denn die Geschichte, die ich euch gleich erzählen werde, kann sofort alle Sünden auflösen. Südlich von Chitrakuta gibt es den großen Wald namens Kamada (u.a. wunscherfüllend, großzügiger Herr), welcher vorzüglich geeignet ist, Askese zu üben. Dort lebte der Weise Atri mit seiner Gattin Anasuya, und beide übten tiefste Buße. Es gab zu dieser Zeit eine große, 100 Jahre währende Dürre im Land, welche den Wesen sehr zusetzte. Die Bäume trugen weder Blätter noch Früchte, nirgends war mehr Grün oder Wasser zu sehen, nicht einmal mehr für die nötigsten täglichen Verrichtungen, und die Winde bliesen rauh und trocken. Überall war Leid und Schmerz, und die geliebte, fromme Gattin Atris sprach zu ihrem Mann:
Ich kann dieses Elend nicht mehr ertragen.

Atri ließ sich daraufhin in den Yogasitz nieder, wiederholte dreimal das Pranayama und versank in meditative Trance. Er meditierte über Shiva, der ohne jede Ablenkung und strahlend in jeder Seele wohnt. Seine Schüler jedoch verließen ihn nach und nach, denn sie konnten keine Nahrung mehr finden. Und so befand sich Anasuya bald allein im Wald. Freudig diente sie ihrem Gatten, formte ein schönes Linga aus Lehm, sprach die passenden Mantras und ehrte Shiva im Geiste mit großer Hingabe. Dann umschritt sie ihren Gatten und auch Shiva und verbeugte sich. Die Dämonen sahen wohl das tugendhafte Betragen der Dame und hielten sich von ihr fern, denn ihr Glanz blendete sie sehr. Und ihre stille und unauffällige Verehrung Shivas in Wort, Tat und Gedanken übertraf sogar die ihres Gatten. Solange Atri in Meditation und Pranayama versunken war, übte sie ihren hingebungsvollen Dienst, und so blieb das Paar für lange Zeit allein im Wald. Nichts konnte die beiden ablenken.

Eines Tages kamen die Götter und himmlischen Weisen, sogar die Ganga und alle Flüsse, um die beiden zu besuchen. Freudig überrascht sprachen sie zueinander:
Was ist besser? Seine Buße oder ihr Dienst?

Und nach einiger Diskussion waren sie sich einig:
Der Heilige ist gesegnet, und auch seine Frau, denn beide üben ihre Buße mit großer Freude. Und wir kennen niemanden in der Welt, der je eine so schwere und vorzügliche Buße ausführte.

Dann gingen die meisten Götter wieder fort, und nur Ganga und Shiva blieben. Die Ganga sprach:
Ach, wie sehr hat die Tugend der Dame uns gefreut. Ich werde erst gehen, wenn ich ihr geholfen habe.

Und auch Shiva freute die Meditation von Atri so sehr, daß er blieb und nicht zum Kailash zurückkehrte. So vergingen 45 Jahre, und es fiel kein einziger Tropfen Regen. Die ganze Zeit meditierte der Weise, und Anasuya diente ihm und aß nichts. Nun hört, was weiterhin geschah.


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