Nandi sprach:
Und Arjuna kämpfte einen hervorragenden Kampf. Im ersten Angriff durch die Geisterscharen wurde Arjuna verletzt, doch er dachte an Shiva und konnte den Angriff zurückschlagen. Dann standen sich Shiva als Jäger und Arjuna gegenüber. Arjuna schoß gewaltige Waffen auf sein Gegenüber, doch Shiva vereitelte alle Geschosse und zertrümmerte noch Arjunas Rüstung, so daß dieser schutzlos war. Doch er kämpfte tapfer weiter. Beide schwebten für einige Zeit in der Luft, kamen wieder herunter, und als Arjuna den Boden berührte, packte er die Füße Shivas und wirbelte ihn herum. Dieser lachte und zeigte sich Arjuna in seiner himmlischen Gestalt mit allen Zeichen.
Als Arjuna diese Gestalt erkannte, diese schöne Gestalt, die Vyasa ihm beschrieben hatte, und über die er so lange meditiert hatte, da war er zutiefst bestürzt und rief:
Oh, das ist Shiva, den ich zum Herrn erwählte, der Gebieter über die drei Welten. Was habe ich getan? Oh wie hat mich sein Zauber getäuscht, als er sich mir in anderer Gestalt zeigte.
Er faltete die Hände und beugte sein Haupt und sprach:
Oh großer Gott, Herr der Götter, du gnädiger Shiva, vergib mir meine Dummheit. Du hast mich mit einer anderen Gestalt genarrt und ich schäme mich, daß ich gegen meinen Meister gekämpft habe.
Voller Reue fiel Arjuna zu Füßen Shivas nieder. Doch Shiva sprach tröstend:
Oh Arjuna, sei heiter. Du bist ein großer Verehrer von mir. Ich wollte dich prüfen, also klage nicht länger.
Dann richtete ihn Shiva auf, und Arjunas Scham verschwand und machte einer großen Freude Platz. Und Arjuna, der schon von vielen Helden geehrt worden war, hörte versonnen folgende Worte vom großen Gott:
Du trefflicher Sohn des Pandu, lieber Arjuna, ich bin dir wohlgesonnen. Wähle einen Segen. Auch deine Geschosse und Schläge haben mich geehrt. Es war mein Wille und nicht dein Fehler. Dein Kampf mit mir wird deinen Ruhm unter deinen Feinden verkünden und dir zum Wohle gereichen. Also laß deine Reue fahren und wähle den Segen, den ich dir gewähren soll.
Da sprach Arjuna mit Sorgfalt und Demut:
Oh freundlicher, großer Herr, wie könnte ich dein Mitgefühl je erfassen, deinen Willen je begreifen? Verehrung sei dir, oh Herr der Götter, du Bewohner des Kailash. Verehrung deinen fünf Gesichtern, deinem verfilzten Haar, deinen drei Augen und deinem blauen Hals. Verehrung dem Erleuchteten mit dem Stier im Banner und Parvati als zweiter Hälfte. Verehrung deinen zehn Armen, die Trommel und Totenschädel halten, und Verehrung deiner Kette aus Totenschädeln. Verehrung deinem kristallrein strahlenden Körper, dem Bogen Pinaka in deiner Hand und dem vorzüglichen Dreizack. Verehrung dir, der du Tigerfell und Elefantenhaut als Kleid trägst. Verehrung deinen glänzenden, roten Füßen, die aller Verehrung durch Nandi und die Geisterscharen würdig sind. Verehrung den Schlangen, die deinen Körper umzingeln. Verehrung dem Träger der Ganga, der die Gestalt von Ganesha und Kartikeya angenommen hat. Verehrung dem, der Erlösung und die Hingabe zur Erlösung gewährt. Verehrung dir, der du ohne Eigenschaften bist. Verehrung dir mit Eigenschaften, mit und ohne Formen, teilbar und unteilbar. Verehrung dir, der du mich in Gestalt eines Jägers segnest, der du gern mit Helden kämpfst und auf alle mögliche Arten in der Welt handelst. Welche strahlende Gestalt man auch erblickt, es ist dein Glanz, den man sieht. Du bist reines Bewußtsein, und nimmst alle möglichen Gestalten an, um in der Welt zu wirken. Es gibt keine Grenze für deine Meisterschaft, so wie man die Staubteilchen, die Sterne oder die Regentropfen nicht zählen kann. Selbst die Veden können deine Qualitäten nicht alle aufzählen, oh Herr, wie könnte ich es dann? Was deine Natur auch sein mag, ich verehre dich. Bitte hab Mitgefühl mit deinem Diener. Oh Shiva, du bist mein Meister.
Freundlich sprach da Shiva zu Arjuna:
Wozu die vielen Worte? Wähle einen Segen, mein Sohn. Ich werde dir alles geben.
Und Arjuna bebte, als er nun sprach:
Was soll ich sagen? Du bist die unveränderliche Seele in allem. Ich schaffe es nicht, dir meine Gedanken zu Gehör zu bringen. Bei deinem Anblick haben sich alle Gefahren von unseren Feinden aufgelöst. So bitte sorge dafür, daß ich die nötigen weltlichen Kräfte erlange.
Er verbeugte sich, stand mit gefalteten Händen und schwieg, während Shiva ihm hoch erfreut die unbesiegbare, himmlische Waffe Pashupata überließ. Dann sagte Shiva zum strahlenden Krieger:
Ich habe dir meine eigene, großartige Waffe übergeben. Damit bist du nun unbezwingbar. Sie wird dir den Erfolg über deine Feinde gewähren. Ich werde auch Krishna davon erzählen, und er wird dir helfen. Er ist meine eigene Seele und handelt wie ich. Oh Sohn eines Königs, du wirst dank meiner Macht schon bald über dein Reich herrschen und mit deinen Brüdern gerechte Taten vollbringen.
Dann hielt er noch seine Hand über Arjunas Kopf und verschwand. Arjuna kehrte erfreut zu seinen Brüdern zurück, die sich bei seinem Anblick wie neu belebt fühlten. Sie konnten nicht genug davon hören, wie Shiva zufrieden war und Arjuna erfolgreich. Sie alle verbeugten sich vor Shiva, während ein Blumenschauer vom Himmel fiel und die Luft nach Sandel duftete. Sie wußten nun, es war bald Zeit zu handeln. Und auch Krishna kam bald zu ihnen und vermehrte noch ihr Glück.
Deshalb sage ich, daß Shiva alles Leiden auflösen kann. Ich diene ihm immerzu, und mögest auch du ihm immer achtsam dienen. Die Geschichte über seine Kirata Inkarnation ist nun zu Ende. Wer sie hingebungsvoll hört oder liest, bekommt alle Wünsche erfüllt.