Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 40 - Gespräch zwischen Arjuna und einem der Jäger

Nandi erzählte weiter:
Nun höre, wie es weiter ging mit Shiva, der auf der Welt sein Spiel sich entfalten läßt. Shiva sandte einen aus seinem Gefolge, um den Pfeil zu holen. Arjuna hatte die gleiche Absicht und traf sich mit dem scheinbaren Jäger neben dem Eber.

Arjuna hob seinen Pfeil auf, doch Shivas Gefolgsmann sprach zu ihm:
Oh warum nimmst du diesen Pfeil an dich? Du bist doch ein Asket. Laß ihn los, es ist mein Pfeil.

Arjuna gab zurück:
Oh Waldbewohner, was sagst du da, ohne es zu verstehen? Du täuschst dich. Ich habe diesen Peil abgeschossen. Wie kann er dein sein? Schau, mein Name ist eingeschnitzt mit vielen Linien. Auch die Federn sind von mir. Du hast wohl eine recht wilde Natur, daß du meinst, es wäre dein Pfeil.

Lachend sprach da der Jäger:
Höre, du kannst kein Weiser sein, denn du sagst hier eine Lüge. Daher trägst du nur seine Verkleidung und übst auch keine wahre Askese. Also täuschst du die Leute. Denk nicht, ich bin hier allein. Ich bin ein Heerführer, und mein Herr sitzt dort drüben mit seinem zahlreichen Volk. Er kann dich beschenken oder vernichten. Und es ist sein Pfeil, den du an dich genommen hast. Ich werde ihn dir nicht überlassen. Oh Asket, warum willst du all die guten Früchte deiner Askese wegwerfen? Deine schöne Buße wird durch Diebstahl ganz verdorben. Auch Stolz, der mit Betrug verbandelt ist, und das Brechen eines Versprechens mindern guten Verdienst. So denk nach, welche Frucht du hier ernten willst. Wenn du diesen Pfeil nicht losläßt, so gehörst du zu den undankbaren Schurken. Denn mein Meister hat seinen Pfeil abgeschossen, um dich zu beschützen. Der gefährliche Eber wurde von ihm getötet, und du willst jetzt seinen Pfeil behalten. Das ist so undankbar. Damit vernichtest du deine Buße. Außerdem lügst du. Was willst du damit bezwecken? Wenn du Pfeile brauchst, dann geh zu meinem Herrn und bitte ihn darum. Er kann dir viele geben. Doch es gehört sich nicht, daß du seine Hilfe nicht bedenkst. Sei nicht so hinterhältig.

In Arjuna, dem Sohn der Kunti, erhob sich Ärger bei diesen Worten. Er dachte an Shiva und gab folgende, maßvolle Antwort:
Höre Jäger, ich werde es dir erklären. Ich kenne euch Waldbewohner, und deine Worte sind unwahr. Ich bin ein König, und du bist ein Dieb. Kampf kann es zwischen uns nicht geben, denn ich muß mit Männern kämpfen, die mir an Stärke und Rang gleichen. Dein Herr wird nicht anders sein als du, du Dieb. Und ich, ein König, kann doch keinen Dieb um etwas bitten. Warum erschleichst du dir den Pfeil von mir? Ich bin ein König und gebe bereitwillig, wenn es nötig ist. Doch wozu lange Rede? Möge dein Herr kommen und gegen mich kämpfen. Besiegt er mich, kann er sich den Pfeil nehmen und nach Hause gehen. Wozu noch mehr Aufschub?

Doch der Jäger gab nicht klein bei:
Du bist so töricht, du bist kein asketischer Weiser. Warum lädst du den Tod ein? Gib den Pfeil auf und lebe glücklich weiter. Anderenfalls wirst du großen Kummer erfahren.

Arjunas Antwort war:
Höre mich aufmerksam an, du Jäger des Waldes. Wenn dein Herr herkommt, werde ich meine Stärke zeigen. Mit dir werde ich nicht kämpfen, denn der Kampf zwischen einem Löwen und einem Schakal ist nicht lobenswert. Geh nun zu deinem Herrn, ich bin bereit.

Da ging der Jäger zu Shiva, berichtete ihm alles, und Shiva war hoch erfreut. Er ließ seine Jägerschar näherkommen und zeigte sich Arjuna. Dieser hob seinen Bogen und stellte sich in Position. Noch einmal entsandte Shiva als Anführer des Waldvolkes einen Boten, der zu Arjuna sprach:
Sieh die Armee näherkommen, oh Asket. Warum suchst du den Tod wegen einer Bagatelle? Deine Brüder sind schon kummerbeladen, deine Gattin trauert, und dein Königreich wird dir aus den Händen gleiten.

Arjuna widersprach:
Wenn ich das tue, was du sagst, wird mich eben dieses Elend ereilen. Wenn ich den Pfeil abgebe, der mir gehört, dann werde ich zur Ursache von Schande für meine Familie. Und wenn auch meine Brüder leiden oder all mein Wissen vergeblich ist, komm und kämpfe gegen mich. Kein Löwe hat Angst vor einem Schakal, und kein König vor einem Jäger des Waldes.

Da trat Shiva als Jäger vor Arjuna hin, und der Kampf war beschlossen.


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