Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 39 - Tod des Dämonen Muka und die Inkarnation Shivas als Jäger

Nandi fuhr mit der Geschichte fort:
Arjuna führte alle Riten gewissenhaft aus, die rituellen Reinigungen, die Mantras, die Fingerstellungen und auch die Meditation. Wie ein großer Yogi stand er auf einem Fuß, starrte in die Sonne und wiederholte unermüdlich das Shiva Mantra. Dabei war sein Geist freudig, und die Götter selbst staunten über solche Buße.

Sie gingen zu Shiva und erzählten ihm davon:
Oh großer Herr, da steht ein Mann und übt hervorragende Buße, um dich gnädig zu stimmen. Warum gehst du nicht und gewährst ihm, was er wünscht?

Dann priesen die Götter Shiva und standen still, während sie auf seine Füße schauten. Erfreut antwortete ihnen Shiva:
Geht nur in eure Reiche, ihr Götter. Ich werde sicherlich in dieser Sache handeln.

Was die Götter taten. In der Zwischenzeit kam der Dämon Muka dahin, wo Arjuna seine Askese ausführte. Die Boshaftigkeit Duryodhanas war sein Antrieb, und er hatte die Gestalt eines riesigen Ebers angenommen. Auf seinem Weg entwurzelte er Bäume und zerschlug die Gipfel der Berge. Grunzend und brüllend wühlte er überall die Erde auf und kam schnell näher.

Als Arjuna den Eber entdeckte, dachte er:
Wer ist das? Woher kommt er so plötzlich? Er scheint recht unbarmherzig und grob zu sein. Vermutlich wird er herkommen und mich angreifen. Er scheint mein Feind zu sein, ja, nun bin ich sicher. Ich habe schon viele Dämonen getötet. Und er ist wohl einer von denen, die nun Rache suchen. Oder er ist ein Freund Duryodhanas, der ihm Gutes tun will. Ja, nur der spendet Segen, bei dessen Anblick der Geist sanft und ruhig wird. Doch bei wessen Anblick der Geist unruhig wird, der ist sicherlich ein Feind. Das Verhalten erklärt die Familie, der Körper die Art der Ernährung, die Rede kündet von Gelehrtheit, und das Auge zeugt von Zuneigung. Die Absicht selbst wird von Mimik und Gestik kundgetan. Beachte dabei die Art der Augen. Es gibt vier: strahlend, leidenschaftlich, blinzelnd und gerötet. Die Mimik entspricht dann auch einer der Arten. Strahlend ist der Blick, wenn sich Freunde begegnen. Leidenschaftlich ist er, wenn man einen geliebten Sohn ansieht. Aufgeregt ist man, wenn man sich der Geliebten naht, und zornig gerötet sind die Augen beim Anblick des Feindes. Ich sehe diesen Eber und bin äußerst alarmiert. Er muß ein Feind sein und ist daher dem Tod geweiht. Ich erinnere mich an die Worte meines Lehrers: Wer Leid verursacht, muß von dir mit allen Mitteln geschlagen werden. Das ist der Grund, warum du Waffen trägst. Zweifle niemals daran.

Also stand Arjuna auf, legte einen Pfeil auf den Bogen und stand bereit. Das war der Zeitpunkt, an dem Shiva beschloß, ins Geschehen einzugreifen. Er kam als Jäger der Berge (Kirata) verkleidet, um Arjuna vor dem Dämon zu bewahren und ihn zu prüfen. Die Geisterscharen und sogar Parvati nahmen entsprechend Gestalt als sein Bergvolk an und begleiteten ihn. Shiva hatte sein Löwenfell zurückgeschlagen und sein Banner zusammengerollt. Zwar trug er Streifen von weißer Asche auf seinem Körper, doch auch Bogen und Köcher über der Schulter. Als er sich der Szene näherte, machte er viele Geräusche, die im ganzen Wald widerhallten.

Arjuna wunderte sich sehr über diesen seltsamen Lärm und dachte erregt:
Oh, kann dies Shiva sein, der Segenspender? Krishna und Vyasa haben so etwas erwähnt. Und auch die Götter nennen ihn immerzu den Segnenden und die Quelle von Glück. Auch Erlösung soll er gewähren, und es ist sicher von Nutzen, wenn man sich an seine Namen erinnert. Nicht einmal üble Träume plagen den, der ihn mit Hingabe verehrt. Und die Hingabe kommt aus den Taten früherer Leben. So wie Leiden auch aus früheren Taten kommt, denn alle Früchte reifen irgendwann, seien sie groß oder klein. Und hat man die Früchte seiner Taten erfahren, dann mag Shiva das Elend auflösen, wenn er es will. Er kann Gift in Nektar wandeln und Nektar in Gift. Was er wünscht, das wird zur Tat. Wie sonst könnte die fleißige Tat eines Menschen vereitelt werden? Die Verehrer von einst und in Zukunft müssen ihren Geist standhaft halten, nachdem sie alles bedacht haben. Kein Umstand soll sie zum Wanken bringen, weder Lob noch Tadel und auch kein drohender Tod. Shiva ist derjenige, der Freude oder Kummer austeilt, je nach Verdienst oder Sünde des Menschen. Und manchmal läßt er uns leiden, wenn er uns prüfen will. Selbst Gold wird erst rein, wenn es im Feuer gereinigt wird. Er ist mitfühlend, und daher sagt man, daß er die letztendliche Gnade walten lassen kann. Das habe ich alles von den Weisen gehört, und daher werde ich nur gesegnet sein, wenn ich ihn verehre.

Während Arjuna so sann, kam der Eber in die Reichweite seiner Pfeile. Auch Shiva bezog Stellung, und der Dämon geriet zwischen die beiden Bogenschützen. Als er kurz innehielt, war ein wundervolles Horn zu sehen. Im nächsten Moment schossen beide ihren Pfeil ab. Shivas Pfeil traf den Schwanz, schoß durch den ganzen Körper, trat aus der Schnauze aus und verschwand in der Erde. Arjunas Pfeil nahm den gegensätzlichen Weg: Er traf die Schnauze, durchquerte den Körper, trat aus dem Schwanz aus und lag dann auf dem Boden. Der Dämon war sofort tot, und die Götter freuten sich sehr. Sie ließen Blumen regnen, jubelten und verbeugten sich vor den Meistern des Bogenschießens.

Auch Shiva und Arjuna freuten sich. Erleichtert sprach Arjuna:
Oh was für ein riesiger Dämon. Er hat wahrlich eine seltsame Gestalt angenommen und kam, um mich zu töten. Doch ich wurde von Shiva gerettet, denn er gab mir geschickte Klugheit. Daran zweifle ich nicht.

Sprach’s und verbeugte sich vor dem Gott.


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