Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 38 - Arjunas Askese

Nandi erzählte weiter:
Nachdem Arjuna das Shiva Mantra von Vyasa übertragen bekommen hatte, strahlte er. Seine Brüder erkannten den Glanz und waren überzeugt. Sie sprachen:
Dir wird sicher Erfolg beschieden sein, denn du strahlst ganz besonders. Die Aufgabe kann nur von dir und keinen anderem ausgeführt werden. Vyasas Worte sind wahrhaft. Möge dein Leben Früchte tragen.

Schweren Herzens nahmen sie Abschied von ihrem Bruder. Draupadi konnte kaum ihre Tränen zurückhalten, als sie zu Arjuna sprach:
Oh König, handle streng nach Vyasas Geboten. Möge dein Weg glücksverheißend und Shiva dein Wohltäter sein.

Arjuna machte sich auf den Weg, und traurig blieben die anderen zurück. Lange Zeit klagten sie sich gegenseitig ihr Leid:
Ach, mit geliebten Menschen an seiner Seite ist das Elend ertragbar. Doch ist man von ihnen getrennt, dann verdoppelt sich das Elend noch. Selbst der Tapferste kann dann Mut und Hoffnung kaum noch aufrechterhalten.

Zur rechten Stunde kam Vyasa erneut zu ihnen, wurde freudig in Empfang genommen und bewirtet. Dann baten ihn die Pandavas:
Oh heiliger Herr, du vorzüglicher Weiser, wir brennen vor Kummer, doch dein Anblick allein ist uns schon Trost und Erleichterung. Bitte, lieber Brahmane, bleib ein Weilchen bei uns und vertreibe unsere Traurigkeit, denn du kannst das.

Vyasa blieb eine Weile, erzählte ihnen verschiedene Geschichten und Legenden und erheiterte sie ein wenig. Eines Tages fragte ihn Yudhishthira demütig und mit gebeugtem Haupt:
Oh trefflicher Weiser, hör mich an. Ich suche nach einer Linderung für unsere Sorgen und frage dich demütig: Hat jemals irgend jemand solches Leid erfahren wie wir? Wir meinen, daß wir damit allein sind. Bitte erklär uns dies, du Kluger.

Vyasa antwortete:
Nun, die edle Seele Nala, König von Nishadha, mußte noch viel mehr Gram ertragen als ihr. König Harishchandra ging durch solches Elend, daß ich es niemandem erzähle, weil er dann zu traurig wird. Sogar Ramas Schicksal kann den Menschen Kummer bringen. Solch Elend ist schwer zu erklären, denn schon der Körper ist die Ursache für viel Leiden. Darum hängt euch nicht an solche Klagen, denn durch Leiden wird der Körper nun einmal erhalten, und von Leiden ist er durchdrungen. Schon ganz zu Anfang geht der Körper durch Leid, wenn er bei der Geburt den Körper der Mutter verläßt. So geht es weiter durch Kindheit und Jugend. Wer irdisches Vergnügen erfährt, erfährt auch Schmerz. So wie die Tage kommen und gehen, vermehrt man seine Bürden mit (egoistischem) Handeln, und wer unwahrhaftig ist, merkt es nicht einmal. Am Ende kommt der Tod, und danach ergießt sich über den, der unheilsam gelebt hat, noch größeres Leid in den verschiedenen Höllen. Diese Welt ist unwahr. Folgt ihr lieber der Wahrheit, denn Menschen sollten dem Willen Mahadevas folgen.

So verbrachten die Pandavas ihre Zeit mit Belehrungen, während Arjuna stetig seinem Weg folgte. Er überquerte unpassierbare Berge, begegnete einem Yaksha und schlug viele Banditen. Mit klarem Geist kam er zum Berg und schlug am Ufer der Ganga in einem himmlisch schönen Asoka Hain sein Lager auf. Er badete, verbeugte sich vor seinem Lehrer, veränderte nach dessen Gebot Kleider und Haar und zügelte Sinne und Gedanken. Er formte ein schönes Linga aus Lehm und meditierte davor. Dreimal am Tag badete er und führte immerzu die Verehrung für Shiva durch. Indras Boten sahen schon bald, wie eine Säule aus Licht aus Arjunas Haupt emporstieg, und machten sich Sorgen.

Sogleich informierten sie Indra:
Oh Herr der Götter, wir wissen nicht, wer das ist. Da übt einer Askese im Wald. Vielleicht ein Gott, ein heiliger, die Sonne oder das Feuer. Sein Glanz blendet uns und kommt in deine Nähe. Nun weißt du alles und tu, wie es dir beliebt.

Indra wußte sogleich, daß es sein Sohn Arjuna war und was er begehrte. So entließ er seine Boten und ging zu Arjuna, um ihn zu prüfen. Er nahm die Gestalt eines älteren Brahmanen an und trat vor Arjuna hin. Dieser hieß ihn willkommen, ehrte und fragte ihn:
Woher kommst du? Bitte sag es mir.

Indra gab ihm zur Antwort:
Mein Lieber, warum übst du in deiner blühenden Jugend schon Buße? Ist es für Sieg oder Erlösung? Wie auch immer, deine Askese hier ist ganz zwecklos.

Da erzähle ihm Arjuna alles, woraufhin der Brahmane erneut stichelte:
Es ist nicht richtig, daß du mit Kriegerriten Erlösung erreichen willst, du trefflicher Nachfahre der Kurus. Indra verleiht Glück und keine Erlösung. Du solltest daher eine andere, viel bessere Buße üben, du Kluger.

Als Arjuna dies hörte, war er ein wenig ärgerlich, doch demütig gab er zur Antwort:
Ich nehme weder für ein Königreich noch die Erlösung diese Askese auf mich. Warum sprichst du so? Ich folge dem Rat Vyasas. Oh Brahmane, geh fort von hier, oder wünschst du meinen Untergang? Welchen Sinn hätte das für dich, einen Meister?

Diese Worte erfreuten Indra sehr. Er enthüllte Arjuna seine wunderbare, himmlische Gestalt mit allen göttlichen Zeichen. Da erkannte Arjuna den Gott und war beschämt. Doch Indra tröstete ihn und sprach freundlich:
Mein lieber, kluger Arjuna, wähle den Segen, den du in deinem Geist hegst. Ich kann dir alles gewähren.

Die Antwort war:
Oh Vater, segne mich mit Sieg, denn die Feinde bedrängen mich von allen Seiten.

Indra sprach:
Nun, deine Feinde sind sehr mächtig, wie z. B. Duryodhana. Und Drona, Bhishma und Karna sind eigentlich unbesiegbar. Aswatthaman ist als Teil Rudras unantastbar. Doch du kannst ihnen widerstehen. Höre mich an, denn ich verkünde dir Heilsames. Mein Held, dieses Mantra kann niemand übertreffen. Shiva ist der Größte von allen, daher sage von nun an das Shiva Mantra auf. Shiva ist der Herr der Welten und aller Wesen. Er ist der Herr des Himmels und kann alles erreichen. Er vergibt allen Segen, sei es geistiger oder weltlicher Sieg. Wir alle, Brahma, Vishnu und all jene, die segnen können oder nach Sieg streben, sind Verehrer Shivas. So verehre von nun an Shiva mit Hingabe und meditiere vor diesem Linga über ihn. Ehre ihn mit aller Demut und jedem Dienst, oh Arjuna, dann wird dein Erfolg nie zerbrechen. Darüber braucht niemand irgendeinen Zweifel hegen.

Nach diesen Worten rief Indra seinen Boten zu:
Ihr alle werdet ihn bewahren und beschützen.

Und noch einmal wandte sich der Gott an Arjuna:
Oh Sanfter, du Geißel deiner Feinde, begehe keine Fehler in der Herrschaft über dein Königreich. Dieses Mantra wird dir zur Herrlichkeit gereichen. Ein Suchender sollte immer Mut bewahren. Dann wird dir Shiva sicherlich reiche Früchte gewähren. Das ist die Wahrheit.

Dann dachte Indra an Shivas Lotusfüße und verschwand vor Arjunas Augen. Dieser verbeugte sich vor dem Herrn der Götter und übte Askese mit gezügelten Sinnen, um Shiva zu besänftigen.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter