Nandi erzählte weiter:
Nun, weiser Sanatkumar, höre von der Inkarnation Shivas als große Seele Aswatthaman. Als Teil des himmlischen Weisen Vrihaspati wurde der kluge und gezügelte Drona als Sohn des Bharadwaja geboren, doch nicht von einer Frau. Er war der Beste unter den Bogenkriegern, ein Held und ein weiser Brahmane, von großem Ruhm und vedischem Wissen, strahlend und ein Meister aller Waffen. Er war der Lehrer der Kauravas, und, um einen Sohn zu bekommen, übte er lange Askese in Gedanken an Shiva. Shiva erschien dem Verehrer gern, hörte zufrieden dessen Gebete und Lobpreisungen und hieß ihn, seinen Wunsch zu äußern.
Drona antwortete mit einer Verbeugung:
Oh bitte gib mir einen Sohn, der ein Teil von dir ist, unbesiegbar und mächtig.
Die Antwort war: „So sei es.“ Shiva verschwand, und Drona kehrte glücklich und mit klarer Sicht zu seiner Gattin zurück, der er alles erzählte. Und so wurde der mächtige und alles vernichtende Shiva in Aswatthaman, dem Sohn von Drona, geboren. Der Jüngling war so stark, schön und so mächtig, daß er jeden Feind bezwang. Im großen Kampf auf Kurukshetra stand er auf der Seite der Kauravas, denn auch sein Vater Drona kämpfte für sie. In der Schlacht konnte ihn kein noch so mächtiger Held aus den Reihen der Gegner bezwingen, auch nicht Arjuna, und er war sehr gefürchtet. Er tötete die Söhne der Pandavas, denn seine Treue an die Kauravas war groß, und seine Kraft übermächtig. Doch als der über den Tod seines Sohnes wütende Arjuna mit Krishna ihn angriff, da floh er erst vom Schlachtfeld und entließ dann die himmlische Waffe Brahmashiras, die mit gräßlichem Leuchten den ganzen Himmel verbrennen wollte.
Arjuna erkannte die große Gefahr und fragte Krishna besorgt:
Oh Krishna, Krishna, was ist das? Ich weiß nicht, woher das kommt. Dieser unerträgliche Glanz kommt von allen Seiten.
Krishna dachte an Shiva und Parvati und gab dann zur Antwort:
Das ist die äußerst mächtige Brahma Waffe von Aswatthaman. Keine andere Waffe kann sie unschädlich machen. Denk sogleich an Shiva, deinen Herrn, den Beschützer aller Hilfesuchenden, der dir eine himmlische Waffe gab, die alles kann. Und halte das grelle Blenden der Brahma Waffe mit deiner Shiva Waffe auf.
Und dann meditierte auch Krishna über Shiva. Arjuna folgte den Worten, gedachte Shiva, berührte Wasser, verbeugte sich vor dem Herrn und entließ die Waffe. Und obwohl die Brahma Waffe niemals fehlt, so unterlag sie doch dem Glanz der Shiva Waffe. Doch wundere dich nicht allzusehr darüber, denn Shiva ist voller wunderbarer Dinge, denn der Ungeborene erschafft, beschützt und vernichtet das ganze Universum durch seine Macht. Aswatthaman verstand, daß es Shivas Wille war, der seine Waffe schwach werden ließ, und blieb gelassen. Doch er wünschte, das Geschlecht der Pandavas auszulöschen, und so schleuderte er Brahma Waffe auf den Leib der schwangeren Uttara. Uttara litt, ihr Leib brannte, und bewegt rief sie Krishna um Hilfe. Da meditierte Krishna über Shiva, verbeugte sich im Geist vor ihm und verstand die Ursache des Leidens. Und mit Hilfe Shivas rettete er das ungeborene Leben mit seinem hervorragenden Diskus Sudarshana. Auch diesmal erkannte Aswatthaman, daß es Shivas Wille war, und nahm Abstand von dem Wunsch, Uttara zu vernichten. Dann bat Krishna die Pandavas, Aswatthaman zu Füßen zu fallen und ihn zu preisen. Und hocherfreut segnete Aswatthaman die Pandavas und Krishna. Ja, so entfaltete Lord Shiva als Aswatthaman seine Wirkung auf Erden, und diese Inkarnation voller Stärke und Entschlossenheit ist selbst heute noch an den Ufern der Ganga lebendig und verleiht den drei Welten alles Glück. Diese Geschichte ist die Wurzel von außergewöhnlichen Kräften (Siddhis) und erfüllt ihren Verehrern alle Wünsche. Wer sie mir Hingabe liest oder mit reinem Geist erzählt, der erlangt in diesem Leben vorzügliche Fähigkeiten und danach Shivas Reich.