Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 35 - Die Inkarnation Shivas als heiliger Brahmane

Nandi sprach:
Oh allwissender Sanatkumar, als die Götter sahen, wie Mena und Himavat voller Hingabe an Shiva waren, da machten sie sich Sorgen. Sie überlegten gemeinsam, daß es sicher geschehen würde, daß der Berg Himavat Befreiung erreichen wird, wenn er seine Tochter Shiva mit solcher Hingabe übergäbe. Doch dabei ist er jetzt die Schatzkammer für alle Juwelen auf Erden, und der Name Ratnagarbha (voller Juwelen) für die Erde wäre dann ohne Sinn. Und das geschieht, wenn der Berg seinen festen Körper abwirft, eine himmlische Gestalt annimmt und mit des Gottes Segen in Shivas Reich eingeht.

Also gingen die Götter zu ihrem Lehrer und fragten ihn um Rat:
Oh Lehrer, erfülle unsere Bitte. Trete vor den Großen hin und verhindere die tiefe Hingabe des Himavat an Shiva. Wenn der Berg dem Shiva in dieser Geisteshaltung seine Tochter übergibt, dann wird er sicherlich die Befreiung erlangen. Doch er soll auf der Erde bleiben.

Die Antwort war nach einiger Überlegung:
Nun ihr Götter, einer sollte dafür zum Himavat gehen (und ihn dahingehend beeinflussen, daß seine Hingabe an Shiva abnimmt). Ich kann das nicht machen. Oder ihr alle geht zu Brahma, und er wird euch helfen.

Die Götter überlegten und gingen zu Brahma. Nachdem er alles vernommen und darüber reflektiert hatte, sprach er:
Ich kann Shiva vor dem Himavat nicht schlecht machen, denn das wird uns Elend und Unglück für immer bringen. Geht zum Kailash, ihr Götter, und besänftigt Shiva. Möge er vor den Herrn der Berge treten und sich selbst tadeln. Kritisiert man andere, führt das zur Vernichtung. Kritisiert man sich selbst, führt das zum Guten.

So eilten die Götter zum Kailash, verbeugten sich demütig vor Shiva und erklärten ihm alles. Shiva nahm ihren Vorschlag an, lächelte, beruhigte die Götter und sandte sie erleichtert in ihre Regionen zurück. Dann trat dieser Gott, der immer seinen Verehrern geneigt ist, der alle Magie beherrscht und keine Ablenkung kennt, vor Himavat. Dazu nahm er die Gestalt eines brahmanischen Heiligen an. Er trug Stab, Schirm und himmlische Kleider, das Kastenzeichen leuchtete auf seiner Stirn, um seinen Hals trug er einen Salagrama Stein, und einen kristallene Rosenkranz in der Hand. Mit Hingabe sang er die Namen Vishnus und trat solcherart vor den Herrn der Berge.

Himavat und sein Gefolge standen sofort auf, als sie ihn sahen, verbeugten sich und hießen ihn mit allen Gastgeschenken willkommen. Dann fragte ihn der Herr der Berge:
Wer bist du?

Und der Brahmane antwortete sogleich und voller Achtung:
Oh großer Berg, ich bin ein Verehrer Vishnus, der als Sadhudvija (sadhu - heilig, dvija = Zweifachgeborener, Brahmane) bekannt ist. Ich habe die wahre Sicht, bin allwissend und helfe anderen. Durch die Kraft des Lehrers kann ich überall hingehen. Nun, bester Berg, durch mein göttliches Wissen habe ich etwas erfahren, als ich zu Hause war. Höre, ich werde es dir in aller Freundlichkeit und ohne jegliche Überheblichkeit kundtun. Du möchtest deine schöne Tochter dem Shiva zur Gemahlin geben, dessen Familie unbekannt und dessen Betragen ganz fremd ist. Dein Vorhaben wird nicht zu Glück führen, und das solltest du, der du im Geschlecht Vishnus geboren wurdest, gut wissen. Oh weiser Herr, denk doch einmal nach. Shiva hat keinen einzigen Verwandten. Dabei hast du viele Verwandte, und deine geliebte Frau hat sie ebenfalls. Frag deine Frau, aber nicht Parvati, denn ein Patient will niemals die Medizin sondern schwelgt lieber in unverdaulicher Nahrung. Shiva ist kein würdiger Empfänger für das Geschenk deiner Tochter. Sobald du diese Verbindung öffentlich machst, werden die Leute spöttisch lachen. Er hat keinen Hintergrund und ist ungebunden. Er ist häßlich, und dabei ohne Eigenschaften und unveränderlich. Es ist gräßlich, wenn er auf dem Friedhof haust. Dann läuft er nackt herum mit Schlangen, die sich um ihn winden. Sein Schmuck ist Asche, seine Wege sind unergründlich, und er paßt in keine Lebensart.

Nach diesen Worten ging Shiva sogleich fort und ließ Mena und Himavat verunsichert zurück. Und doch heiratete er dann Parvati und erfüllte damit alle Bitten der Götter. Jetzt habe ich dir auch diese, heilige Inkarnation von Shiva erzählt. Wer von ihr hört oder liest, wird glücklich und erlangt Befreiung, denn sie führt zu einem langen Leben und dem Himmel.


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