Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 24 - Die Pippalada Inkarnation Shivas

Nandi sprach:
Nun, du Kluger, höre jetzt mit großem Vergnügen von der Pippalada Inkarnation Shivas, denn sie ist vorzüglich und durchtränkt von Hingabe. Es lebte einst ein großer Brahmane und trefflicher Weiser namens Dadhichi, der aus der Familie des Bhrigu stammte. Er war ein wahrhafter Verehrer Shivas und sehr mächtig. Als er mit dem Beistand Shivas im Kampf gegen Kshuva die Götter verfluchte, wurden Vishnu und die anderen Götter besiegt. Seine Gattin war die keusche und edle Swarcha, die ebenfalls die Götter verfluchte. Ihnen wurde ein strahlender Sohn namens Pippalada geboren, der große Herr selbst, der immer wieder in der Welt sein meisterhaftes Wirken entfaltet.

Da fragte der große Weise Sanatkumar mit gebeugtem Haupt und ehrfürchtig aneinandergelegten Händen:
Oh Nandi, du Kluger, du bist gesegnet, denn du trägst die Gestalt Rudras. Die wunderbare Geschichte, wie Kshuva und damit auch Vishnu von Dadhichi besiegt wurden, hat mir schon mein Vater Brahma erzählt (siehe Buch 4 Kapitel 38). Bitte berichte mir von dem Fluch, den seine Gattin Swarcha aussprach und dann die schöne Geschichte von Pippalada.

Also dachte Nandi erfreut an die Lotusfüße von Shiva und begann:
Nun, großer Weiser, einst wurden Indra und die Götter von den Dämonen besiegt, denn diese konnten auf Vritras Hilfe zählen. Ihre Niederlage war eine schnelle Sache, und enttäuscht und niedergeschlagen warfen sie ihre Waffen fort. Sofort begaben sich die unterlegenen Götter zu Brahma und baten um Abhilfe. Brahma erzählte ihnen, daß der strahlende Vritra einst von Twashtri nach langer Buße geschaffen wurde, um die Götter zu besiegen. Zum Wohle der Tugend war es also enorm wichtig, den Vritra sogleich zu töten. Dazu sollten die Götter zum gezügelten und bußereichen Dadhichi gehen und ihn um seine Knochen bitten, welche durch einen Segen von Shiva so hart waren, daß keine Waffe sie zerstören konnte. Wenn sie ihn alle darum bitten, würde er ihnen sicherlich seine Knochen geben, und daraus könnten sich die Götter unbesiegbare Waffen wie den Donnerblitz herstellen, um Vritra zu töten.

Die Götter folgten dem Rat, gingen sogleich zu Dadhichis Einsiedelei, und erblickten den Weisen in Gesellschaft seiner Gattin Swarcha. Ehrfurchtsvoll verbeugten sich die Götter, und da Dadhichi die Absicht Indras erkannte, sandte er seine Gemahlin ins Innere der Hütte.

Dann sprach Indra höflich und entschlossen zum Weisen:
Wir alle, die Götter und himmlischen Weisen, leiden unter Twashtri, und daher suchen wir bei dir Zuflucht, du Ehrwürdiger, großer Verehrer Shivas und großzügiger Spender. Oh Brahmane, überlaß uns deine unzerstörbaren Knochen. Mit deiner Liebe machen wir daraus den Donnerblitz und töten die Dämonen.

Auf diese Bitte hin meditierte der Weise über Shiva und verließ hilfsbereit seinen Körper. Sogleich waren die Bande seiner Taten gelöst, und er gelangte in Brahmas Reich. Ein Blumenregen ging nieder, und die Menschen waren freudig überrascht. Indra rief die himmlische Kuh Surabhi herbei, welche die Knochen blank leckte, und als nächstes Visvakarma, der aus ihnen die Waffen schuf. Es waren strahlende und himmlische Waffen, welche aus den harten Knochen des Weisen entstanden. Aus dem Rückgrat schuf er den Donnerblitz und eine Waffe namens Brahmashira. Von Shivas Glanz durchdrungen erhob Indra zornig den Donnerblitz und stürmte gegen die Dämonen wie Rudra gegen den Todesgott. Und mächtig war der Schlag, mit dem er den Kopf des Dämonen Vritra abschnitt. Großer Jubel erhob sich im Himmel, die Götter lobten Indra, und ein Blumenschauer ging über ihm nieder. Soweit zur Vorgeschichte, nun höre, wie es mit Shivas Inkarnation als Pippalada weiterging.

Swarcha, die keusche Gattin Dadhichis, hatte sich auf Geheiß ihres edlen Ehemannes zurückgezogen und ihre Hausarbeit erledigt. Als sie damit fertig war, kam sie aus der Hütte und konnte ihren Gatten nicht finden. Dann fand sie heraus, was auf Bitten der Götter geschehen war, wurde sehr zornig und verfluchte die Götter allesamt:
Oh ihr Götter seid so hinterhältig! Ihr seid so egoistisch, begehrt viel und schafft es immer ganz geschickt, eure Sache durchzubringen. So seid von heute an Tiere!

Nachdem die heilige Gattin des Weisen den Fluch ausgesprochen hatte, wünschte sie, sich mit ihrem Ehemann zu vereinen. Sie sammelte die heiligen Zweige, entfachte den Scheiterhaufen, doch auf Geheiß Shivas erklang ihr eine himmlische Stimme:
Oh keusche Dame, vollende nicht dein verhängnisvolles Vorhaben. Höre meine gewichtigen Worte. Du trägst das Kind des Heiligen in deinem Leib. Bewahre es sorgfältig. Später, oh sanfte Dame, mag geschehen, was du jetzt wünschst. Doch es ist das Gebot Brahmas, daß eine Schwangere sich niemals verbrennen sollte.

Als sie dies vernommen hatte, war Swarcha für einen Moment ganz überrascht. Doch immer noch war der Wunsch, sich mit ihrem Mann zu vereinen, übermächtig, so daß sie sich niedersetzte und mit einem Stein ihrem Leib aufbrach. Zum Vorschein kam ein strahlendes Kind, was alles ringsumher erleuchtete. Nun mein Lieber, es war die Inkarnation Shivas, welche vom Weisen Dadhichi gezeugt worden war. Um sein himmlisches Wirken auf Erden zu entfalten, manifestierte sich der Herr selbst. Die geliebte Gattin des Weisen erkannte den Gott in ihrem Kind. Freudig verbeugte sie sich vor ihm und pries ihn, denn die Gestalt des Kindes hatte sich in ihr Herz eingeprägt.

Dann lächelte die Mutter mit reiner Sicht und sprach liebevoll zu ihrem Sohn:
Oh mein Lieber, großer Shiva, bleibe hier bei diesem heiligen Feigenbaum und gewähre allen Wesen Glück. Doch gestatte mir aus Liebe, in die Region zu gehen, in der mein Gatte weilt. Mit ihm vereint werde ich über dich als Shiva meditieren.

Und mittels ihrer großen, allesdurchdringenden Meditation folgte die fromme Dame ihrem Mann. Wiedervereint mit ihm diente sie Shiva voller Hingabe. In der Zwischenzeit kamen die Götter und Weisen freudig herbeigeeilt, als ob sie eingeladen wären. Mit großem Gefolge kam die himmlische Schar, um den Herrn zu schauen, der Dadhichi und Swarcha geboren worden war. Sie verbeugten sich vor dem Knaben und ehrten ihn, während unter großem Jubel die himmlischen Pauken dröhnten, die Gandharvas sangen, die Musiker im Himmel alle Instrumente spielten, und die Götter Blumen regnen ließen. Die Götter weihten den Knaben, der Feigenbaum wurde sein Vater, und alle Götter lobten den Herrn wieder und wieder.

Brahma nannte ihn entzückt Pippalada, und die Götter baten:
Oh Herr der Götter, sei zufrieden.

Dann kehrten die Götter freudig in ihre Reiche zurück, und Pippalada, der den weltlichen Gepflogenheiten folgte, übte lange Zeit Askese unter dem Feigenbaum, um den Wesen Gutes tun zu können.


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