Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 22 - Vishnus Söhne

Nandi sprach:
Oh großer Weiser, höre nun von der vorzüglichen Inkarnation Shivas als Bullen, mit der er Vishnu zügelte. Einst, als Götter und Dämonen noch Alter und Tod fürchteten, da vereinten sie ihre Kräfte und wollten den Milchozean quirlen, um seine Juwelen zu bekommen. Doch ratlos fragten sie sich, wie sie das anstellen sollten.

Da sprach eine donnernde Stimme aus dem Himmel zu ihnen, die Shivas Wunsch entsprach und ihnen riet:
Ihr Götter und Dämonen, quirlt den Milchozean. Das wird zum Vergleich eurer Kräfte dienen. Nehmt den Berg Mandara als Stab und den Schlangenkönig Vasuki zum Seil. Und zeigt gemeinsam standhafte Hingabe beim Quirlen.

Da gingen alle gemeinsam zum Berg Mandara, der golden funkelte, beteten zu Shiva um Schutz und Hilfe, erhielten seine Erlaubnis und hoben den Berg hoch. Doch auf dem Weg zum Milchozean verließen sie ihre Kräfte, Mandara rutschte aus ihrem Griff und krachte polternd zu Boden. Sowohl Götter als auch Dämonen fielen mit ihm, und benötigten eine Weile, bis sie wieder bei Bewußtsein waren. Erneut baten sie den Herrn des Universums, und mit seinem Segen hoben sie den Berg wieder hoch, trugen ihn zum nördlichen Ufer des Milchozeans und warfen ihn ins Wasser. Dann wickelte sich Vasuki als Strick um den Berg, und die Götter und Dämonen begannen, den Ozean ordentlich durchzuquirlen. Viel erhob sich aus den bewegten Wassern: die himmlische Göttin Lakshmi, die später Vishnus Gattin wurde, der Heiler Dhanvantari, der Mond, der wunscherfüllende Parijata Baum, das Pferd Uchaisravas, der Elefant Airavat, Wein, Vishnus Bogen und seine Muschel, die Kuh Surabhi, das Juwel Kausthaba, der Nektar der Unsterblichkeit und das gräßliche Gift Kalakuta (die Bande der Zeit). Außerdem entstanden aus den Tropfen des aufschäumenden Nektars viele wunderschöne Damen, die nur so funkelten von den Juwelen und Perlen, die sie schmückten. Mit reizenden Blicken schienen sie die ganze Welt in Erregung zu setzen.

Von all den Geschenken des Ozeans nahm Vishnu Lakshmi in Empfang, die Muschel, das Kausthaba-Juwel und den Bogen. Indra sicherte sich eifrig den wunderbaren Parijata Baum, das Pferd Uchaisravas und den Elefanten Airavat. Shiva verschluckte das fürchterliche und alles verbrennende Gift Kalakuta und bewahrte es in seinem Hals, um die Götter und Welten zu beschützen. Und mit dem Mond schmückte er sein Haupt. Die Götter nahmen noch den Wein an, und die Menschen erhielten den Heiler Dhanvantari. Die großen Weisen behielten die heilige Kuh Surabhi, und die zauberhaften Damen waren für alle da. Doch dann begann eine große Schlacht zwischen Göttern und Dämonen um den Nektar, welcher ewiges Leben gewährt. Zuerst siegten die Dämonen und nahmen das leuchtende Getränk an sich. Die niedergeworfenen Götter suchten Zuflucht bei Shiva. Und dann, auf Geheiß des großen Herrn, nahm Vishnu die Gestalt einer unwiderstehlichen Dame an.

Die Dämonen waren völlig hingerissen von ihr, übergaben ihr den Nektar und sprachen:
Schenk uns diesen Nektar ein.

Doch Vishnu trug ihn zu den Göttern, und die Dämonen gingen leer aus. Also nahmen die Dämonen die schönen Damen an sich, ließen den himmlischen Architekten Maya traumhafte und wohl beschützte Paläste bauen und schworen sich:
Wir werden diese Frauen nicht anrühren, bis die Götter von uns besiegt wurden.

Mit Muschelgedröhn und Kriegsgeschrei stürzten sich die Helden in den Kampf, und eine unvergleichliche Schlacht begann. Diesmal gewannen die Götter, von Vishnu angeführt, und die wenigen Dämonen, welche Vishnus Diskus entkamen, mußten in die niedersten Reiche fliehen. Der siegreiche Vishnu erblickte dort bald die schönen Damen, die aus den Tropfen des Nektars entstanden waren, und verfiel mit glühender Leidenschaft ihrer himmlischen Schönheit. Mit übergroßer Wonne versank er in lustvolle Freuden, und viele starke, aber auch leidenschaftliche Söhne wurden geboren. Die Söhne wurden mutige und waghalsige Krieger, die mit ihrer Kraft die drei Welten zum Erbeben brachten. Sie richteten viel Unheil an, denn ihre Leidenschaft war ungebremst, genauso wie die ihres Vaters. Die Götter flohen mit Brahma zu Shiva, ehrten ihn und baten um Hilfe, denn Vishnu war in den niederen Bereichen völlig in Lust versunken. Da nahm Shiva die Gestalt eines Bullen an, um die gequälten Welten zu retten.


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