Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 14 - Die Inkarnation als Grihapati

Nandi erzählte:
Zu Hause angekommen erzählte Vishvanara seiner geliebten Gattin alles, was geschehen war. Sie freute sich mit ihm, pries ihr gutes Schicksal, und nach einiger Zeit wurde sie schwanger. Ihr Gatte führte alle heiligen Zeremonien durch: den Ritus der Zeugung (Garbhadhana), den Ritus Pumsavana für ein männliches Kind im etwa dritten Monat, bevor seine Frau eine Bewegung des Embryos spürte, und im achten Monat den Ritus Simanta, damit das Kind ohne Störung durch böse Dämonen heranwachsen kann und die Geburt leicht wird, wobei die Haare der Frau geteilt wurden. Und dann, zu einer Sternenkonjunktion, bei der Jupiter im Zentrum stand, Laguna (der Geburtsaszendent) glücksverheißend war und die guten Planeten zu Paaren standen, wurde Shiva, dieser Segenspender, von Sucismati geboren. Sein Gesicht war wie der Mond, und sein Glanz ließ die Lampen im Raum verblassen. Der Herr, der Vernichter von Elend und Verleiher von Glück in allen Welten war als Sohn eines Menschen geboren. Der Atem der Himmelsrichtungen wurde süß wie Parfüm, die Wolken entließen Blumen, die paradiesisch dufteten, und die himmlischen Trommeln dröhnten, daß die Welten erklangen und erstrahlten. Die Flüsse wurden klar und gleichfalls der Geist aller lebenden Wesen. Die Dunkelheit verschwand, und der Staub legte sich. In den Menschen lebte die Qualität der Güte und Weisheit auf, und ein Nektar ergoß sich über die Erde, so daß die Leute liebe und sanfte Worte sprachen. Die himmlischen Nymphen kamen mit Geschenken, und die zahllosen himmlischen Scharen versammelten sich und sangen frohe Lieder. Es kamen all die himmlischen Weisen (eine lange Liste von Namen ausgelassen...) mit ihren Söhnen und Töchtern zur frohen Einsiedelei Vishvanaras, ebenso Brahma mit Vrihaspati, Vishnu ritt auf Garuda, und Shiva kam mit Parvati auf dem Stier geritten. Es kamen die Götter aus dem Himmel und die Nagas aus den niederen Regionen, gleichfalls die Meere und Flüsse, und sie brachten viele Juwelen mit. Tausende Dinge nahmen eine lebendige Gestalt an und reihten sich freudig in den Zug, während der Mond alles mit außerordentlichem Glanz erhellte. Brahma höchstpersönlich führte die Riten nach der Geburt durch, nachdem er sich vor dem Baby verbeugt hatte. Am elften Tag gab er ihm den passenden Namen Grihapati, segnete alle mit vedischen Mantras und verließ die Szene auf seinem Schwan reitend. Shiva sorgte für den Schutz des Säuglings und kehrte ebenfalls in sein Reich zurück, nebst Vishnu und allen anderen himmlischen Gästen.

Bevor sie gingen, lobten sie den Neugeborenen und freuten sich an seinem Anblick:
Oh welche Schönheit! Welch ein Glanz! Wir sehen alle glücksverheißenden Zeichen an seinen Gliedern. Wie gesegnet ist die Mutter! Shiva selbst ist geboren. Wie erstaunenswert, wie wunderbar. Sie hat ihn fromm verehrt, so daß er sich inkarnierte.

Die ewigen Veden meinten dazu:
Eine Person besiegt die Welten mit einem Sohn, daher wünschen sich alle Hausväter Kinder. Ein kinderloses Haus ist trüb und leer. Alle Bemühungen der Eltern sind fruchtlos, ihre Buße zerstreut und unheilig, weil die Kinder fehlen. Es gibt nichts Besseres hier und in der nächsten Welt als einen Sohn, niemand bringt mehr Glück und niemand ist ein größerer Freund.

Im vierten Monat führte der Vater den Ritus „Die Schwelle überqueren“ aus, bei der der Junge aus dem Haus getragen wurde. Am Ende des sechsten Monats wurde der Ritus Annaprasana durchgeführt, das Füttern des Kindes mit den ersten Zähnen, und nach einem Jahr wurde dem Jungen die rituelle Tonsur verpaßt, um alle Unreinheiten zu beseitigen und eine gute Gesundheit zu fördern. Gemäß der Tradition wurden dem Jungen unter der Konstellation Sravana die Ohren für goldene Ohrringe durchstochen, damit ihn das vor Krankheiten schützt, und im fünften Lebensjahr lernte er das Alphabet, damit sein brahmanischer Glanz heller erstrahle. Nachdem der Junge mit dem Upakarma Ritus initiiert wurde, belehrte ihn sein Vater in den Veden, welche der Knabe mitsamt ihren Zweigen in einem Jahr meisterte und mündlich in allen Arten weitergeben konnte. Der Lehrer schien dabei für ihn wie ein Medium zu sein, denn er erfaßte das Wissen fast von allein, was seine Demut und andere gute Qualitäten nur vermehrte. Als er neun war, kam Narada zu Besuch, und sah, wie der Junge seinen Eltern diente. Narada wurde in Vishvanaras Hütte wohl willkommen geheißen, setzte sich nieder, erkundigte sich nach der Gesundheit und dem Wohl der Familie und war bestrebt, den Eltern über die Zukunft ihres Jungen zu erzählen.

Erst dachte er an Shivas Lotusfüße, und dann sprach Narada:
Nun, Sohn des Vishvanara, komm zu mir und setz sich auf meinen Schoß. Ich werde deine Natur studieren. Zeig mir deine rechte Hand.

Mit der Erlaubnis seiner Eltern verbeugte sich der glorreiche Junge vor Narada und erklomm demütig und respektvoll dessen Schoß.

Nach einer Weile sprach Narada:
Ich habe auch gründlich den Gaumen und die Zunge deines Sohnes betrachtet. Nun, Weiser Vishvanara, höre. Ich werde dir den Charakter deines Sohnes beschreiben. Dein Sohn trägt an allen Gliedern alle gute Zeichen. Er hat vorzügliche Eigenschaften und ist rein im Charakter, so daß nur das Schicksal deinen Jungen führen muß. So beschützt das Kind sorgfältig, denn wenn sich das Schicksal wendet, können sich sogar gute Eigenschaften ins Gegenteil verkehren. Ich sehe eine große Gefahr für ihn durch Blitz und Donner in einem Jahr.

Nach diesen Worten kehrte Narada in den Himmel zurück, aus dem er gekommen war.


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