Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 7 - Nandis Krönung und Hochzeit

Nandi erzählte:
Also begab ich mich an einen einsamen Ort und übte standhaft harte Askese, welche selbst erfahrenen Weisen schwer erschien. Ich meditierte über den hohen Herrn, Tryambaka, Sadashiva mit den fünf Gesichtern, den sanften Zügen, drei Augen und zehn Armen in der Lotushöhle meines Herzens und wiederholte immerzu Rudras Namen. Ich saß am nördlichen Ufer des Flusses, mein Geist war konzentriert, und ich hatte nur reine Gedanken.

Erfreut erschien Shiva mit Parvati und von der Mondsichel gekrönt vor mir und sprach:
Nun, Sohn von Shilada, ich bin mit deiner Buße zufrieden, denn du Kluger führst sie gut aus. Sage mir, was du wünschst. Ich bin hier, um Segen zu spenden.

Ich verbeugte mich zu seinen Füßen und lobte ihn, der alle Sorgen vor Alter und Tod vernichtet. Mich erfüllte große Hingabe, meine Augen schwammen in Tränen, und ich fiel vor ihm nieder, wobei mein Kopf seine Füße berührte. Er hob mich auf, streichelte mich und sah mir direkt in die Augen. Dann warf er einen Blick auf die Geisterscharen, dann auf die Göttin an seiner Seite und sprach freundlich zu mir:
Lieber, kluger Nandi, warum fürchtest du den Tod? Ich habe die beiden Brahmanen gesandt. Und zweifle nicht daran, du bist mir gleich. Du wirst frei sein von Tod und Alter und niemals unglücklich. Denn du wirst auf ewig der Führer der Geisterscharen sein. Du bist unveränderlich und wirst nicht untergehen. Alle Gefährten und Freunde deines Vaters werden dich lieben. Deine Stärke wirst du von mir erhalten. Als mein liebster Gefährte wirst du immer an meiner Seite sein, und dank meiner Gnade wirst du weder Geburt, noch Tod oder Alter kennen.

Nandi fuhr fort:
Nach diesen Worten nahm dieser Schatz an Gnade seine Lotusgirlande ab und schmückte damit meinen Nacken. Und sobald mich die Blüten berührten, bekam ich drei Augen und zehn Arme wie ein zweiter Shiva. Dann nahm er mich bei der Hand und fragte:
Sag mir, welchen trefflichen Segen soll ich dir geben?

Von dem reinen Wasser, welches über seine verfilzten Locken floß, nahm er etwas, sprach: „Sei Nandi.“, und ließ es fließen. Sogleich entsprangen daraus fünf glücksverheißende Flüsse, die schnelles und reines Wasser führten, schön und himmlisch waren. Als Jatodaka, Trisrotas, Vrishadhvani, Svarnodaka und Jambunada werden sie verehrt. Hier, in der Nähe von Japeshvara, siehst du die heilige Wasserstelle Panchanada (der Zusammenfluß der fünf mythischen Flüsse), welche Shiva sehr lieb ist. Wer hier sein reinigendes Bad nimmt, den Herrn ehrt und seinen Namen singt, wird sicherlich die Einheit mit ihm erlangen.

Danach wandte sich Shiva an Parvati:
Ich werde Nandi krönen und ihn zum Herrn der Geisterscharen ernennen. Oh unvergängliche Göttin, was meinst du?

Parvati gab zur Antwort:
Es frommt dir wahrlich, oh Herr der Götter, Nandi zu segnen, denn auch mir ist er der liebste Sohn.

So dachte Shiva, der unabhängige Herr, die Höchste Gottheit, der Segenspender und Gnadenreiche, an seine führenden Ganas, welche sogleich erschienen. Sie glichen Shiva aufs Haar, waren hocherfreut und nicht zu zählen. Sie verbeugten sich vor ihrem Herrn und Parvati mit gefalteten Händen und fragten:
Oh großer Herr und Vernichter von Tripuras, warum wurden wir gerufen? Bitte befiehl uns, du Erfüller aller Wünsche, wir sind als deine Diener gekommen. Sollen wir den Ozean austrocknen oder den Gott des Todes nebst Gefolge töten? Soll der große Tod fallen oder sogar der alte Brahma? Sollen wir Indra, Vishnu und die anderen Götter binden und zu dir bringen? Oder die Dämonen? Wem sollen wir auf dein Gebot hin aufs Ärgste zusetzen, und welchem Glücklichen sollen wir seine Wünsche erfüllen?

Der Herr grüßte und lobte sie und gab zur Antwort:
Nandi ist mein Sohn. Er ist der Herr und erste Führer der Geisterscharen. Möget ihr Ganas mein Wort beachten. Krönt ihn in Liebe als eure Zuflucht und Herrschaft. Denn von heute an ist Nandi euer Anführer.

Die Ganas stimmten zu und brachten alles Nötige für die Krönung herbei. Mit freudigen Mienen kamen die Götter mit Vishnu und Indra an der Spitze herzu, und der heilige Brahma führte die Krönung aufmerksam und konzentriert durch. Alle lobten und priesen mich mit aneinandergelegten Händen, die Götter ebenso wie die Dämonen. Shiva gebot sogleich noch meine Vermählung, die von allen mit großem Jubel begangen wurde. Es war die schöne und sanfte Suyasha, die Tochter der Maruts, welche meine himmlische Gemahlin wurde. Sie war meinen Augen und meinem Geist sogleich angenehm, als ich sie unter einem mondgleich schimmernden Schirm inmitten der anderen Frauen erblickte. Wir bestiegen gemeinsam einen feinen Thron, und die ruhmreiche Lakshmi zierte mich mit einer Krone und vielen Ornamenten. Sie nahm eine schöne Kette von ihrem Hals und legte sie mir um. Ich bekam einen starken Stier, einen weißen Elefanten, einen Löwen, das Löwenbanner, einen Streitwagen, goldene Halsketten so strahlend wie der Mond und viele andere, heilbringende Geschenke. Nachdem alle Riten ausgeführt waren, verneigten sich die Götter zu Shivas Füßen und baten um Segen.

Und Shiva sprach in großer Liebe und Freude zu mir und meiner Gattin:
Höre mein lieber Sohn, dies ist Suyasha, dein geliebtes Weib. Was du dir wünschst, werde ich erfüllen. Oh Nandi, du Herr der Ganas, die Göttin und ich sind mit dir zufrieden, so achte auf meine gewichtigen Worte, mein lieber Junge. Du wirst immer mein Liebling sein. Du wirst alles Glück und Wohlergehen erfahren. Du wirst ein großer Yogi sein, wie auch dein Vater und Großvater, welche wie hervorragende Bogenschützen niemals unterliegen. Du wirst immer siegreich und aller Verehrung würdig sein. Deine Stärke wird dich nie verlassen. Wo ich bin, wirst du sein, und wo du bist, werde ich sein. Deine Väter werden glücklich, hernach führende Ganas und immer mächtige Verehrer von mir sein. Denn dies ist Gesetz: wer mir nahe kommt, den muß ich segnen.

Nun meldete sich die Göttin und sprach zu mir:
So sprich deine Wünsche aus. Sag uns alles.

Mit ehrfürchtig gefalteten Händen gab ich zur Antwort:
Oh Göttin, richte meine vorzügliche Hingabe immer auf deine Füße.

„So sei es!“, gab die Göttin zurück und wandte sich freudig an meine Gattin:
Liebe Tochter, auch dir werde ich deinen Wunsch nach drei Augen erfüllen. Du wirst keine Geburten mehr erleiden müssen und immer voller Hingabe an mich, deinen Ehemann und eure Söhne und Enkelsöhne sein.

Auch die Götter segneten uns mit Freude, Shiva bestieg seinen Bullen und nahm uns und sein Gefolge mit ins Reich der Göttin. Vishnu und die anderen Götter priesen Shiva und Parvati und kehrten in ihre Reiche heim. Und so, mein lieber Sanatkumar, wurde ich gekrönt und verheiratet. Du hast aufmerksam zugehört und damit Shivas Macht und Freude vermehrt. Wer die Geschichte mit Vertrauen und Hingabe liest oder weitererzählt, wird sich auf Erden an vielerlei Glück erfreuen und hernach das große Ziel erlangen.


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