Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 53 - Der Kampf mit Aniruddha

Sanatkumar fuhr fort:
Als der Herr der Dämonen von der Entjungferung seiner Tochter hörte, war er erst überrascht, dann zornig. Er rauschte in die Kammer seiner Tochter und war wieder überrascht, als er solch einen schönen Jüngling erblickte, der für himmlisches Wirken nur so geschaffen schien. Und in seiner Verwirrtheit sprach er spöttisch:
Oh, dieser Mann ist wirklich eine Augenweide, stark und wagemutig. Wer kann diese tollkühne Person nur sein? Denn der Tod ist ihm sicher.

Dann befahl er seiner Eskorte:
Oh ihr Treuen, vernichtet ihn unverzüglich und ohne Gnade, denn er hat die Reinheit meiner Familie und die Keuschheit meiner geliebten Tochter besudelt. Legt ihn in Ketten und werft ihn in den Kerker!

Doch er selbst zögerte, unverzüglich zu handeln, denn der Anblick des furchtlosen Jünglings verunsicherte ihn zunehmend. Nur langsam sammelte er 10.000 seiner Krieger um sich, während Aniruddha einem der Wächter eine Keule entriß und erst mal die Wächter und Diener vor den Frauengemächern tötete. Dann kehrte er in die Kammer zu Usha zurück, bis Vana seine Armee aufgestellt hatte. Sie kamen schreiend und kampfbegierig heran, doch Aniruddha stellte sich ihnen mutig entgegen. Shivas Macht stärkte ihn gewaltig, und er kämpfte gegen alle 10.000 Krieger. Er griff sich die Waffen der Erschlagenen und erschlug immer mehr von den Angreifern. Einmal schleuderte er einen blinkenden Speer und traf sogar Vana selbst, der in seinem Streitwagen saß. Der Dämon machte sich vorerst unsichtbar, beobachtete den standhaft kämpfenden Jüngling und griff ihn dann mit vielen Waffen an. Dem unsichtbar und trickreich Kämpfenden war Aniruddha nicht gewachsen, und so konnte ihn Vana mit der Schlangenschlinge binden.

Er ließ ihn in den Kerker werfen und befahl seinem Wagenlenker:
Töte den Wicht, der meine Familienehre beschmutzt hat. Schlag ihn dem Kopf ab, hau ihn in Stücke und wirf diese den fleischfressenden Dämonen oder den Aasfressern vor. Mach, was du willst, aber töte ihn.

Doch Kumbhanda, sein bester und gerechter Minister sprach:
Oh Herr, das ist nicht angemessen. Bitte bedenke es gut. Ich meine, wenn wir ihn töten, dann töten wir uns selbst. Er scheint Vishnu an Stärke ebenbürtig, und der Glanz des mondbekränzten Gottes hat seine Macht noch vergrößert. Dabei liebst du Shiva. Und sieh nur, obwohl er nun gebunden ist, bewahrt er doch seine Männlichkeit. Da ist er so wagemutig wie Shiva selbst, dein geliebter Herr. Es muß die Gnade Shivas sein, daß dieser Mann uns so wenig fürchtet wie Grashalme. Die Schlange deiner Schlinge hat ihn furchtbar gebissen, doch er ist immer noch stark.

Da fragte Vana den tapferen Jüngling:
Wer bist du, oh Held? Wessen Sohn bist du? Sag uns die Wahrheit. Und wer, du hinterhältiger Kerl, hat dich hierhergebracht? Sprich laut und deutlich: „Ich bin besiegt.“ Lobe den Herrn der Dämonen, falte deine Hände vor ihm und verbeuge dich. Dann magst du entlassen werden. Doch wenn du stolz verharrst, dann werden Gefängnis und Folter weitergehen.

Da antwortete ihm Aniruddha:
Oh gemeiner Dämon, du hast dich von den Opfergaben der Asketen ernährt, du kannst nicht die Traditionen deiner Gegner kennen. Für einen Helden ist es unwürdig und viel schlimmer als der Tod, vom Schlachtfeld zu fliehen oder sich klein zu machen. Die Gefahr zu scheuen bereitet mir mehr Schmerzen als ein Pfeil in meinem Fleisch. Für einen Krieger ist es besser, dem Tod ins Angesicht zu schauen, als sich erst mutig zu stellen und dann feige zu ergeben.

Vana fühlte bei diesen heroischen Worten sowohl Staunen als auch Zorn, als sich eine himmlische Stimme vernehmen ließ, welche alle Dämonen wohl verstanden:
Oh Vana, großer Held, sei nicht wütend. Oh Verehrer von Shiva, denk daran, du bist der Sohn von Vali. Shiva ist der höchste Herr und Zeuge aller Taten, du Kluger. Das ganze Universum mit allen lebenden Wesen darin ist ihm untertan. Er allein ist Schöpfer, Erhalter und Vernichter der Welten, wofür er die Formen von Brahma, Vishnu und Shiva und deren Qualitäten annimmt. Der Herr ist allgegenwärtig. Er ist die Ursache und größer als alles. Er ist ohne Verwirrung, unveränderlich, ewig, der Herr aller Illusionen und tatsächlich ohne Eigenschaften und Form. Selbst ein schwacher Mensch wird stark, wenn er es will. Oh trefflicher Sohn von Vali, erkenne dies, beruhige dich und sei zufrieden. Der Herr allein wird den Hochmut vernichten, denn er ist der Meister alle Taten, derjenige, der handelt, und seinen Verehrern immer zugetan.

Dann schwieg die Stimme aus dem Himmel, und Vana ließ davon ab, Aniruddha töten zu wollen. Er kehrte in seine Gemächer zurück, trank Wein, vergnügte sich und vergaß die Worte aus dem Himmel wieder. Aniruddha allerdings blieb von der giftigen Schlange gebunden. Er sehnte sich nach Usha, denn seine Leidenschaft für die Geliebte war noch nicht gestillt. Da rief er die Göttin an:
Oh Göttin, du bist immer würdig, daß man bei dir Zuflucht nimmt. Ich bin von der Schlange gebunden, oh rette mich, du ruhmreiche und zornige Göttin. Du bist Shiva zugetan, dieser Quelle für Schöpfung, Erhaltung und Auflösung. Es gibt keine andere Rettung als dich. Oh Göttin, hilf mir.

Die Göttin erhörte sein Flehen und kam in Gestalt der schrecklichen und dunkel schimmernden Kali. Mit schweren Faustschlägen zerschmetterte sie den Kerker und verbrannte die Schlange. Sie befreite Aniruddha und ließ ihn wieder in Ushas Gemach eintreten, wo er sich erholte und seine Zeit freudig bei gutem Wein und seiner sinnlichen Geliebten verbrachte.


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