Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 52 - Die Geschichte von Usha

Sanatkumar fuhr fort:
Höre weiter, was in dieser wunderbaren Geschichte alles geschah, und wobei man sehen kann, wieviel Zuneigung Shiva seinen Verehrern zuteil werden läßt. Ich hatte ja schon erwähnt, daß der Dämon Vana Shiva mit seinem frenetischen Tanz erfreute. Doch das Schicksal ließ ihn überheblich werden. Und einmal bat Vana den Gott, als Shiva mit freudigem Geist bei ihm weilte:
Oh großer Herr, du Herrscher über alle Götter und Kronjuwel der Welten, dank deiner Gunst bin ich sehr stark. Du hast mir tausend Hände gegeben, doch die sind nur eine Last für mich, wenn du mir nicht einen angemessenen Gegner im Kampf nennst. Denn ich sehe außer dir niemanden, der es mit mir aufnehmen könnte. Oh Gott mit dem Stier im Banner, was soll ich mit diesen starken Händen anfangen ohne Kampf? Sie jucken unbändig vor Kampfeslust, und ich möchte beinahe mit den Elefanten kämpfen, welche die Himmelsrichtungen bewahren. Ich habe schon Städte und Reiche erobert und mit meinen Hieben Berge zu Staub zermalmt. Die Menschen rannten angstvoll vor mir weg. Mit Yama hatte ich einen großen Kampf und auch mit dem Feuergott. Varuna ist nun als Hirte für meine Viehherden zuständig und Kuvera der Aufseher über meine kostbaren Möbel. Nirriti wurde zur Eskorte und Indra besiegt, so daß er mir Tribut zahlen muß. Oh bitte gib mir einen Kampf, indem entweder meine Hände von Waffen zerschmettert zu Boden fallen oder mein Feind. Oh Shiva, mein Herr, erfülle mir diese Bitte.

Shiva lachte zornig auf, denn die Worte von Vana hatten seinen Unmut erregt. Er gab zur Antwort:
Schande über dich Hochmütigen, solche niederen Worte ziemen sich weder für den Sohn von Vali noch für den hingebungsvollen Verehrer. Du wirst schon bald deinen Kampf bekommen mit einem Mann, der mir gleicht. Und bevor du dich versiehst, werden deine riesigen Hände unter mächtigen Waffen fallen wie Baumstämme unter der Axt. Der Tag der gräßlichen Schlacht ist gekommen, wenn deine Flagge, die den Pfau mit einem Menschenkopf zeigt, ohne Grund herabfällt. Dann zieh in diesen Kampf mit all deinen Kriegern. Doch nun kehre in dein Heim zurück, denn schon bald wirst du das Zeichen sehen.

Dann schwieg Shiva, Vana verbeugte sich mit gefalteten Händen, ehrte den Gott und ging nach Hause. Freudig erzählte er alles daheim und wartete ungeduldig auf die große Schlacht. Und dann, eines Tages, sah er seinen Flaggenmast zerbrochen am Boden liegen. Euphorisch rüstete er sich zur Schlacht und rief seine Armeen zusammen. Acht Generäle scharte er um sich, und führte das Opfer für den Krieg aus. Dann überprüfte er die Vorbereitungen und Zeichen am Himmel und dachte freudig:
Oh, wer könnte dieser Krieger sein, dieser Meister aller Waffen, der entweder meine Hände abtrennt oder den ich besiege?

In der Zwischenzeit hatte seine Tochter Usha ihre erste Periode bekommen, das reinigende Bad genommen und alle glücksverheißenden Riten durchgeführt. In der von Parvati bezeichneten Nacht lag sie schlafend in ihrem Gemach, als Parvati Aniruddha, den Enkelsohn Krishnas, (im Traum) zu ihr sandte. Er nahm sie ungestüm, während sie erschrocken weinte. Und im nächsten Moment war Aniruddha wieder verschwunden. Usha wachte verzweifelt auf und stammelte einige Worte zu ihren Dienerinnen. Sogar ihr Leben wollte sie aufgeben, doch ihre Freundin Chitralekha erinnerte sie an den Vorfall mit Shiva und Parvatis Worte.

Da besann sich Usha und sprach zu ihrer Freundin:
Teure Freundin, wenn Parvati diesen Mann zu meinem Gatten bestimmte, wie kann ich ihn dann rechtmäßig heiraten? Aus welcher Familie stammt er, der meinen Geist so verwirrt?

Chitralekha fragte sie:
Oh sanfte Dame, wie soll ich den Mann herbringen, den du zwar im Traume sahst, doch ich nicht kenne?

Wieder verzweifelte da die nun vor Leidenschaft glühende Tochter Vanas und sehnte sich nach Tod. Doch ihre Freundin rettete sie, denn sie hatte einen klugen Einfall:
Ich kann deinen Kummer besänftigen, wenn dieser Mann in den drei Welten zu finden ist. Ich werde ihn zu dir bringen, denn er hat deinen Geist ganz und gar gefangen genommen. Beschreibe mir seine Gesichtszüge.

Dann malte Chitralekha alle Götter, Dämonen, himmlischen Sänger und Menschen auf eine Leinwand, unter denen auch die Vrishnis waren, wie Krishna, Balarama und Pradyumna. Und als sie endlich Aniruddha malte, da errötete Usha, und ihr Herz füllte sich mit Freude. Sie senkte ihren Blick und sprach:
Oh, das ist der Held, der mein Herz gestohlen hat. Er ist es, den ich mir bei Nacht gewann. Bei seiner Berührung war ich ganz benommen. Ich möchte alles über ihn wissen. Oh schöne Freundin, erzähl mir von ihm. In welcher Familie ist er geboren? Was ist sein Name?

Chitralekha beantwortete ihre Fragen, und Usha sprach zu ihr:
Oh meine Freundin, sinne über ein Mittel nach, damit er sofort mein Ehemann wird. Ohne ihn will ich nicht länger leben. Oh bitte, bring ihn zu mir und mach mich glücklich.

Sanatkumar fabelte weiter:
Nun dachte Chitralekha nach und nutzte ihre Yoga Kräfte. Sie verabschiedete sich von Usha und eilte auf dem Luftwege so schnell wie der Gedanke nach Dwaraka. Sie entdeckte Aniruddha im Garten, wie er sich mit Frauen vergnügte und Wein trank. Er war schön in allen Gliedern, ein blühender Jüngling mit dunkler Hautfarbe, und er lächelte lieblich. Als er sich in eine Laube zum Schlafen niederlegte, umhüllte sie ihn mit Dunkelheit und trug ihn mitsamt der Laube auf ihrem Haupt davon. In nur einem Moment war sie wieder in Shonita, wo Usha voller Sehnsucht wartete. Als sie ihren Geliebten sah, da war sie sowohl ängstlich als auch albern erregt. Doch schnell versanken die beiden in Wollust, was den alten Hütern der Frauengemächer nicht verborgen blieb. Zwar trugen sie Rohrstöcke in den Händen, doch an den starken Jüngling mit dem himmlischen Körper wagten sie sich nicht heran. So meldeten sie Vana die unerlaubte Affäre:
Oh Herr, niemand kann sich erklären, wie das geschehen konnte. Es muß Indra sein, der sich mit Gewalt Eintritt in die Frauengemächer verschafft hat. Er hat die Sittlichkeit deiner Tochter verletzt. Geh selbst und sieh. Und dann handle. Doch wir haben daran keine Schuld.


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