Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 35 - Ein Bote Shankhachuda spricht mit Shiva

Sanatkumar fuhr fort:
Der Dämonenherrscher schlug sein Lager auf und sandte einen klugen Anführer als Boten zu Shiva. Der Bote ging zum Banian Baum und erblickte Shiva, der im Yogasitz unter dem Baum saß, lächelnd, mystisch blickend, das Antlitz leuchtend und der Körper so rein und strahlend wie ein sonnenbeschienener Kristall. Shiva hielt den Dreizack und die Keule in seinen Händen, und ein Tigerfell umhüllte ihn. Still war er, als der Bote den dreiäugigen Herrn der Parvati erblickte, diesen Lebensspender für seine Verehrer, den Früchtebringer von Buße und Askese, den Schöpfer allen Wohlstandes, den leicht zu Besänftigenden, der gern und eifrig seine hingebungsvollen Verehrer segnet. Er sah den Herrn des Universums, den Samen aller Geschöpfe, der mit dem Universum identisch ist und eine universale Form hat, der alles Gebärende, der alles Beherrschende, der alles Erschaffende und der alles Vernichtende, diese Ursache aller Ursachen, welche es denen mit Hingabe ermöglicht, den Ozean der karmischen Existenz zu überqueren, den Gewährer von Weisheit, Erkenntnis und ewiger Glückseligkeit.

Der Bote stieg von seinem Wagen ab und verbeugte sich vor Shiva und seinen Nächsten. Er sah auch Bhadrakali an Shivas linker Seite und Kartikeya vor ihm, die ihn alle grüßten und segneten. Der Bote war sehr gelehrt in den heiligen Schriften, und so faltete er seine Hände und sprach wie folgt:
Oh Herr, ich bin ein Bote Shankhachudas, der zu dir kam. Was wünschst du? Bitte sag es mir.

Erfreut antwortete ihm Shiva:
Oh kluger Bote, höre meine Worte, die zum Glück führen. Höre sie mit Bedacht und zögere nicht, sie zu überbringen:

Brahma ist der Schöpfer der Welten und der Vater des Dharma. Er kennt die Tugend wohl. Marichi ist sein Sohn, und dessen Sohn ist Kasyapa. Daksha gab Kasyapa dreizehn Töchter, und die Dame Danu erfreute Kasyapa sehr. Sie gebar vier Söhne, die Danavas genannt werden. Sie waren tapfer und stark, und von ihnen war Viprachitti der Mächtigste und Mutigste. Sein Sohn Dambha wurde zum tugendhaften und klugen Herrscher über die Danavas. Du, oh Shankhachuda, bist sein trefflicher Sohn, eine fromme Seele und der jetzige Herr über dein Volk. In einer früheren Geburt warst du ein Kuhhirte und Gefährte Krishnas. Unter allen Hirten warst du tugendreich, und doch traf dich Radhas Fluch, so daß du nun als Dämon in die Welt kamst. Doch deine Natur ist nicht die eines Dämonen. Erkenne dies anhand deiner früheren Geburt und gib deine Feindschaft zu den Göttern auf. Behandle sie nicht frevelhaft. Dann kannst du dich deines Reiches wahrlich erfreuen. Doch versuche nicht, dein Reich auszudehnen und es damit zu verderben. Oh Dämon, gib den Göttern ihre Reiche wieder. Bleib in deinen Grenzen und erhalte dir damit meine Zuneigung. Laß die Götter ihre Aufgaben erfüllen. Ich wiederhole es: Demütige und beleidige niemanden und sei kein Feind der Götter. Die Nachfahren Kasyapas sind edle Wesen und folgen reinen Handlungen. Es gibt viele Arten der Sünde in der Welt. Doch sogar ein Brahmanenmord hat nur den sechzehnten Teil der Sünde zur Folge, den die Kränkung und Verletzung von Gefährten bringt.

So sprach in kluger Weise Shiva zum Boten, der zwar ergeben, jedoch von Shankhachuda gut instruiert und auch vom Schicksal getrieben antwortete:
Oh Herr, was du mir gesagt hast, ist wohl wahr. Anders kann es nicht sein. Doch gilt das, was du über die Kränkung von Gefährten gesagt hast, nur für Dämonen und nicht für Götter? Bitte erklär mir das. Denn nur, wenn es für alle gleich gilt, werde ich es bedenken. So zerstreue meine Zweifel und sag mir, was du dazu denkst. Denn hat nicht Vishnu mit seinem Diskus die Köpfe von diesen trefflichen Dämonen Madhu und Kaithabha im Urozean der Auflösung abgetrennt? Du selbst, oh Majestät, giltst als ein besonderer Freund der Götter. Warum hast du Tripura zu Asche verbrannt? Warum wurde Vali alles genommen und er in die unteren Regionen verbannt? Auch hier erschien Vishnu nicht als Wohltäter auf Valis Schwelle. Warum wurden Hiranyaksha und sein Bruder von den Göttern verfolgt? Warum mußten Sumbha und andere Dämonen durch die Götter fallen? Als der Ozean gequirlt wurde, ertrugen die Dämonen Mühsal und Pein, doch nur die Götter tranken den Nektar und erhielten die Früchte unserer Arbeit. Das ganze Universum ist nur ein Spiel für Kala, die Zeit. Wenn es Kala beliebt, jemandem irgendwann Erfolg zu bescheren, der wird ihn erhalten. Die Feindschaft zwischen Göttern und Dämonen ist beständig und wird immer wieder aufflammen. Und Kala beschert mal dem einen und mal dem anderen den Sieg. Es hat keinen Sinn, wenn du zwischen den beiden vermitteln willst. Und es frommt dir auch nicht, denn als Herr bist du beiden Parteien verbunden. Und daher ist deine Gegnerschaft zu uns besonders beschämend, denn du bist sowohl der Herr der Dämonen als auch der Götter. Du bist die höchste Seele. Falls wir siegen, wird unser Ruhm vermehrt. Doch wenn wir verlieren, wirst du großen Verlust erdulden müssen. Bedenke dies gut.

Liebevoll lächelnd gab da der dreiäugige Herr zur Antwort:
Wir sind unseren hingebungsvollen Verehrern untertan und niemals unabhängig. Wir handeln auf ihre Bitte. Wir nehmen nicht Partei für die einen oder anderen. Als Vishnu Madhu und Kaithabha schlug, dann geschah es auf Bitten Brahmas. Hiranyakashipu fand sein Ende zum Wohle Prahladas und auf Bitten der Götter. Nur auf Bitten der Götter verbrannte ich Tripura zu Asche. Und es war auf Bitten der Götter, daß die Mutter des Universums Sumbha und die anderen schlug. Das weißt du genau. Und auch heute ist es wieder so. Die Götter haben Zuflucht gesucht, erst bei Brahma und dann mit Vishnu bei mir. Und weil ich alle Bitten beachte, bin ich, der Herr von allem, hier zum Kampf bereit.

Du bist der liebste Gefährte von Krishna, dieser großen Seele. Die Dämonen, die damals getötet wurden, sind nicht mir dir vergleichbar. Und was ist an meinem Kampf gegen dich schändlich, oh König? Ich wurde demütig von den Göttern um Hilfe gebeten.

Geh nun zu Shankhachuda, oh Bote, und überbring ihm meine Worte. Möge er tun, was er für richtig hält. Ich werde meine Pflicht gegenüber den Bittenden erfüllen.

Dann schwieg Shiva und der Bote kehrte zu seinem Herrn zurück.


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