Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Buch 7 - Rudra Samhita (V. Die Kämpfe)

Kapitel 1 - Tripura

Narada sprach:
Wir haben aufmerksam alles gehört, was du uns Glücksverheißendes über die Familie Shivas erzählt hast. Doch nun sprich weiter. Wie hat Shiva in seinem spielerischen Wirken das Böse besiegt? Wie verbrannte er die dreifache Stadt der Dämonen mit einem einzigen Pfeil? Welche Art von Waffe war das? Oh bitte erzähl uns noch mehr vom mondbekränzten Herrn, denn die Magie seines Wirkens erfreut die Götter und Weisen.

Brahma antwortete:
Einst bat Vyasa den trefflichen Weisen Sanatkumar um dieselbe Geschichte. Ich werde es dir wiederholen, was damals gesprochen wurde.

Sanatkumar erzählte:
Oh kluger Vyasa, höre, wie der Vernichter des Universums die drei Städte mit nur einem Pfeil zerstörte. Als der Dämon Taraka von Kartikeya getötet worden war, unterwarfen sich seine drei Söhne schwerster Askese. Der älteste von ihnen hieß Tarakaksha, der mittlere Vidyunmali und der jüngste Kamalaksha. Sie waren gleich stark und entschlossen, gezügelt, wahrhaft, standhaft und heldenhaft, doch den Göttern feindlich gesinnt. Sie ließen von allen weltlichen Vergnügungen ab, und wanderten zu einer Höhle des Berges Meru, um dort harte Askese zu üben. Im Frühling mieden sie alle Freuden wie Musik und Tanz und lebten enthaltsam. Im Sommer erduldeten sie die Hitze der Sonne, zündeten ringsum Feuer an und führten in deren Mitte Opfer aus. Manchmal lagen sie sogar ohnmächtig im Sonnenschein. In der Regenzeit ertrugen sie furchtlos die Wassermassen auf ihren Häuptern. Im Herbst lernten sie, Hunger und Durst zu beherrschen. Sie verteilten all ihre guten Nahrung, die Wurzeln und Früchte, an die Armen und Hungernden und blieben dabei unbewegt wie Steine. Zu Anfang des Winters blieben sie auf dem Gipfel des Berges ohne ein Dach über dem Kopf, nur von ihrer inneren Stärke beschützt. Zu Ende des Winters standen sie im Wasser, trugen nasse Seidenkleider oder ließen sich vom Tau durchnässen. In all der Zeit waren sie weder ärgerlich noch gereizt, sondern ließen ihre Askese nach und nach immer schwerer werden. So übten die drei vortrefflichen Söhne Tarakas ihre Buße mit Brahma als Ziel ihrer Verehrung. Standhaft blieben sie und magerten ihre Körper ab. Für hundert Jahre standen sie auf einem Fuß. Für tausend Jahre ernährten sie sich nur von Luft und setzten sich extremer Hitze aus. Diese furchtbaren Seelen standen für weitere tausend Jahre auf dem Kopf, und noch einmal hundert Jahre standen sie unbewegt und hielten ihre Arme hoch in die Luft. Hartnäckig ertrugen sie gräßliches Leid für ihre böse Absicht und blieben Tag und Nacht achtsam. So vergingen viele Jahre der Buße, und ich denke, sie hatten in ihrer Seele auch eine tugendhafte Hingabe zu Brahma. Dieser hohe Vater der Götter und Dämonen war schließlich sehr zufrieden mit ihrer Askese und erschien in aller Pracht vor den drei Brüdern, um ihnen den gewünschten Segen zu gewähren.

Von den Göttern und himmlischen Weisen umgeben sprach der Große Vater aller Wesen zu ihnen:
Ihr großen Dämonen, ich bin zufrieden mit eurer Zügelung. Ich werde euch Segen gewähren, sprecht eure Wünsche aus. Sagt mir, ihr Feinde der Götter, warum ihr diese schmerzliche Askese auf euch genommen habt. Es ist meine Aufgabe, die Früchte von allen Arten von Buße zu verleihen, denn ich bin der ewige Schöpfer.

Bei diesen Worten verbeugten sich die Dämonen demütig vor Brahma und enthüllten langsam ihre innersten Wünsche:
Oh Herr der Götter, wenn du mit uns zufrieden bist und uns Segen zustehen, dann verleihe uns die Unzerstörbarkeit durch nichts und niemanden. Oh Herr des Universums, mach uns dauerhaft! Beschütze uns vor Feinden, dem Alter, allen Krankheiten und dem Tod. Denn in den drei Welten wollen wir diejenigen sein, die andere dem Tode unterwerfen. Wir selbst wollen von Tod und Alter befreit sein. Denn wozu dienen sonst Reichtümer, die weite Erde, schöne Städte, hoher Status oder weltliches Vergnügen? Wenn jemand in Kürze vom Tode verschlungen wird, dann nützt ihm keine Habe. Das ist unser fester Entschluß.

Da dachte Brahma an Shiva, seinen Herrn, und antwortete den Brüdern:
Oh Dämonen, Unzerstörbarkeit ohne jegliche Bedingung ist nicht möglich. Bitte fragt nicht nach dem ewigen Leben. Sucht euch einen anderen Wunsch zu erfüllen. Denn wenn ein Wesen geboren wurde, wird es sterben und wiedergeboren werden. Das ist gewiß. Niemand in dieser Welt ist frei von Alter oder Tod. Jeder ist sterblich, außer Shiva, diesem Sieger über den Tod, und Vishnu. Diese beiden allein wissen um Tugend oder Unheil und können formhaft oder formlos sein. Übt jemand Buße, um die Welten zu quälen, dann gilt die Askese als verloren. Nur wer sich zum Wohle der Welten in Askese plagt, dessen Buße kann Früchte tragen. Überlegt es euch genau, ihr Makellosen, und nehmt Abstand von der Unsterblichkeit. Selbst für Götter und Dämonen ist sie unerreichbar. Und diese Grenze kann nicht verschoben werden. So wählt einen anderen Segen, der eurer Macht entspricht.

Die Brüder überlegten eine Weile und sprachen dann zu Brahma, dem Großen Vater aller Welten:
Oh Herr, wir haben kein Heim, in dem wir glücklich leben könnten, auch wenn wir durch unseren Heldenmut für unsere Feinde unbesiegbar sind. Gib uns drei wunderbare Städte, die reich und kostbar ausgestattet sind und unerreichbar selbst für Götter. Oh Herr und Lehrer des Universums, durch deine Gunst mögen wir in diesen Städten durch die Welt reisen.

Dann fügte Tarakaksha, der Älteste, hinzu:
Möge meine Stadt golden sein und von Visvakarma so stark erbaut, daß kein Gott sie betreten kann.

Ähnlich bat Kamalaksha um eine große, silberne Stadt, und der jüngste Bruder, Vidyunmali, wollte eine eiserne Stadt.

Und schließlich meinten die Brüder noch:
Unsere drei Städte werden sich an einem besonderen Tag verbinden, am Mittag von Abhijit, wenn der Mond im Zeichen Pushya steht, und die dunklen Regenwolken Pushkara und Avarta unsichtbar im Firmament ihre Regenmassen am Ende von tausend Jahren ausschütten. Niemals sonst sollen sich die drei Städte vereinen. Und nur dann, wenn unsere Städte verbunden sind, kann der Herr, der sich in allen Göttern verkörpert, in einem wunderbaren Streitwagen mit aller nötigen Ausstattung sitzend und mit nur einem einzigen Pfeil unsere Städte durchbohren. Doch Lord Shiva kennt keine Feindschaft mit uns, er verdient unsere Verehrung und unseren Respekt. Wie könnte er uns dann verbrennen? Das ist es, was wir uns überlegt haben. Ein Wesen wie er ist schwerlich zu erkennen.

Auf Shiva konzentriert antwortete Brahma:
So sei es.

Dann bat er den Künstler Maya (Illusion), die drei Städte (Tripura) zu bauen, aus Gold, Silber und Metall. Schließlich kehrte er in sein Reich zurück und verschwand vor den Augen der drei Brüder.

Der kluge Künstler der Dämonen erbaute dank seiner Buße die drei Städte, und sie waren vorzüglich und stark wie Festungen. Die goldene Stadt bereiste die Himmel, die silberne die Lüfte und die eiserne die Erde. Und als sie mit allem Schönen ausgestattet waren, bezogen die drei starken und mutigen Dämonen freudig ihr Heim. Es gab dort himmlische Bäume, Scharen an Elefanten und Pferden und viele Paläste voller Juwelen. Sonnengleich blitzende und mit Rubinen geschmückte Fahrzeuge eilten durch die Luft und erleuchteten die Städte wie Mondstrahlen. Die Türme auf den Palästen glichen in Schönheit dem Gipfel des Kailash, und es lebten auch viele himmlischen Damen, Sänger und Musiker dort. Es gab Tempel, in denen Rudra verehrt wurde. In jedem Haus wurde das Agnihotra ausgeführt. Es gab vorzügliche Brahmanen, die Shiva hingegeben waren und die heiligen Texte exzellent beherrschten. In den Städten gab es wunderschöne Parks mit allen Arten von Pflanzen, als ob sie aus dem Himmel gefallen wären. Überall schimmerten klare Wasserstellen, Teiche, Seen, Quellen und Flüsse. Und die Bäume trugen reiche Frucht. Die stolzen Pferde zogen schöne Wagen, und sogar Uhren, Spielplätze und schöne Hallen für das Vedenstudium waren vorhanden. Und alle Arten von Wesen hatten sich versammelt: Sünder, Tugendhafte, Fromme, Edle und Gute. Doch alles wurde von keuschen Damen geheiligt, die ihren Ehemännern treu dienten und jede üble Handlung verabscheuten. Geführt wurde das Volk von heldenhaften Dämonen mit breiten Schultern und stolzer Brust. Mit ihren Gemahlinnen, Kindern und gelehrten Brahmanen folgten sie strikt ihren Pflichten. Manche waren von friedlicher Natur, andere kriegerisch, manche geduldig und wieder andere jähzornig. Es gab auch Bucklige und Zwerge, oder welche mit Augen wie dunkelblaue Lotusblüten und dunklem, lockigem Haar. Sie alle wurden von Maya beschützt, der die Krieger auch in den Kampfkünsten unterwies. Diese wiederum waren in der Lage, heftige Schlachten zu führen, denn ihr Heldenmut war durch die Verehrung von Brahma und Shiva geheiligt. Damit glichen sie der Sonne, den Sturmgöttern oder sogar Indra selbst. Alle heiligen Riten, welche in den Schriften dargelegt sind, wurden von ihren jeweiligen Verehrern ausgeführt. Und so lebte die von Brahma gesegneten Söhne Tarakas in ihren Städten, folgten Maya und verehrten Shiva. Sie verließen alle anderen Gebiete der Erde, lebten nur in ihren Städten und regierten ihr Reich, wie es Shiva gelehrt hatte. Und so verging eine lange Zeit, während die Dämonen verdienstvolle Taten ausführten und glücklich lebten.


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