Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 50 - Die Feier

Brahma erzählte:
Auf Bitten Shivas leitete ich dann die abschließenden Zeremonien an, welche die Weisen freudig ausführten. Über Parvatis Haupt wurden die heiligen Tropfen versprüht, und die Brahmanen zeigten dem Paar respektvoll den Polarstern, damit die Verbindung beständig sei. Dann berührte der Bräutigam das Herz seiner Baut, damit sich die Liebe darin rege und mit der seinen verschmelze. Die Svastipatha Verse wurden euphorisch aufgesagt, und Shiva zog auf dem Scheitel seiner Braut den roten Strich, was ihren Glanz unbeschreiblich machte.

(Aus White Yajuveda nach R.T.H. Griffith:
Mögen die heilsamen Kräfte von allen Seiten zu uns kommen, niemals verblendet, immer ungehindert und siegreich. Mögen die Götter immer mit uns sein, unser Ziel als tägliche Wächter mit nicht nachlassender Sorge begleiten.
Möge Indra uns Erfolg bringen, der allseits Ruhmreiche. Möge Pushan, der Meister allen Wohlstandes, uns Erfolg bringen. Möge Tarkshya mit sicheren Gefährten uns helfen und auch Vrihaspati unseren Wohlstand betreiben.)

Dann setzten sich beide auf ein Kissen und strahlten eine solche Freude aus, wie sie in den Herzen der Anhänger gefunden wird. Etwas später gingen sie in ihr Gemach und aßen spielerisch von den Resten der Opfergaben. Als nun alle Heiratsriten angemessen vollbracht waren, gab Shiva mir das Gefäß mit Reis, die Kühe, Münzen, Kleider und all die anderen Gaben, die für den amtierenden Priester vorgesehen sind. Jedem Brahmanen gab er hundert Goldmünzen, und unter dem Volk verteilte er Unmengen von Juwelen und anderen Schätzen. Die Götter jubilierten, und das ganze Universum jauchzte vor Freude.

Die Damen aus Stadt und Palast begleiteten nun das Ehepaar mit den üblichen Riten zum schön und reich ausgestatteten Schlafgemach. Mit viel Rufen und Jauchzen lösten sie den Hochzeitsknoten ihrer Gewänder und tauschten unter Lachen und Kichern viele liebäugelnde Blicke. Dann starrten sie verzaubert auf Shiva und wähnten sich glücklich, einen solch schönen Gott je gesehen zu haben. Seine Kleider waren berauschend, die Ornamente und Juwelen außergewöhnlich, und er strotzte vor jugendlicher Kraft. Sein gewinnendes Lächeln betörte die Damen, und er schenkte jeder ein freundliches Lächeln. Dann erschienen die 16 himmlischen Damen und näherten sich dem Paar mit großem Respekt. Es waren Sarasvati, Lakshmi, Savitri, Jahnavi, Aditi, Sachi, Lopamudra, Arundhati, Ahalya, Tulasi, Swaha, Rohini, Vasundhara, Satarupa, Samjna und Rati. Sie wurden von zahlreichen himmlischen Jungfrauen aus dem Götter- und Naga-Geschlecht begleitet, die bezaubernd und anziehend waren. Shiva wurde der juwelenbesetzte Thron angeboten, auf dem er sich freudig niederließ. Und dann machten die himmlischen Damen neckende Bemerkungen zu ihm.

Sarasvati sprach:
Oh großer Herr, nun bist du wieder in Wonne mit Sati vereint, die dir lieber als dein Leben ist. Oh großer Liebhaber, schau ins mondgleich strahlende Antlitz deiner Liebsten und wirf allen beißenden Kummer ab. Verbring nun deine Zeit in enger Umarmung mit Parvati, oh Herr der Zeit. Mein inniger Wunsch ist es, daß ihr niemals wieder getrennt sein möget.

Lakshmi sprach:
Oh Herr der Götter, sei nicht so schüchtern. Zieh deine Geliebte an deine Brust und sei ihr nah. Warum scheust du dich davor, wo ohne sie dein Lebensatem vergehen könnte?

Savitri sprach:
Oh Shiva, gib Parvati Süßes und genieße es auch selbst. Sei nicht aufgeregt. Spült euren Mund, dann gib ihr Betelblätter mit Kampfer.

Jahnavi sprach:
Nimm die Hand deiner geliebten Gemahlin, die vor Gold nur so funkelt, und streich ihr übers Haar. Es gibt keine größere Freude für ein verliebtes Mädchen als die zärtliche Hand ihres Geliebten.

Aditi sprach:
Gebt Wasser nach dem Mahl, damit der Mund gereinigt werde. Die Liebe dieses Paares ist selten.

Sachi sprach:
Warum bist du nun so schüchtern mit deiner Liebsten, nach der du lange klagend gesucht und die du immer im Herzen bewahrt hast?

Lopamudra sprach:
Oh Shiva, nach dem Essen haben die Damen nur eine Pflicht hier im Schlafgemach: Gebt Shiva Betelblätter mit Gewürzen und dann ab ins Bett.

Arundhati sprach:
Ursprünglich wollte man dir diese Dame nicht geben, doch ich habe dafür gesorgt. So ist es nun an der Zeit für zärtliche Tändelei.

Ahalya sprach:
Du hast dein Alter abgestreift und erscheinst nun jung. So handle jugendlich, so daß die um ihre Tochter besorgte Mena mit dir zufrieden sein kann.

Tulasi sprach:
Einst hast du Sati verlassen und Kama verbrannt. Doch dann hast du Vasishta als Boten gesandt, oh Herr.

Swaha sprach:
Nun, großer Herr, sei beständig in deinen Worten zu den Frauen. Es gibt eine Pflicht für Frauen nach der Heirat, das Erwachsenwerden und Erhabenheit im Betragen.

Rohini sprach:
Oh Meister der Erotik, erfülle Parvatis Sehnen. Du bist verliebt, also überquere den Ozean eurer Liebe.

Vasundhara sprach:
Oh Herr, der du die innersten Gedanken kennst, du weißt um die Gefühle einer Maid nach langem Sehnen. Sie bewahrt nicht nur den Ehemann in ihrem Herzen, sondern auch den Höchsten Herrn für immer.

Satarupa sprach:
Ein Hungriger ist erst gesättigt, wenn er gesunde Nahrung zu sich genommen hat. Oh Shiva, handle immer so, daß deine Gefährtin befriedigt ist.

Samjna sprach:
Nun entlaßt die beiden in ein einsames Zimmer ins gemachte Bett. Gebt ihnen Betel und laßt die perlenverzierte Lampe brennen.

Nach diesen Reden der Damen gab Shiva, der von jedem Makel freie Meister aller Yogis, zur Antwort:
Oh göttliche Damen, sprecht nicht so zu mir. Ihr seid die frommen Mütter der Welten, wie könnt ihr so gewöhnliche Worte zu eurem Sohn sprechen?

Da schämten sich die himmlischen Damen und erstarrten wie die Figuren in einem Bild. Doch Shiva und Parvati aßen die Süßigkeiten, spülten sich den Mund und kauten freudig Betelblätter mit Kampfer.


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