Brahma sprach weiter:
Nach Absprache mit Shiva sandte dich dann Vishnu voraus zu Himavat. Du beugtest dich vor dem Herrn und eiltest davon. In Himavats schöner Stadt angekommen erblicktest du dein eigenes Abbild, welches Visvakarma geschaffen hatte. Der Anblick war so unglaublich für dich, daß du überrascht und ein wenig beschämt zugleich warst. Dann beschautest du dir die anderen Statuen und den mit Juwelen und Gold überreich ausgestatteten Altar. Überall waren die gebundenen Bananenstauden schön anzusehen, und es gab 1.000 Säulen. Es war so wunderbar, daß es dich verwirrte, und so sprachst du verblüfft zum Herrn der Berge:
Oh König, sag mir die Wahrheit. Ist Lord Shiva auf Nandi und mit seinem Gefolge schon eingetroffen? Sind die Götter und Weisen auch schon da?
Auf deine staunende Frage antwortete der Herr der Berge wahrheitsgemäß:
Oh kluger Narada, Shiva und sein Zug sind noch nicht zur Vermählung eingetroffen. All diese Bilder und Skulpturen hat Visvakarma geschaffen. So sei beruhigt und nicht mehr bestürzt, oh himmlischer Weiser. Gedenke Shiva. Und sei mir gnädig, nimm von mir Nahrung an und ruhe dich eine Weile aus. Dann werden dich meine Söhne mit Mainaka an der Spitze zu Shiva begleiten. Bitte den Herrn in ihrem Beisein in die Stadt, diesen Hohen, dessen Füße von Göttern und Dämonen verehrt werden. Und bring ihn her.
Du nahmst den Vorschlag mit edlem Herzen an und führtest deine Pflichten aus. Dann tratst du gemeinsam mit den Bergen vor Shiva, der sich strahlend und hingebungsvoll vor euch verbeugte. Doch alle Götter fragten dich, oh Narada:
Oh Heiliger, du Kluger, du scheinst erstaunt zu sein. Wurdest du angemessen von Himavat empfangen? Und warum kamen diese vorzüglichen und mächtigen Berge in all ihrem prachtvollen Schmuck mit her? Oh Narada, ist es wirklich Himavats Absicht, seine Tochter mit Shiva zu verbinden? Was geschieht im Heim des Herrn der Berge? Oh bitte sag es uns, denn wir haben einigen Zweifel. So zerstreue unsere Sorge und sprich zu uns Himmelsbewohnern.
Und du, immer noch verzaubert von Visvakarmas Kunst, nahmst Vishnu, mich und Indra ein wenig beiseite und gabst zu Antwort:
Visvakarma hat verwirrende Abbilder von den Himmlischen gemacht, die völlig verwundern. Er wünscht wohl, die Götter zu täuschen. Oh Indra, hast du es vergessen, wie du einst Visvakarma geblendet hast? Nun möchte er dich übertreffen, und zwar hier im Heim des edlen Königs der Berge. Ich war völlig verzaubert von meinem eigenen Bild. Auch ihr wurdet von ihm täuschend echt abgebildet. Von allen Göttern gibt es künstliche Doppelgänger. Nicht ein einziges, winziges Detail fehlt. Was soll ich nun glauben? Er hat es sicher getan, um die Himmlischen zu blenden.
Indra, der einst den Bergen die Flügel abgeschlagen hatte, bekam große Angst bei deinen Worten und sprach zu Vishnu:
Oh Herr, Visvakarma will mich sicher töten, denn sein Kummer ist zu groß.
Doch Vishnu gab lächelnd und beruhigend zurück:
Oh Indra, du wurdest schon einmal von den Nivatakavachas getäuscht, denn diese Dämonen übten einen großen Zauber auf dich aus. Und auf meine Veranlassung hast du Himavat und den anderen Bergen die Flügel abgeschlagen. Laß die Berge in Erinnerung daran ruhig ihren Zauber erschaffen, wenn sie törichterweise wünschen, uns zu übertrumpfen. Wir haben keine Angst vor Bildern oder Feinden. Und Shiva wird uns sicher beschützen, denn für seine Verehrer tut er alles.
Während er so zum erregten Indra sprach, ließ sich Shiva vernehmen:
Oh Vishnu und Indra, was tuschelt ihr untereinander?
Und zu dir, Narada, sprach er:
Nun Narada, was sagt der König der Berge? Sag mir die Wahrheit und halte nichts zurück. Wird er mir seine Tochter geben oder nicht? Was hast du gesehen, als du dort warst? Und was, mein Lieber, hast du getan? Sag es schnell.
So erklärtest du ihm alles, was geschehen war:
Oh großer Herr, Herr der Götter, höre meine aufrechten Worte. Es gibt kein Hindernis für die Heirat. Der König der Berge wird dir seine Tochter sicher übergeben. Seine Söhne sind eben aus diesem Grund mit mir gekommen, um dich zu ihr zu führen. Doch es wurde ein verwegener Zauber geschaffen, um die Götter zu täuschen. Sicher soll es nur Verwirrung stiften, oh du Allwissender, und kein Hindernis sein. Visvakarma hat seine Meisterschaft gezeigt und auf Geheiß von Himavat einen eigenartigen Altar voller überraschender Dinge geschaffen. Es gibt da eine absonderliche Versammlung von künstlichen Göttern. Als ich sie sah, war ich komplett verwirrt von seinem Können und überrascht.
Lachend antwortete da Lord Shiva, und sprach wie ein weltlicher Herr zu den Göttern:
Oh Vishnu, wenn der König der Berge mir seine Tochter übergibt, was geht mich dann seine Magie an? Ihr alle, sprecht die Wahrheit. Was habe ich mit seinem Zauber zu tun? Nun, die Gelehrten halten es für wichtig, daß das Ziel erreicht werden muß. Also Vishnu, geh voran, und ihr alle eilt, um die anstehende Aufgabe zu vollbringen.
Bei diesen Worten schien Shiva wie ein gewöhnlicher Mann fest in der Macht des Liebesgottes zu sein. Und so setzte sich der Zug wieder fröhlich in Bewegung, bis sie an die Grenze der schönen Stadt Himavats kamen.