Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 38 - Hindernisse und Siddhis

Upamanyu fuhr fort:
Es gibt zehn Schwierigkeiten auf dem Weg für jene, die Yoga praktizieren: Faulheit, akute Krankheiten, Unachtsamkeit, Zweifel über die Meditation, ein unsteter Geist, kein Vertrauen, Verblendung, Leid, Mutlosigkeit und das Schwelgen in Sinnesobjekten. Faulheit beeinträchtigt sowohl Körper als auch Geist. Krankheiten beruhen auf Ungleichgewichten (der Dhatus, Grundsubstanzen im Körper) oder auf früherem Karma. Unachtsamkeit entsteht, wenn man nicht über den Sinn von Yoga nachdenkt. Zweifel ist eine doppelte Sichtweise: Dies oder das? Ablenkung ist das Unvermögen, den Geist zu stabilisieren. Wer kein Vertrauen auf dem Pfad des Yoga hat, hat auch keine Frömmigkeit. Verblendung ist eine unheilsame Wahrnehmung. Leid kann von dreierlei Art sein: Verblendung führt zu spirituellem Leiden. Körperliches Leiden rührt von früheren Handlungen her. Und Blitzeinschlag, Waffen oder Gift sind Leiden durch göttliches Wirken. Mutlosigkeit ist eine Verwirrung, die aus frustrierten Wünschen stammt. Und wer sich zu sehr in lustvolles Treiben stürzt, ist maßlos.

Wenn diese Hindernisse schwinden, und der Yogi ganz in Yoga vertieft ist, zeigen sich Zeichen. Das sind himmlische Boten für einen bevorstehenden Erfolg. Folgende Siddhis, die Upasargas (Zusatz, aber auch Ungemach, Besessensein…), gehen mit Yoga einher: Pratibha, Sravana, Varta, Darshana, Asvada und Vedana.

Pratibha ist die korrekte Wahrnehmung von etwas, sei es subtil oder versteckt, aus vergangener Zeit oder in der fernen Zukunft oder noch nicht geboren. Sravana ist die Fähigkeit, ohne Anstrengung alle Klänge zu hören. Varta ist jegliches Wissen über verkörperte Wesen. Darshana ist die Fähigkeit, alles Himmlische sehen zu können. Asvada ist das Schmecken von göttlichen Kostbarkeiten, und Vedana ist das Empfinden von göttlicher Berührung und himmlischem Geruch.

Wer solche Fähigkeiten hat, vor dem stehen alle Götter wie Brahma und übergeben ihm viele Juwelen. Seinen Mund verlassen Worte, die natürlich lieb und wirkungsvoll sind. Ihm stehen himmlische Zaubertränke, Aphrodisiaka und Medizin zur Verfügung, die ihm schöne Nymphen in allen Ehren überreichen. Doch dies ist nur ein Teil der Siddhis im Yoga. Hier muß man Vertrauen in die Erlösung haben: „Ich habe es gesehen. Und auf selbe Weise wird die Erleuchtung zu mir kommen.“

Die Yoga Siddhi, welche die Erde betrifft, heißt Paishaca Pada, und unterteilt sich in acht Arten von Kräften: Leichtigkeit, Schwere, Kindheit, Jugend, Alter, die Fähigkeit, verschiedene Gestalten anzunehmen und süße Düfte einzusammeln ohne irdische Belastung.

Die wunderbare Yoga Siddhi, welche zum Wasser gehört, kann in 16 Arten unterteilt werden: Unter Wasser atmen, aus der Erde kommen, den Ozean austrinken, wenn man es will, Wasser aufsteigen lassen oder in der Hand halten, jedes Essen in Saft wandeln, diese Form annehmen, den Körper von Wunden befreien, und dazu kommen noch die acht Kräfte der Yogis.

Die Yoga Siddhi namens Taijasa gehört zum Feuer und besteht aus 24 Arten: Feuer aus dem Körper heraus machen, keine Angst zu verbrennen, das Universum verbrennen können, Feuer in Wasser eintauchen oder in der Hand halten, Verbranntes neu erschaffen, Essen im Mund kochen, Körper mit Wind und Feuer erschaffen und darüber hinaus die 16 Siddhis der Apya (Wasser) Yogis.

Die Weisen kennen auch die Siddhis namens Maruta, welche den Wind betreffen, und unterteilen sie in 32 Kräfte: schnell wie der Wind sein, in die Körper lebender Wesen eintreten können, schwere Dinge wie Berge tragen, selbst gewichtslos oder sehr schwer sein, den Wind in der Hand halten, die Erde mit der Fingerspitze erschüttern, Körper mit dem Wind erschaffen, plus die 32 vorherigen Siddhis der Taijasa Yogis.

Die Yoga Siddhi namens Aindra gehört zum Raum und besteht aus 40 Kräften: schattenlos sein, keine Sinnesorgane, sich durch den Raum bewegen, die Sinnesobjekte beliebig zur Verfügung haben, den Raum zu überschreiten, den Raum in den Körper ziehen können, den Raum verfestigen, körperlos sein und dazu die 32 Siddhis der Maruta Yogis.

Als nächstes erzähle ich dir vom Chandramasa Yogi. Der verfügt über die 40 Siddhis der Aindra Yogis und kann außerdem noch alles erlangen, was er möchte, alle angreifen, alle Geheimnisse sehen, umhergehen, wie es ihm beliebt, Körper je nach Anforderung erschaffen, andere unter seine Herrschaft bringen, die Welt sehen und angenehm wirken. Diese Kräfte sind vor allem mental und zählen 48.

Die Fähigkeit zu schneiden, schlagen, binden und wieder erlösen, das Gefangennehmen aller Wesen, die unter dem Einfluß weltlicher Dinge stehen, alle zu erfreuen, die Meisterschaft über Tod und Zeit - dies sind die speziellen Kräfte des Prajapati Yogi. Zusammen mit den vorherigen sind es nun 56 an der Zahl.

Die Erschaffung durch bloße Wahrnehmung, Schutz und Vernichtung, Autorität, den Geist zum Wirken bringen, Erschaffung eines Universums mit heilsamen und unheilsamen Dingen darin, ohne sich darin zu verwickeln und die Kräfte des vorherigen machen den Brahma Yogi aus.

Diese Herrlichkeit (Aishvarya) funktioniert durch den Geist. Größer als dies und jenseits davon ist Prakrita Aishvarya, auch Vaishnava genannt. Ihm allein gebührt die Erhaltung des Universums, und nur Brahma kann die Eigenschaften dieser Region in Gänze erklären und sonst niemand. Jenseits davon ist die Region des Purusha, der ohne Eigenschaften ist, dann kommt die Region von Ganesha und dann die von Ishvara. Diese Region kann Vishnu ein wenig verstehen, andere gar nicht.

Alle Siddhis und Upasargas müssen immer mit Distanziertheit geprüft werden. Große Fähigkeiten, die beschützt werden müssen und von allen begehrt sind, können sich nicht in einem Geist entwickeln, der von falschen Formen, Eigenschaften und Erscheinungen beherrscht wird. Und nur der erlangt die höchsten Yoga Kräfte, der sich nicht an Eigenschaften bindet und die Freuden von Göttern und Dämonen als so unwichtig wie Grashalme betrachtet. Wenn sich der Yogi mit dem aufrichtigen Wunsch, die Welten zu segnen, im Universum bewegt, dann kann er die Freuden nach Belieben genießen und trotzdem Erlösung erlangen.

Nun erkläre ich dir die Praxis von Yoga. Hör aufmerksam zu. Ort und Zeit seien günstig gewählt, es mag ein Shiva Tempel sein oder ein anderer, sauberer Ort, ohne viele Leute oder Tiere, wenig Lärm und andere Störungen. Der Boden sei sauber gewischt, geschmückt und mit Düften und Räucherwerk wohlriechend gemacht. Ihn bedecken gestreute Blumen und zieren schöne Gefäße. Es sollte ausreichend Kusha Gras, Blumen, Opferzweige, Wasser, Früchte und Wurzeln vorhanden sein. Doch der Ort sollte nicht in der Nähe von Feuer oder Wasserstellen sein. Es sollte auch wenig trockene Blätter geben, keine Fliegen oder Moskitos, Schlangen, Raubtiere oder üble Menschen. Es darf kein Leichenverbrennungsplatz sein, Kloster, Ameisenhügel, keine verfallene Ruine, Straßenkreuzung, Fluß- oder Meeresufer und auch nicht mitten auf einem Weg, kein Bauplatz oder verkommener Kuhstall. Also kein widerlicher oder gefährlicher Ort. Es darf keine Verunreinigung durch Erbrochenes, Kot, Gestank oder Urin geben. Auch sollte der Yogi nicht üben, wenn er erbrochen oder Durchfall hat, zuviel gegessen hat oder sehr erschöpft ist. Er sollte auch nicht praktizieren, wenn er zu hungrig, durstig oder besorgt ist, oder wenn er im Auftrag seines Lehrers unterwegs ist.

Ansonsten lebe er mit angemessener Nahrung und Aktivität. Bei Ruhe und Entspannung sei er einfach, Schlaf und Wachheit halte er ausgeglichen, und Trägheit meide er. Sein Sitz sei weich, bequem, groß genug, eben und sauber. Die Posen Padmaka, Swastika und andere übe er eifrig. Er ehre alle ehrenwerten Personen wie seinen Lehrer, halte Brust und Kopf aufrecht, knirsche nicht mit den Zähnen und halte die Zunge ruhig im Mund. Im Sitzen beschütze er sein Geschlecht mit den Fersen und Sohlen seiner Füße. Die Arme halte er ohne Kraft an den Seiten und über den Oberschenkeln. Dabei liegt der reche Handrücken in der linken Handinnenfläche, der Rücken wird allmählich aufgerichtet, und die Brust zeigt nach vorn. Der Blick ist auf die Nasenspitze gerichtet und nirgends anders hin, der Atem wird gezügelt, und der Yogi verweilt so bewegungslos wie ein Stein. Dann meditiere er über Shiva und die Göttin in seinem Körper, im Lotussitz seines Herzens. Denn seine Verehrung ist das meditative Opfer.

Er visualisiere den Herrn auf seiner Nasenspitze, in der Nasenwurzel, im Nabel, Nacken, Gaumen, in der Kehle, zwischen den Augenbrauen, in den Nasenflügeln, in der Stirn oder im Kopf allgemein. Auch einen angemessen Sitz für Shiva und Shakti stelle er sich vor, Shiva im Avarana des zwölf-, zehn- oder zweiblättrigen Lotus mit sechs- oder viereckigem Yantra.

Der Lotus wird sich zwischen den Augenbrauen vorgestellt, mit zwei Blütenblättern und so strahlend wie ein Blitz. Im Süden und Norden stellt man sich zwei Blätter vor, die glänzen und auf Buchstaben enden. Die Blätter des sechzehnblättrigen Lotus haben die sechzehn Vokale, und sie beginnen im Osten. Die Blätter sind die 12 Buchstaben von Ka bis Tha. Der Lotus von der Farbe der Sonne wird im Herzen meditiert. Der Lotus von der Farbe der Kuhmilch hat zehn Blätter mit den Buchstaben von Da bis Pha. Die Buchstaben La, Ba, Bha, Ma, Ya und Ra gehören zu den sechs Lotusblättern, dessen Blätter nach unten zeigen und die Farbe von rauchlos verbrannter Kohle haben. Die Buchstaben von Va bis Sa bilden die Blätter des Muladhara Lotus von goldener Farbe.

Der Yogi meditiert über Gott und Göttin in einem dieser Lotusblüten, wie es ihm gelingt. Der Geist soll dabei stillbleiben. Der Gott wird sich in einer der folgenden Formen vorgestellt: von der Größe eines Daumen, rein, strahlend und rundum leuchtend, in Form einer reinen Flammen, mit seiner Shakti, so groß wie die Mondsichel, wie ein Stern, als Granne eines Getreidekorns, als Stengel eines Lotus, die runde Gestalt von Kadamba oder als Tautropfen.


Kadamba Baum

Er sollte über Shiva als den Herrn der verschiedenen, irdischen Prinzipien (Tattwas) meditieren, oder darüber, worin er sich Meisterschaft wünscht. Die Murtis von Brahma bis Sadashiva, die acht Murtis mit Bhava beginnend, die groben Murtis von Shiva, die furchtbaren und stillen oder die Mischung von beiden - über all dies sollte meditiert werden, wenn er weise und ein Meister in der Meditation ist und sich gute Ergebnisse wünscht. Wenn er über die schrecklichen Formen des Herrn meditiert, dann sollten sie Sünden und Krankheiten vernichten. Meditiert er über die Mischformen, kommt die Wirkung oft recht spät. Meditiert er über die sanften und freundlichen Formen, kann man die Wirkung weder als sofort noch verspätet beschreiben. Doch der besondere Nutzen bei den sanften Formen ist Erlösung, Frieden und Erkenntnis. Die Siddhis erlangt man nach und nach. Darüber gibt es keinen Zweifel.


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