Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 37 - Ziel des Yoga

Shri Krishna sprach:
Ich habe alles vernommen, was deine Heiligkeit mir über die Essenz von Wissen, Riten und Taten erzählt hat. Es ist so heilsam wie die Veden. Doch nun möchte ich über den Yoga hören mit all seinen Zweigen, Methoden und Zielen. Es heißt, daß man mit Yoga einen vorzeitigen Tod auch ohne Buße abwenden kann. So erkläre mir bitte die verschiedenen Arten von Yoga, ihre Wichtigkeit, Ursache, Zeit und Methode.

Upamanyu antwortete:
Oh Krishna, beharrlich stellst du deine Fragen, obwohl du die Antworten auf alle Fragen schon kennst. Also sage ich dir alles der Reihe nach. Höre mir aufmerksam zu.

Wenn alle Handlungen gezügelt und der Geist standhaft in Shiva weilt, dann ist das Yoga. Davon gibt es fünf Arten: Mantrayoga, Sparshayoga, Bhavayoga, Abhavayoga und Mahayoga, welches das größte ist. Mantrayoga bedeutet, sich ohne Ablenkung auf den Sinn eines Mantras zu konzentrieren und dabei das Mantra zu praktizieren. Koppelt man das mit Pranayama (Atemübung), ist es Sparshayoga. Ohne Mantra heißt es Bhavayoga. Wenn über das Universum und all seine Teile meditiert wird, ist es Abhavayoga, denn darin ist das Objekt unsichtbar. Meditiert man über die Natur Shivas ohne begrenzende Faktoren und konzentriert seinen Geist in Shiva, ist das Mahayoga. Hier üben sich diejenigen, deren Geist schon von den erkannten und in den Veden erklärten Objekten der Begierde unabhängig ist. Wann kann man von einem losgelösten Geist sprechen? Wenn er freudig die Vergänglichkeit der Objekte und sie als Eigenschaften des Herrn erkannt hat.

Kurzgesagt gibt es acht bis sechs Zweige im Yoga. Die acht sind: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi. So sagen es die Weisen. Die sechs sind: Asana, Pranasamrodha, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi. Ihre Erklärungen findet man in den Schriften, besonders im Kamika u.a., auch in den Yogashastras und Puranas.

Yama ist Zügelung wie z.B. nicht stehlen, keine Gewalt üben, sexuelle Abstinenz und keine Geldgeschenke annehmen. Dies sind auch die Unterteilungen von Yama. Niyama ist Zügelung mit folgenden Unterteilungen: Reinheit, Zufriedenheit, Buße, Japa und Achtsamkeit. Asana sind Körperhaltungen von achterlei Art: Swastika, Padma, Ardhenu, Vira, Yoga, Prasadhita, Paryanka und Yatheshta. Pranayama heißt Atemzügelung, wobei es drei Arten gibt: Rechaka, Puraka und Kumbhaka. Rechaka ist aus dem Bauch heraus ausatmen, wenn ein Nasenloch geschlossen ist. Puraka ist in den Bauch einatmen, wenn das andere Nasenloch geschlossen ist. Und dann eine Weile nicht atmen und ruhig verweilen wie ein gefüllter Topf (Kumbha), ist Kumbhaka. Diese drei übt man weder zu schnell noch zu langsam, sondern entwickelt sie langsam. Die Praxis reinigt die Nadis und hängt vom Willen ab, wie die Yogaschriften sagen (Yoganusasana). Das Anhalten folgt vier Schritten: Kanyaka ist ohne Udghata (Schlag, Stoß) und mißt zwölf Matras (Zeitlängen). Madhyama hat zwei Udghatas und mißt 24 Matras, und Uttama hat drei Udghatas und mißt 36 Matras. Beim Uttama können Zittern, Schwitzen und außergewöhnliche Erfahrungen auftreten wie Glückseligkeit, Gänsehaut, Tränen, Geplapper, Schwindelgefühl oder Ohnmacht. Matra ist die Zeit, die man benötigt, um die Finger um die Knie kreisen zu lassen und zu schnipsen. Langsam und gemäßigt erhöht man die Dauer des Atemanhaltens und reinigt dabei seine Nadis. Es gibt noch zwei Arten von Pranayama: Agarbha und Sagarbha. Atemzügelung ohne Meditation und Japa ist Agarbha, und mit den beiden ist es Sagarbha, welches hundertmal wirksamer ist. Yogis praktizieren daher Sagarbha. Damit gewinnt man die Kontrolle über die Lebenswinde im Körper. Diese sind Apana, Prana, Samana, Udana, Vyana, Naga, Kurma, Krikara, Devadatta und Dhananjaya. Was Bewegung erzeugt, ist Prana. Apana bewegt die Nahrung nach unten. Udana wirkt auf die vulnerablen Punkte der Glieder. Samana verteilt sich gleichmäßig. Der Lebensatem Naga bewirkt das Rülpsen, Kurma schließt die Augen, Krikara ist fürs Niesen zuständig und Devadatta fürs Gähnen. Dhananjaya zirkuliert durch den Körper und verläßt nicht einmal den toten Körper.

Wer regelmäßig Pranayama übt, wird eine gute Wirkung spüren. Es verbrennt alle Makel, erhält den Körper, und bei Meisterschaft bleiben folgende Merkmale beständig: Urin, Schweiß und Kot sind reduziert, man kann viel essen und langsam atmen, der Körper ist leicht, man kann schnell laufen, ist enthusiastisch, hat eine klare und tönende Stimme, ist kaum krank und dafür stark, strahlend und schön, mutig, klug, jung, standhaft und immer vergnügt. Alle Arten von Askese, Sühne, Opfer, wohltätigen Gaben und heiligen Riten bringen nur den 16. Teil des Nutzens von Pranayama.

Die komplette Zügelung der Sinnesorgane und ihrer Reaktionen auf die Sinnesobjekte nennt man Pratyahara. Die Sinnesorgane wie Geist etc. können mit Himmel oder Hölle einhergehen. Gezügelt sind sie wie der Himmel, ungezügelt wie die Hölle. Daher sucht der kluge, glückssuchende Mensch die vollkommene Erkenntnis und Nichtanhaftung, um seine Seele zu erheben, indem er die wilden Pferde der Sinnesorgane zügelt.

Dharana ist die Konzentration des Geistes auf einen Punkt. Dieser Punkt ist Shiva allein und sonst nichts und niemand. Dharana findet statt, wenn der Geist für eine Weile in diesem Punkt verweilen kann und nicht abschweift. Das bringt eine Stabilität im Geist, die man durch fleißiges Üben anstreben sollte.

Die Wurzel „Dhyai“ heißt kontemplieren. Die häufige Kontemplation über Shiva mit unverwirrtem Geist wird Dhyana genannt. Man konzentriert sich auf gewisse, geistige Visionen, die auf das Ziel der Meditation gerichtet sind, und meidet andere Visionen. Das Ziel ist Shiva, diese Quelle von Glückseligkeit, der Gott der Götter. Über ihn meditiert man und über nichts anderes. Das schließt man aus dem Atharvaveda. Damit meditiert man auch über die große Göttin. In den Schriften wird gesagt, daß Gott und Göttin alle lebenden Wesen durchdringen, daß sie überall anwesend und wach sind. Immer sollte man über ihre verschiedenen Formen meditieren. Denn daraus erwachsen zwei Vorteile: Freiheit von anderen Visionen und die Erlangung von Siddhis, außergewöhnlichen Fähigkeiten.

Ein Kenner des Yoga praktiziert Yoga mit dem Wissen über vier Dinge: den Meditierenden, die Meditation, das Objekt der Meditation und ihren Nutzen. Als Meditierende pflegt man Erkenntnis, Nichtanhaftung, Vertrauen, Geduld, Befreiung vom Ego und Enthusiasmus. Wer von Japa ermüdet ist, sollte mit Meditation beginnen. Wer von der Meditation ermüdet ist, beginne Japa. Und wer beides übt, erlangt schnell Yoga.

Dharana erstreckt sich bis zum zwölfblättrigen Lotus des Herzens. Dhyana ist die Fixation von Dharana im Herzenslotus. Und wenn Dhyana im Lotus des Herzens ruht, nennt man das Samadhi, das Ziel des Yoga. Durch Samadhi beginnt die reine Intelligenz zu erstrahlen, die Vision ist beständig wie der stille Ozean, die Formen verschwinden, und nur die Vision bleibt. Der Yogi fixiert den Geist im Objekt der Meditation, schaut beständig und ist wie ein erloschenes Feuer im Samadhi gegründet. Er hört nicht, riecht nicht, spricht nicht, sieht nicht und fühlt keine Berührung. Im Geist sind keine Gedanken. Er identifiziert sich mit nichts im Äußeren. Doch er ist auch nicht gebunden wie ein starres Stück Holz. Wer so in Shiva und Shakti gegründet ist, wird Samadhista genannt. So wie eine Flamme an einem windstillen Ort nicht flackert, so ruhig und still ist der Yogi im Samadhi. Ein Kluger schweift niemals ab, sondern ist beständig. Alle Hindernisse und Beschwernisse verschwinden nach und nach, wenn der Yogi den hervorragenden Yoga übt.


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