Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 35 - Das Linga teilt sich mit

Upamanyu fuhr fort:
Da erklang die Silbe OM, welche das Brahman ausdrückt. Doch Vishnu und Brahma konnten es nicht erkennen, denn ihr Geist war von Dunkelheit und Leidenschaft übermannt (Tamas und Rajas). Da teilte sich die eine Silbe in A, U, M und das halbe, nachfolgende Matra (AUMm). Der Buchstabe A hängte sich an die südliche Seite des lodernden Linga, U an den Norden und M in die Mitte. Der Klang des halben Matra war von oben zu hören. Und immer noch verstanden die beiden Götter nicht, weder das OM noch dessen Teilung. Da verwandelte sich das unmanifeste OM in die Veden. Der Buchstabe A wurde zum Rigveda, U zum Yajurveda, M zum Samaveda und Nada zum Atharvaveda.

Der Rigveda etablierte sich zur Hälfte, dann in Brahma mit seiner vorherrschenden Eigenschaft (Guna) von Rajas als ersten der Götter in den Riten, Schöpfer der Welten und Prinzipien (Tattwas) sowie im unveränderlichen Atman, Nivritti im Pfad von Kala und Sadyojata in den fünf Brahmans, der untere Sitz in den Teilen des Lingas, eine Quelle der drei Ursachen (Schöpfung, Erhaltung, Vernichtung), die sechsfachen Gunas und Aishvarya des kosmischen Intellekts Anima usw. Das waren die zehn Themen, welche der Rigveda durchdringt.

Auch der Yajurveda etablierte sich auf zehn Arten: als Sattwa unter den Eigenschaften, Vishnu als ersten unter den Göttern in den Riten, Erhaltung der Welten und des Firmaments, Vidya in den drei Prinzipien, Pratishta im Pfad von Kala und Vamadeva in den fünf Brahmans, der Teil von Linga und Yoni, eine Quelle der drei Ursachen und Prakrita zusammen mit Aishvarya. Das ist der Yajurveda im Universum.

Der Samaveda etablierte sich auf folgende zehn Arten: In Tamas und Rudra, den ersten der Götter in den Riten, Vernichtung der drei Welten, der vorzügliche Shiva in den Prinzipien, Aghora in den fünf Brahmans, Vidya in den Kalas, der obere Sitz in den Teilen des Linga, eine Quelle der drei Ursachen und Aishvara des Purusha. So wird das Universum vom Saman durchdrungen.

Der Atharveda etablierte sich wie folgt: ohne Gunas, Maheshvara, Sadashiva als ersten der Götter; durch den großen Atman ist Shiva ohne Handlungen, dafür ist Sadashiva zuständig, reiner Segen, durch den die Kreaturen befreit werden, oberhalb der Welten, wo Worte und Gedanken zurückweichen, sind die Unmana Welten (das göttliche Reich ohne Persönliches), über denen das göttliche Somaloka ist, indem der Herr mit Uma weilt. Wer bis nach Unmana gelangt, kehrt nicht wieder zurück. Shanti und Shantyatita sind alldurchdringend unter den Kalas; Purusha und Ishana in den fünf Brahmans, der Kopf des Lingas als besten Teil des Ganzen, wo der eine Nishkala Shiva angerufen und besänftigt werden sollte. Unter den Tattwas ist es die größte Eigenschaft, größer als Bindu, Nada und Shakti. Es ist größer als das Größte und tatsächlich ein Nicht-Tattwa. Es transzendiert die drei natürlichen Grundqualitäten. Es ist jenseits von Ananta, Suddhavidya, Maheshvara und Sadashiva, den großen Herrn aller Traditionen. Es ist jenseits des Herrn, dessen Körper Mantras sind, der von allen Shaktis begleitet wird, der fünf Gesichter und zehn Arme hat, und der sowohl Sakala als auch Niskala ist. Sogar jenseits von Bindu, Halbmond, Mond, großem Nada, dem Herrn von Sushumna, dem Herrn von Brahmarandhra, jenseits von Shakti und dem Prinzip Shiva als großer Ursache - das ist Lord Shiva, der keine Ursache hat. Er erschafft die Ursachen, Subjekt und Objekt jeglicher Meditation und weilt in der Mitte des großen Himmels über dem großen Atman. Er ist in aller Herrlichkeit und Glorie der Herr von allen. Über ihm gibt es keinen Herrn. Er ist jenseits von Aishvarya (den herrschaftlichen Kräften), die auf Illusion gründen, jenseits von Menschlichkeit, jenseits von Groß und Klein, jenseits dessen, was abgelegt oder angezogen wird, jenseits von Suddhavidya, Unmana und dem Aishvarya von Unmana. Er ist groß, ohne Anfang, grenzenlos, unabhängig, beständig und unübertrefflich. So ist der Atharveda mit seinen zehn Merkmalen sehr wichtig und das Universum ist von ihm durchdrungen.

Es sprach der Rigveda:
Ich habe den Zustand des traumhaften Wachens ausgesprochen und drücke damit unaufhörlich Atmatattwa aus.

Yajurveda sprach:
Ich habe den Zustand des traumhaften Schlafens ausgesprochen, denn durch mich ist Vidya bekannt, welches sich in die Objekte des Vergnügens transformiert hat.

Samaveda sprach:
Was traumloser Schlaf genannt wird, wurde von mir durch Shiva ausgesprochen. Das ist meine Bedeutung und Tamas Gestalt.

Atharveda sprach:
Was der vierte Zustand genannt wird, das traumlose Wachen, und was jenseits des vierten ist, wurde von mir ausgesprochen.

Die Drei von der Natur des Pfades werden Shiva, Vidya und Atman genannt. Ihren Status der drei Attribute erlangen sie durch die Veden. Wer sich Shivas Reich wünscht, sollte sie reinigen. Die größte Region der Befreiung jenseits des Pfades wird Turiya genannt. Jenseits davon ist der, der den Pfad reinigt, denn er hat keine Attribute. Nada ist das Maß für beide. Das Ende von Nada hat mich zum Atman. Daher ist in allen Dingen der höchste Herr für mich der Anführer. Welches Objekt es gibt, ob getrennt oder verbunden, wird die Bedeutung des OM genannt bezüglich seiner Verbindung mit den Gunas. Also ist diese einzige Silbe OM, das Brahman, der Ausdruck für alle Bedeutungen. Ja, Shiva erschafft das Universum zuerst, indem er OM spricht. Shiva ist OM und OM ist Shiva.

Es gibt auch nicht viel Unterschied zwischen dem, der etwas ausdrückt, und dem, das ausgedrückt wird. Shiva hat keine Gedanken, und darum erreichen ihn weder Worte noch Gedanken. Die schwinden auf dem Pfad dahin. Er ist das, was mit der einen Silbe OM ausgedrückt wird. Der Buchstabe A deutet auf Brahma, U auf Vishnu und M auf Rudra.

Der göttliche Brahmatman wird aus den rechten Gliedern von Maheshvara geboren, Vishnu aus den linken. Er wird auch Vidya genannt. Nilarudra kommt aus dem Herzen Shivas und wird auch Shiva genannt. Brahma aktiviert die Schöpfung, der Magier Vishnu die Erhaltung, und Rudra, der beide beherrscht, meistert die Auflösung. Die drei sind die Ursachen des Universums. Shiva ist die Ursache der Drei, auch große Ursache genannt.

Das Linga kam zwischen euch (Brahma und Vishnu), um euch zu erleuchten, weil eure Rajas Qualität im Streit überhandnahm, und ihr nicht erkennen konntet. Deshalb nennen sie mich OM.

Was so der Atharveda sprach, wiederholten die anderen Veden und tausende ihrer Zweige. Doch obwohl sie es aus dem Mund der Veden selbst vernahmen, konnten Brahma und Vishnu nicht verstehen, als ob sie in einem Traum gebannt wären. Um ihnen zu helfen, erschien es nun im Linga selbst eingeschrieben, und da wurden die beiden besänftigt und erleuchtet. Sie sahen und erkannten, wie Werden und Vergehen sich ablösen, die Natur der sechs Pfade, den Glanz jenseits des strahlenden Purusha, das Brahman, das nichts Größeres kennt, Nishkala Shiva Ishvara, welcher der ewige Herr dieses aus Pashu und Pasha bestehenden Universums ist, der keine Furcht aus keiner Richtung kennt, der beständig ist, ohne Vergrößerung oder Verkleinerung, der alles durchdringt, der weder Innen noch Außen hat, der unübertrefflich ist, von allen Welten verschieden, undefinierbar, unbegreiflich, unaussprechlich, wohl nur in Form von Herrlichkeit erfahrbar, immer freudig und herausragend, die Heimstatt von wahrem Wohlergehen und in Begleitung von Shakti. Da hoben Vishnu und Brahma die Hände über ihre Häupter und sprachen ehrfürchtige Worte.

Brahma sprach:
Möge ich verblendet sein oder nicht, oh Herr, ich wurde von dir geschaffen. Wessen Schuld ist es, daß ich so verwirrt war? Doch abgesehen von meiner Verwirrung. Wer könnte in deiner Nähe furchtlos über seine oder die Pflichten anderer reden, oh Herr? Oh Herr der Götter, unser Streit muß herrlich und strahlend gewesen sein, denn er gewährte uns den Verdienst, deine Füße zu ehren.

Und Vishnu sprach:
Oh Herr, ich vermag nicht, dich so zu preisen, wie es deiner Größe angemessen wäre. Doch wenn Verehrer im Angesicht des Herrn schweigen, dann ist das auch nicht tugendhaft. Was ist nun das Richtige? Ohne Weisheit habe ich geplappert und bitte dafür um Vergebung. Durch deine Illusion vergaßen wir, daß du die erste Ursache von allem bist. Ich war verblendet, aufgeblasen und wurde von dir gezügelt. Wozu nun diese Unterwerfung? Oh Herr, ich bin sehr besorgt, denn ich wagte, deine Größe untersuchen zu wollen, wo du doch nicht ermeßbar bist. Oh Shiva, sie nennen dich den großen Herrn und Vernichter der Sorgen aller Bekümmerten. Und so bitte ich um deine Vergebung für meine Vermessenheit.

Nach diesen Bitten freute sich Shiva sehr und sprach lächelnd und segnend zu den beiden Göttern:
Lieber Brahma und lieber Vishnu, ihr wurdet von meiner Illusion getäuscht, weil ihr stolz auf eure Herrlichkeit ward und deswegen sogar in Streit gerietet. Ihr habt euch auch nicht besonnen, als sich der Streit in offenen Kampf verwandelte. Daher wurde eure Schöpferkraft, die Ursache für das Universum, in der Mitte zerbrochen. Um euch von Feindschaft, Kampf, Verblendung und Arroganz abzubringen, manifestierte ich mich als Linga. Also vergeßt euren Eigendünkel und sorgt dafür, daß weder Rivalität noch Streit aufkommen, und folgt euren Pflichten. Ich gab euch längst ganzheitliches Wissen, um eure ursächliche Natur zu erklären. Ihr habt das fünfsilbige Mantra bekommen, dieses Juwel aller Mantras. Doch ihr habt alles vergessen. Nun gebe ich es euch erneut, denn ohne das, könnt ihr nicht erschaffen und erhalten.

Nach diesen Worten übertrug ihnen Shiva das Mantra zusammen mit dem Jnanasamhita. Und das Mantra kam mit den Kalas, stand voller Freude und Ehrfurcht vor dem Herrn mit gefalteten Händen, um die göttliche Order zu erfüllen. Da geschah ein großes Wunder. Das Linga war plötzlich verschwunden, und alle Anwesenden spürten einen großen Verlust an Liebe. Da weinten und klagten sie laut:
Oh, welcher Schrecken kommt nun über uns!

Doch dann erinnerten sie sich an die unvorstellbare Macht Shivas und beruhigten sich. Sie umarmten einander als Freunde und kehrten zu ihren Pflichten im Universum zurück. Und seit dieser Zeit installieren Indra und die anderen Götter, Dämonen, Männer und Frauen, himmlische Weise und große Schlangen das Linga gemäß den Regeln und verehren den Herrn darin.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter