Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 32 - Riten für weltlichen Nutzen

Upamanyu sprach:
Oh Krishna, was ich dir erzähle, ist eine große Synthese aus körperlichen Riten, Japa und Meditation für Wohlergehen in dieser und der nächsten Welt. Ich werde dir nun über den großen Ritus erzählen, der Homa, Japa, Meditation, Buße und wohltätige Gaben vereint. Zuerst sollten Mantras gesprochen werden, denn Riten, die hier sichtbare Erfolge bringen, helfen nicht hernach. Dann sollten nicht planlos alle möglichen Riten ausgeführt werden, wenn sie denn durch unsichtbare, mächtige Hindernisse fruchtlos wurden. Zwar können die Hindernisse beseitigt werden, doch zuerst sollte die Methode der Beseitigung sorgfältig auf Omen hin geprüft werden. Auch sollte man keine Riten nur für diese Welt ausführen, denn damit macht man sich nur lächerlich. Und ohne Vertrauen und Hingabe sollte man gar keine Riten ausführen, denn ohne Vertrauen gibt es auch keine Früchte. Wenn sich keine Früchte einstellen, ist es nicht die Schuld des Herrn. Ein sorgfältig ausgeführter Ritus nach Brauch und Tradition wird immer Früchte in dieser Welt bringen. Wer also die Mantras gemeistert und die Hindernisse aus dem Weg geräumt hat, der wird die Früchte des Ritus ernten können, wenn er ihn mit Hingabe und Überzeugung begeht.

Er wird den Nutzen auch erfahren, wenn er konsequent dem Zölibat folgt, nur die Opfergaben (Havis) zu sich nimmt, Milchpudding und Früchte, nicht einmal in Gedanken Gewalt hegt, sich rein hält und immer heilige Asche trägt.

Indem der den Regeln guten Betragens folgt, beschmiert der Verehrer an einem glücksverheißenden Tag und nach allen erwähnten Vorbereitungen den Boden mit Kuhdung, schmückt ihn mit Blumen und zieht den glücksverheißenden, aus sich selbst strahlenden Lotus. Er sollte wie geschmolzenes Gold wirken mit acht Blütenblättern, Staubfäden und Fruchtknoten in der Mitte, die alle Juwelen zieren. Er sollte mindestens eine Elle breit sein und mit einem in der Größe passenden Stengel. Anima etc. stellt man sich in der goldenen Knolle vor. Dann wird das Linga geformt mit Podest, welches aus Edelsteinen, Gold oder Kristall sein sollte und mit allen Merkmalen. Der ewige Herr mit seiner Shakti und den Ganas wird angerufen und sich als Maheshvara vorgestellt: mit vier Armen, vier Gesichtern, schönen Ornamenten, Tigerfell, lächelndem Gesicht und den Gesten für Segen und Schutz, Geweih und Axt.

Man kann sich das Bild auch mit acht Armen vorstellen. Dann halten die rechten Hände Dreizack, Axt, Schwert und Donnerblitz, und die linken Schlinge, Stachelstock, eiserne Keule und Schlange. Das Bild soll strahlen wie die aufgehende Sonne und jedes Gesicht drei Augen tragen. Das Gesicht gen Osten ist sanft und angenehm, das gen Süden ist dunkel und furchteinflößend, das gen Norden hat den Glanz von Korallen und dunkle Stirnlocken, und das gen Westen ist freundlich und so hell wie der Vollmond. Auf seinem Schoß sitzt die große Shakti, die als Mahalakshmi dunkel und ganz und gar zauberhaft ist. Wer sie und den Herrn als verkörpertes Wesen solcherart empfangen hat, führt alles im Geist zu einem Ganzen zusammen und bereitet die rituelle Waschung mit den fünf Produkten der Kuh (Panchagavya) vor. Auch sollte es an Körnern und Panchamitra, den fünf Amrits, nicht fehlen: Milch, Joghurt, geklärte Butter, Honig und Zucker. Das Mandala wird vorbereitet, die Wasserkrüge aufgestellt: zuerst für Ishana in die Mitte und die für Sadyojata und die anderen ringsum. Acht Krüge für Vidyesha werden mit Wasser aus heiligen Orten gefüllt und die Schnüre darum gewickelt. Es kommen heilige Sachen hinein, die Krüge werden mit silbernen Tüchern und Mantras bedeckt, und zur rechten Zeit die Waschung mit Panchagavya gemacht. Zum Waschen von Maheshvara mit Wasser nimmt man Wasser, welches von Darbha Gras tropfte, aus goldenen oder edelstein-besetzten Gefäßen stammt, mit Blumen und Düften versetzt und Mantras geheiligt wurde. Man opfert Rauchwerk, Duft und Blumen und schwenkt die Lichter. Die verwendeten Salben sollten mindestens ein Pala (ca. 40g) und maximal elf Palas betragen. Wenn möglich nimmt man blaue und andere Lilien, frisch und duftend, viel Bilva Blätter und rote und weiße Lotusblüten. Rauchwerk wird mit schwarzem Aguru geopfert, und das Harz für den Betel mit Kampfer und Ghee versetzt. Das Ghee für die Lampen sollte aus der Milch brauner Kühe stammen. Damit werden die fünf Brahmans, sechs Angas und die Avaranas geehrt. Die Opferspeise sei gekochter Reis (Charu) mit Ghee, Milch und Palmzucker. Das Wasser wird mit Patala Blumen, Lilien und Lotus beduftet. Geheiligtes Tambula wird mit fünf duftenden Gewürzen dargeboten, und die Ornamente sollten golden und mit edlen Steinen versehen sein. Neue Kleider und feine Tücher in vielen Farben werden mit Gesang und Musik dargereicht. Das Japa ist auf hunderttausend begrenzt, und je nach gewünschtem Verdienst kann die Verehrung ein- bis dreimal ausgeführt werden. Pro Artikel gibt es mindestens zehn und maximal hundert Opfergaben. In solchen Riten stellt man sich Marana und Ucchatana Shiva in schrecklicher Form vor. Wenn die stillen und nährenden Riten vorüber sind, stellt man sich Shiva als freundlich im Linga, im Feuer oder in anderen Bildnissen vor. Im Marana und anderen Riten sollten die Opferlöffel aus Metall sein, in den stillen Riten aus Gold. Im Mritunjaya Ritus wird im Homa Darva mit Ghee und Kuhmilch vermischt genommen, oder Honig mit Charu und Ghee oder nur Milch. Für Riten, die Krankheiten heilen, Armut überwinden und Wohlstand bringen sollen, nimmt man Sesamsamen, Ghee, Milch oder Lotusblüten. Falls ein Ritus jemanden beherrschen soll, nimmt man Jati Blumen und Ghee im Homa. Ein Brahmane sollte den Ritus Akarshana mit Ghee und Karavira Blumen machen, Ucchatana mit Öl und Stambhana mit Honig. Stambhana kann auch mit Senfsamen gemacht werden, Patana mit Knoblauch, Tadana mit dem Blut von Maultier oder Kamel oder beidem. Für Marana und Ucchatana nimmt man Rohi und Sesam, für Vidveshana Langala Öl, für Bandhana und die Riten zur Verwirrung einer großen Armee Rohi Samen, und für Abhicharika roten Senf und Öl, welches von Hand gepreßt wurde, oder Baumwollsamen mit Katuki und Schoten. Milch kann Fieber senken und ist einem guten Schicksal günstig. Ein Homa mit Honig, Ghee, Quark, Milch und Reiskörnern oder mit Charu erfüllt alle Wünsche. Stille, nährende, Vasya und Akarshana Riten führt man mit den sieben Artikeln der Verehrung aus wie Opferzweige usw. Für Vasya, Akarshana und Sripada (für eine glorreiche Position) nimmt man viele Bilva Blätter für Havana, denn das bezwingt Feinde. In stillen Riten nimmt man die Zweige von Palasha und Khadira, in gewalttätigen Riten Karavira und Arka und in Riten für den Krieg dornige Zweige.

Ein stiller Mensch führe stille und nährende Riten aus und ein ruheloser Mensch mit zornigem Gemüt Abhicharika Riten. Doch nur, wenn die Qual unerträglich ist, die Lage erbärmlich und kein anderes Mittel in Sicht, sollte man Abhicharika Riten gegen Feinde ausführen. Kein tugendhafter Mensch in einer ehrenwerten Stellung sollte diesen Ritus gegen den Herrscher seines Landes richten. Sein sofortiger Fall wäre das Ergebnis. Und wer sich Glück wünscht, richtet ihn niemals gegen einen, der bei Shiva in Geist, Worten oder Taten Zuflucht gesucht hat, und sei es auch ein Schurke. Wurden Marana Riten gegen eine andere Person ausgeführt, dann sollte man nach angemessener Buße noch Sühneriten folgen lassen.

Egal, ob der Verehrer reich oder arm ist, den Herrn sollte er in einem Bana, Svayambhu, Arshaka oder Vaidika Linga ehren. Wenn das Linga nicht in Gold oder Edelsteinen verfügbar ist, führt man die Verehrung im Geist aus oder mit anderen Materialien. Kann die Verehrung nur teilweise ausgeführt werden, bekommt man auch den teilweisen Nutzen davon. Zeigt sich kein Nutzen, wiederholt man den Ritus zwei- oder dreimal. Dann wird er schon nutzen. Welches Material man im Ritus benutzt hat, Gold, Juwelen oder anderes, das übergibt man dem Lehrer zusätzlich zum Dakshina. Falls der Lehrer es nicht annimmt, gibt man alles Shiva oder Shiva Verehrern, sonst niemandem. Führt man den Ritus ohne Lehrer aus, ist die Prozedur dieselbe. Niemals behält man die Gabe aus verblendetem Geiz, sonst zeigt sich kein Nutzen. Nur das Linga kann man behalten, wenn man es dann täglich verehrt oder verehren läßt. Wird der Ritus nach dem Brauch ausgeführt, kann er nicht anders, als nutzen. Benötigt man mehr Anreiz für die Verehrung?

Und doch werde ich noch einiges über den vorzüglichen Nutzen eines Ritus sagen. Man mag vom schlimmsten Feind angegriffen werden, von der übelsten Krankheit geplagt oder in den Rachen des Todes stürzen - mit Ritus wird man gefahrlos befreit. Der niederste Gefährte wird respektiert, und der Ärmste wird Kuvera, der Gott des Reichtums. Der Häßliche wird schön, der Alte jung, der Feind zum Freund und der Konkurrent unwichtig. Wenn Nektar sich in Gift verwandelt hat, wird er wieder zum Nektar. Hat sich der Boden in Meer verwandelt, wird das Wasser wieder zu festem Grund. Der Graben wird zum Berg, der Berg zum Graben, Feuer zum Lotusteich und Lotusteich zu Feuer, der Garten zum Dschungel und der Dschungel zum Garten, der Hirsch zum Löwen und der Löwe zum Hirsch. Einem Mann folgen die Frauen freiwillig nach, und der Wohlstand bleibt bei ihm wie eine keusche Dame. Die Göttin der wohlklingenden Rede wird zur treuen Dienerin und der Ruhm sein untergebener Begleiter. Der Weise lebt, wie es ihm gefällt, und sein Geist bleibt dabei rein wie ein Diamant. Seine Stärke kann sich mit dem Sturm oder einem brünstigen Elefanten vergleichen. Alle seine Taten lähmen seine Feinde und deren Verbündete, so daß sie keine Gefahr mehr sind. Auch wenn ihm Gefahren begegnen, wird er von ihnen befreit und unsterblich. Selbst wenn er unheilsames Essen zu sich nimmt, wird es ihn stärken, und sogar täglicher Sex kann ihn nicht schwächen. Was immer sonst unerreichbar für ihn war, wird nun erreichbar, wenn er es will, wie z.B. Siddhis. Nun, was ich sagen wollte, ist, wenn der Ritus ausgeführt wird, ist nichts unmöglich.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter