Lord Krishna sprach:
Oh heiliger Herr, aus deinem Mund habe ich von den Riten Shivas vernommen, der ebenso respektiert wird, wie die Veden selbst. Nun möchte ich wissen, ob es einen Kamya Ritus für autorisierte Shiva Verehrer gibt. Bitte erklär mir das.
Upamanyu antwortete:
Manche Riten geben Nutzen in dieser, manche in der nächsten (bzw. jenseitigen) Welt. Beide kann man in fünf Arten unterscheiden. Manche Riten sind in Form von Taten, Askese, Japas, Meditation oder alles zusammen. Zu den Taten gehören die Riten von Homa und Verehrung. Fruchtbar können die Riten nur für diejenigen sein, die alle Shaktis haben. Shakti ist das Gebot Shivas, der großen Seele. Nur Brahmanen, welche das Gebot aufrechterhalten, sollten daher die Kamya (Wunsch) Riten ausführen. Ich werde dir nun von diesen erzählen, denn sie bringen Verdienst in dieser und der nächsten Welt.
Die innerlichen Riten sollten von Shiva Verehrern und die äußeren von Maheshvara Verehrern ausgeführt werden. Fakt ist, die Verehrer von Shiva und Maheshvara sind nicht unterschiedlich, so wie Shiva und Maheshvara nicht verschieden sind. Wer sich im Opfer der Erkenntnis übt, ist ein Anhänger Shivas und sucht in ihm Zuflucht. Wer sich ins Opfer der Handlungen vertieft, ist ein Anhänger von Maheshvara. Daher sollen Shiva Anhänger innerliche und Maheshvara Anhänger äußerliche Riten ausführen.
Im Kamya Ritus ist die Prozedur nicht anders. Der Boden sollte geprüft werden auf Geruch, Farbe und Geschmack, denn er sollte in allen gut sein. Man spannt einen Schirm auf und säubert den Boden ordentlich, bis er wie ein Spiegel glänzt. Der östliche Sektor wird zuerst geweiht im Mandala, welches ein oder zwei Ellen groß ist. Es wird ein achtblättriger Lotus gezeichnet mit goldenem Pulver, der fünf Avaranas (Hüllen) hat und herrlich glänzt. In den Blättern versteht man die Siddhis, die Rudras und ihre Shaktis in den Staubfäden, und auch die Götter begrüßt man in den Blütenblättern mit Vama im Osten beginnend, Vairagya im Fruchtknoten, die neun Shaktis in den Samen, die Shiva Riten in der Knolle und die Weisheit Shivas im Stengel. Über dem Blüteninneren stellt man sich Sonne, Mond und Feuer vor. Und jenseits davon visualisiert man die Dreiheit von Shiva, Vidya und Atman (Shiva, Erkenntnis und Höchste Seele). Über allem thront Shiva in ein Blütenmeer getaucht.
Man verehrt Shiva mit Amba in den fünf Avaranas und stellt ihn sich so rein und klar wie einen Kristall vor, entzückend und strahlend. Er trägt als Krone sein verfilztes Haar, das einem Strahlenkranz gleicht. Das Tigerfell schmiegt sich an seinen Körper, und sein Lotusgesicht lächelt. Seine Fußsohlen, Handinnenflächen und Lippen sind so rot wie der Lotus. Er trägt alle Merkmale, Ornamente und vorzüglichen Waffen. Himmlische Salben und Düfte hüllen ihn ein, und er hat fünf Köpfe und zehn Arme. Der Bereich des Mondes ist sein Kronjuwel.
Das östliche Gesicht ist sanft und so strahlend wie die Morgensonne mit drei Lotusaugen und dem aufgehenden Mond im Scheitel. Das südliche Gesicht glänzt so zauberhaft wie eine blaue Wolke. Die Brauen sind gewölbt, das Antlitz furchtbar mit seinen Fangzähnen, den drei roten, kreisrunden Augen und tropfenden Lippen. Niemand würde es wagen, dieses Haupt zu verärgern. Das nördliche Gesicht hat die Farbe von Korallen mit blauen Stirnlocken. Es hat eine zauberhafte Mimik, drei Augen, und der Mond ziert den Scheitel. Das westliche Gesicht hat drei funkelnde Augen und den Glanz des Vollmondes. Zusätzlich trägt es noch die Mondscheibe. Es ist sanft und lächelt liebevoll. Das fünfte Gesicht ist so rein wie ein Kristall im Mondschein. Es ist sehr lieb und strahlt mit drei glänzenden Augen.
An seiner rechten Seite erglänzen Dreizack, Axt, Donnerblitz, Schwert und Feuer. Seine linke Seite wird von Schlange, Pfeil, Glocke, Schlinge und Stachel geschmückt. Nivrittikala umhüllt ihn bis zum Knie, Pratishtakala bis zum Nabel, Vidyakala bis zum Hals und Shantakala bis zur Stirn. Darüber ist er umgeben vom großen Santayitakala. So sind die fünf Kalas sein Körper und durchdringen die fünf Pfade. Er ist der Ewige, den man Purusha nennt. Seine Krone ist Ishana, Aghora sein Herz, Vamadeva sein Unterleib und Sadyojata seine Beine. Seine Gestalt besteht aus 38 Kalas, den Buchstaben, den fünf Brahmans, dem OM, und er trägt die Shakti von Hamsa Atman. Sein Schoß ist von Icchhashakti umhüllt, die rechte Seite von Jnanashakti und die linke von Kriyashakti. Sadashiva in Form von Vidya stellt man sich als die drei Tattwas vor. Murti wird als Basismantra verstanden und alles, alles in Eins verschmolzen.
Bis zum Arghya wird er mit dem Basismantra verehrt, dann wird Shiva, jenseits von Sat und Asat, mit der großen Shakti in verkörperter Form angerufen und mit den fünf Materialien der Verehrung und den fünf Brahmans mit den sechs Ergänzungen geehrt. Still sollen die Mantras wiederholt werden und auch das OM, für die großen Mütter, Shiva und seine Shakti. Man kann auch den Herrn allein mit dem Shiva Mantra ehren. Danach opfert man Körner, Betel usw. und beginnt die Panchavarana Puja. Nur die Verabschiedung des Gottes (Prasthapana) soll noch nicht ausgeführt werden.