Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 27 - Feuerritual

Upamanyu sprach:
Ich werde nun über die Opferriten im Feuer sprechen, sei es in einer heiligen Grube, einem erhöhten Platz oder auf dem Altar. Das Feuer wird in einem eisernen Kessel oder einem frischen Lehmtopf zum Opferpatz gebracht. Nach der Weihe wird der Herr besänftigt und das Opfer begonnen. Die Grube mag etwa ein oder zwei Handbreit (Hasta) groß sein und wird aus Lehm geformt. Der Altar wird in Form eines Kreises oder Quadrates gebaut. Im Altar wird der achtblättrige Lotus geformt, der etwa 2 bis 4 Fingerbreit (Angula) höher als der Altar ist. Die Nabe des Lotus ist zwei Spannen (Vitasti) hoch. Man zieht auch zwei oder einen kreisförmigen Ring (Mekhala). Der Altar wird aus weichem Lehm errichtet, für ihn gibt es keine vorgeschriebene Höhe. Im Westen oder Süden des Rings wird ein Eingang geformt, der wie das Blatt des Asvattha Baumes oder die Unterlippe eines Elefanten aussieht. Schön geformt liegt diese Passage etwas tiefer als das Feuer und allmählich auslaufen. Zur Grube hin wird der Kreis ein wenig geöffnet. Der Kreis besteht aus Sand oder Lehm, und die Kreisfläche wird mit Kuhdung und Wasser ausgeschmiert ebenso der Altar. Das Gefäß wird gewaschen und im Feuer angewärmt, und auch die Opfermaterialien werden mit Wasser besprengt. Man zieht dann Linien in der Grube, wie es die eigene Tradition vorgibt. Nach rechtem Besprenkeln wird der Sitz des Feuers mit Darbha Gras oder Blumen gemacht, und alle Materialien für das Opfer und die Verehrung zusammengestellt. Was gewaschen werden soll, wird gewaschen, und was besprenkelt werden soll, wird besprenkelt und gereinigt. Dann wird das Feuer in einem Hilfsgefäß aus dem Haus eines Vedengelehrten herbeigeholt. Das Feuer kann mit Kristallen, Linsen oder Reibholz entzündet worden sein. Es wird über der Grube dreimal mit dem Bija Mantra des Feuers geschwenkt und durch die Passage oder direkt von vorn auf seinen Sitz gestellt. Der Opfernde setzt sich an die Passage und beobachtet das Feuer, während er sich vorstellt, daß sich das innere Feuer in seinem Nabel entzündet und mit dem äußeren Feuer vereint. Wenn geklärte Butter ins Feuer gegossen (Anvadhana) und Ajyasamskara (das Heiligen der Butter) ausgeführt wird, soll auch das Basismantra gesprochen werden. Im Süden wird das Shiva Linga geehrt, das Mantranyasa ausgeführt und die Geste der Kuh gezeigt. Die Löffel für das Opfer sollten metallisch sein, doch nicht aus Eisen, Blei oder Bronze. (andere Version: Die Löffeln können aus Bronze, Eisen und Metall sein, doch nicht aus Glas.) Sie können auch aus dem Opferholz von lobenswerten Künstlern gemacht sein, wie in den Schriften beschrieben. Die Blätter werden mit Darbha Gras abgerieben, und dann mit Wasser besprenkelt und dem Shiva Mantra besprochen. Dann wird im Feuer mit den acht Bija-Mantras geopfert. Die sieben Bija-Mantras für die sieben Zungen von Agni, dem Feuer, sind Bhrum, Stum, Brum, Shrum, Pum, Dhrum und Drum. Die mittlere Zunge, Trishikha oder auch Bahurupa genannt, formt drei Flammen: eine dreht nach links, eine nach rechts, und eine züngelt hinauf. Die Flamme im Osten ist gelb, im Südosten rot, im Südwesten schwarz und die andere ist hell strahlend, wie es der Name schon sagt. Die Bija-Mantras sollten mit Swaha aufgesagt werden, und bei jedem Nennen wird geklärte Butter ins Feuer gegeben. Mit dem Mantra „Ram Vahnyeti Swaha“ werden drei Opfergaben dem Feuer übergeben, entweder Ghee oder Zweige. Dann wird der Ritus Parisecana (das Begießen) ausgeführt, womit das Feuer zum Shiva Feuer wird. Der Verehrer stellt es sich nun als Sitz für Shiva vor, ruft Shiva an und ehrt ihn in der Gestalt von Halb-Mann-Halb-Frau. Dann wird alles besprenkelt, und nach dem Lichterschwenken wird das Opfer mit den Opferzweigen ausgeführt.

Die Opferzweige bestehen aus Palasa Holz oder einem anderen, des Opfers würdigen Holz. Sie sind ca. 12 Fingerbreit lang und so dick wie der kleine Finger. Sie sind gerade, natürlich getrocknet und mit intakter Rinde. Falls solche Zweige nicht verfügbar sind, genügen auch andere. Das Ajya Ahuti wird mit einem vier Finger breiten Blatt ausgeführt. Dann wird gekochter Reis geopfert, und wenn möglich noch geröstete Körner, Senfsamen, Gerste, Sesam und in Ghee getauchtes Essen. Es wird zehnmal geopfert, fünf oder dreimal, je nach Möglichkeit. Doch auch ein Ahuti ist genug. Die Butter wird mit einem Holzlöffel geopfert, die andere Nahrung mit einer hölzernen Kelle oder mit der Hand an einem heiligen Ort. Wenn viele Nahrungsmittel nicht verfügbar sind, opfert man eines mit voller Hingabe. Dann werden drei Ahutis ausgeführt mit dem Mantra. Der Holzlöffel wird nach dem Homa mit dem restlichen Ghee und einer Blume gefüllt. Darüber wird umgekehrt ein zweiter Löffel mit Darbha Gras gestülpt. Durch die Halme perlt das Ghee wie Gerstenkörner, und dabei wird das Mantra gesprochen, welches mit Vasat endet. So wird das (abschließende) Purnahuti ausgeführt und alles mit Wasser besprengt. Dann wird der Herr rituell verabschiedet und das Feuer bewahrt.

Man kann das Feuer auch in die Mitte des Altars geben und täglich verehren. Oder man stellt sich das Feuer als im Mutterleib der Göttin der Rede geboren vor, weiht und ehrt es. Man füttert die Flammen und legt heilige Zweige rund um das Feuer aus, die mit einem Tuch bedeckt werden. Die Gefäße werden in Paaren aufgestellt, Shiva verehrt, alles zur Reinigung mit Wasser besprengt. Das Pranita Gefäß wird mit Wasser gefüllt und im Nordosten aufgestellt. Dann folgen die Riten, die mit der Weihe des Ghee enden, die Opferlöffel werden gereinigt, Garbhadhana, Pumsavana und Simantonnayana mit jeweils den Homa Riten. Dann gilt das Feuer als geboren.

Den Feuergott Agni stellt man sich in folgender Gestalt vor: drei Füße, sieben Hände, vier Hörner, zwei Köpfe und drei Augen, dunkelgelb wie Honig, verfilzte Locken, der Mond ist seine Krone, rote Kleidung und rote Salben, mit Girlanden und Ornamenten, reich ausgestattet mit allen Details, heiliger Schnur und drei Gürteln, die Opferlöffel in der rechten Hand, und mit eiserner Keule, Fächer und einem Gefäß mit Ghee in der anderen Hand. Nachdem man das Feuer so meditiert hat, führt man die nachgeburtlichen Riten aus. Man entfernt die Nabelschnur und führt die Reinigung aus. Dann wird der Name „Shivagni“ mit Ahuti vergeben. Die Eltern werden rituell verabschiedet, die Riten für Tonsur und heilige Schnur folgen bis zum Ende von Aptoryama. Als Weiheritus wird im Homa Ghee ins Feuer geschüttet, und Agni wird als Svistakrit (das rechte Opfer darbringend, ein Beiname Agnis) angesehen. Mit dem Bija-Mantra „Ram“ wird alles mit Wasser besprenkelt, die Verehrung von Brahma, Vishnu, Shiva, Isha und ihren wundersamen Waffen ausgeführt, und für Düfte und Lichter nimmt der Verehrer vom Feuer.

Der Verehrer sammelt alles Nötige für die Verehrung, denkt an einen Sitz für Gott und Göttin, ruft sie im Feuer an und führt alle Riten bis zum Purnahuti aus. Er kann auch allen Riten folgen, die in seinen Schriften stehen, und alles Shiva widmen. Hier gibt es keine strenge Vorschrift. Die Asche vom Shiva Feuer wird gesammelt und aufbewahrt. Ebenso die Asche vom Agnihotra oder von einem Feuer für Vermählungsriten. Das Feuer sollte immer reich, rein und gut duftend sein. Der Dung sollte von einer dunklen Kuh stammen und wenn möglich direkt von der Kuh aufgefangen werden, bevor er den Boden erreicht. Fiel der Dung doch auf die Erde, sollte die obere und untere Schicht nicht verwendet werden. Der Dung sollte nicht zu flüssig, fest oder vertrocknet sein und gut riechen. Daraus werden Kugeln geformt und diese dem Shiva Feuer oder einem anderen heiligen Feuer mit dem Basismantra übergeben. Zu sehr oder zu wenig Verbranntes wird aussortiert und die weiße Asche gesammelt und zu Pulver zerrieben. Aufgehoben wird die Asche in metallenen, hölzernen oder steinernen Behältern und mit Mantras geheiligt. Die Asche wird vor der rituellen Verabschiedung des Herrn gesammelt, sonst wird sie zu Chandabhasma.

Das Gefäß für das Wasser sollte immer sauber sein und an einem reinen, guten Ort aufbewahrt und wie ein Schatz bewacht werden. Niemals übergibt man das Wassergefäß einem unwürdigen Menschen oder stellt es an einen unsauberen oder unheiligen Ort. Auch berührt man es nicht mit schmutzigen Händen, achtet es immer und springt nicht darüber.

Nachdem die Riten im Feuer beendet sind, wird die rituelle Waschung ausgeführt. Es wird der Sitz von Vidya im schön gezeichneten Mandala visualisiert, installiert und mit Blumen usw. geehrt. Vor Vidyas Sitz soll der Sitz des Lehrers ebenso visualisiert, installiert und geehrt werden. Es werden die Ehrenwerten verehrt und die Hungrigen genährt. Und auch der Verehrer ißt nun gelassen und vertrauensvoll von dem heilsamen Essen, was vom Opfer übrigblieb, denn das dient der Reinheit der Seele. Doch von dem, das gewidmet wurde, oder Chanda Essen soll er nichts zu sich nehmen. Auch mit den Düften und Blumen sollte so verfahren werden, doch dabei niemals denken: „Ich bin Shiva.“

Nach dem Mahl soll er Acamana ausführen und im Herzen über Shiva meditieren, wobei er das Basismantra spricht. Und seine Freizeit widmet er der Shiva Philosophie und den Legenden. Zur Nacht führt er die Verehrung durch und richtet ein Bett für Shiva und Shakti. Im Geiste oder auch in Natura opfere er auf zauberhafte Weise Nahrung, Kleidung, Salben, Blumengirlanden etc. Und zu Füßen von Gott und Göttin lege sich der Verehrer zur Nachtruhe nieder, der Hausherr mit seiner Gattin, alle anderen allein. Vor Sonnenaufgang wache er auf und spreche das erste Mantra. Im Geiste verbeugt er sich vor dem Herrn, seiner Gattin nebst Gefolge und folge seinen morgendlichen Pflichten. Nachdem er sich gewaschen hat, erwecke er Gott und Göttin mit dem himmlischen Klang des Muschelhorns oder anderer Instrumente. Dann verehre er Shiva und Shakti mit frischen, duftenden Blumen und beginne die Riten wie bereits erwähnt.


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