Upamanyu fuhr fort:
Sogar der Mörder eines Brahmanen, ein dem Wein Verfallener, ein Dieb, der Beschmutzer seines Lehrers Bett, ein Vater- oder Muttermörder, der Mörder eines Helden oder eines ungeborenen Kindes kann von seiner Sünde erlöst werden, wenn er für 12 Jahre hingebungsvoll Shiva verehrt. Darum möge ein Gefallener mit allen Mitteln Shiva verehren, von Almosen leben und die Sinne zügeln. Damit wird er zum Verehrer, denn ohne Verehrung kann er so nicht leben. Auch der, der das fünfsilbige Mantra immerzu wiederholt und damit Lord Shiva mit Hingabe verehrt, wird von großer Sünde befreit. Es gibt viele Menschen, die nur von Wasser oder Luft leben und ihren Körper mit heiligen Riten abzehren. Durch diese Riten allein kommen sie nicht zu Shiva. Doch wer nur einmal mit aufrechter Hingabe an Shiva das fünfsilbige Mantra spricht, der geht ins Reich Shivas ein, so kraftvoll ist das Mantra. Und daher sind Buße und Opfer, in denen sogar das gesamte Vermögen als Geschenk für die Brahmanen weggeben wird, nicht so wirkungsvoll wie die wahrhafte Verehrung von Shiva. Und es gibt keinen Zweifel daran, daß der Verehrer durch das Mantra befreit wird, egal, wie gebunden er war.
Sei der Mensch einer, der Rudra folgt oder nicht, sei er gefallen oder verblendet, wenn er Rudra nur einmal mit dem Rudra Sukta (Shri Rudram) ehrt, wird er befreit. Wer seinen Zorn gemeistert hat und Shiva hingegeben ist, der möge Shiva mit dem sechssilbigen Mantra oder dem Suktamantra ehren, dann spielt es keine Rolle, ob er sich Herrlichkeit gesichert hat oder nicht. Denn dann taucht er ins Brahman ein und wird befreit. Es ist also immer günstig, das Mantra ein-, zwei- oder dreimal oder immerzu zu sprechen und Shiva damit aufrecht zu ehren.
Wer den Herrn ehrt, wird als Maheshvara bezeichnet. Wer ihn nicht ehrt durch eine Weisheit, von der auch die Seele bewegt wird, der leidet lange in der Welt, die ein Meer an Elend ist. Wer Shiva aus Verblendung nicht ehrt, kann aus dem seltenen menschlichen Körper keinen Nutzen ziehen, denn sein Weg zielt nicht auf Befreiung ab. Ehrt er nach seiner raren menschlichen Geburt den Herrn, ist das vorzüglich und lobenswert, denn sein Leben bringt gute Früchte. Wer sich beständig an den Herrn erinnert, und wessen Geist dem hohen Ziel immer hingegeben ist, der unterliegt niemals dem Leiden. Die Frucht von aufrechter Verehrung ist Wohlstand, eine zauberhafte Heimstatt und liebe, mit allen Ornamenten (bzw. Tugenden) geschmückte Gefährten. Wer sich schönste Freude und ein königliches Reich im Himmel wünscht, der verehre für immer die Lotusfüße des Herrn. Ein gutes Schicksal, angenehme und strahlende Züge, Kraft, ein mitfühlendes und gezügeltes Temperament, Heldentum und Ruhm in der Welt - all dies sichert man sich durch wahrhafte Verehrung. Wer sich all das wünscht, verehre Shiva, sage sich von allem anderen los und widme seinen Geist einzig ihm. Das Leben eilt zügig vorüber, die Jugend vergeht im Nu, und Krankheit kommt nur allzuschnell daher. Also ehre den Herrn, bevor dich das Alter plagt, die Sinnesorgane versagen und der Tod dich besiegt. Erkenne, daß es keinen Ritus in den drei Welten gibt, der sich mit der Verehrung von Shiva vergleichen kann.
Findet die Verehrung von Sadashiva in einem reichen Palast statt, dann sollen auch immer folgende Riten mit durchgeführt werden: das Opfer am Tor, die Verehrung innerhalb der Mauern, Opfergaben an Shivas Gefolge und reiche Feste. Nach dem Opfer sollten der Verehrer oder seine Diener immer auch für das Gefolge im Palast opfern. Dazu trete er in Begleitung von Musik heraus, schaue gen Norden und opfere dem Herrn Blumen, Düfte, Lichter und gekochten Reis mit Wasser. Dann stehe er auf dem hohen Sitz (Mahapitha) und opfere dasselbe der Göttin. Dann kommt das Homa, und das Ritual wird mit Festlichkeiten wie z.B. Japa beendet. Die strahlende Pashupata Waffe soll in einem glänzenden, großen Metallgefäß mit einem roten Lotus angerufen und geehrt werden. Das geschmückte Gefäß trage ein Brahmane auf dem Kopf, der eine brennende Fackel hält. Von Musik und Tanz begleitet gehe der Zug dreimal um den Palast des Herrn in gemäßigtem Tempo. Dann steht der Verehrer am Tor mit gefalteten Händen, nimmt es in Empfang und verabschiede das Astra rituell. Nach noch einer Umrundung opfere er acht Blumen und beende die Verehrung.