Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 22 - Nyasa

Upamanyu fuhr fort:
Es gibt drei Arten von Nyasa (Körperteile mit zugehörigem Gott und Mantra verbinden): Sthiti, Utpatti und Laya. Die erste Form ist für Hausväter und ihre Ehefrauen, die zweite für Brahmacharins und Jungfrauen und die dritte für Asketen, Waldeinsiedler und Witwen. Ich zähle dir nun die Merkmale von Nyasa auf. Die Prozedur von Daumen bis zum kleinen Finger ist Sthiti Nyasa. Die Prozedur vom rechten Daumen bis zum linken, kleinen Finger ist Utpattin Nyasa. Und die umgekehrte Prozedur ist Laya, auch Samhriti genannt. Der Buchstabe „na“ wird mitsamt den Bindus in ihrer Reihenfolge mit den Fingern verbunden, Shiva mit den Handinnenflächen und dem kleinen Finger. Man macht das Astra Nyasa in den zehn Himmelsrichtungen mit dem Astra Mantra. Die fünf Kalas wie Nivritti und die anderen in Form der fünf Elemente werden mitsamt den Göttern der Elemente und ihren Symbolen mit Brust, Hals, Gaumen, dem Punkt zwischen den Augenbrauen und dem Scheitelpunkt (Brahmarandhra, die Öffnung Brahmas, Fontanelle) verbunden. Man sollte sie in den verschiedenen Bijas empfinden. Um sie zu reinigen, spreche man „Namah Shivaya“. Man zügle dreimal den Atem und zertrenne den Knoten der Elemente mit dem Astra Mantra und dem Astra Mudra (mystische Geste). Die Seele wird durch den Lebensatem durch den Sushumna Kanal aus dem Scheitelpunkt getrieben und mit Shivas Glanz vereint. Danach trocknet der Körper durch den Wind aus, den ein tödliches Feuer anfacht. Der Wind löst die Kalas nach oben hin auf, und der verbrannte Körper löst sich auf, wenn die Kalas den Ozean berühren. Dann wird der Aschekörper durch Amritas (das Unsterbliche) geflutet und an seinem normalen Ort gehalten. Im Weisheitskörper vereint sich der Übende mit der Höchsten Seele (Atman), die aus Shiva in Form einer Flamme kam. Das geschieht durch den Scheitelpunkt. Man meditiert über die eingetretene Seele im Lotus des Herzens und besprenkelt den Körper mit dem Nektar der Weisheit. Dann führt man nach gründlicher Reinigung den Ritus Karanyasa aus und als nächstes den Ritus Dehanyasa mit dem großen Mudra. Es folgen Anganyasa und Varnanyasa in den Gelenken von Händen, Füßen und allen anderen Körperteilen. Nach dem Nyasa der sechs Glieder mit den sechs Arten, verbindet man die Himmelsrichtungen mit Südost beginnend. Oder man führt das Nyasa der fünf Glieder aus und beginnt dabei mit dem Kopf. Ähnlich sollte das Nyasa der sechs Glieder ausgeführt werden ohne die Reinigungsriten der Elemente. So reinigt man nach und nach Körper und Seele. Erreicht man den Status von Shiva, verehrt man Parameshvara. Wer genügend Zeit und Konzentration hat, kann die Nyasa Riten noch detailreicher ausführen. Als erstes Matrikanyasa (Schriftzeichen), dann Brahmanyasa, Pranavanyasa, Hamsanyasa und als fünftes Nyasa Panchaksharatmaka.

Das Nyasa der Buchstaben geht wie folgt: „a“ mit dem Kopf, „ā“ mit der Stirn, „i“ und „ī“ mit den Augen, „u“ und „ū“ mit den Ohren, „r“ und „r̥̄“ mit der Brust, „lr“ und „l̥r“ mit den Nasenlöchern, „e“ und „ai“ mit den Lippen, „o“ und „au“ mit den Zähnen, „am“ mit der Zunge und „ah“ mit dem Gaumen; die Kehllaute mit den fünf Gelenken der rechten Hand, die Gaumenlaute mit den Gelenken der linken Hand, die Zungen- und Zahnlaute mit den Beinen, „pa“ und „pha“ mit den Seiten, „ba“ mit dem Rücken, „bha“ mit dem Nabel, „ma“ mit dem Herzen, „ya“ bis „sa“ für die sieben Elemente mit Haut usw., „ha“ mit der Höhle des Herzens und „ksha“ mit dem Punkt zwischen den Augenbrauen. Nach dem Ausführen dieses Matrikanyasa in Gestalt der 50 Rudras, sollten die fünf Brahmans mit den Gliedern vereint werden und Kala. Hier kann man das Karanyasa ausführen oder auch nicht. Die Brahmans vereine man mit Kopf, Gesicht, Brust, Unterleib und Beinen. Es gibt fünf Kalas von Ishana, diese vereint man mit den fünf Gesichtern des Herrn. Dabei beginnt man mit dem oberen und endet mit dem westlichen. Die vier Kalas des Purusha vereint man mit den vier Gesichtern und beginnt mit dem im Osten. Die acht Kalas von Aghora vereint man mit Herz, Hals, Schultern, Nabel, Bauch, Rücken und Brust. Die 13 Kalas von Vamadeva werden mit Anus, Penis, Oberschenkeln, Knien, Waden, Hüften, Gesäß, Seiten, Nase, Kopf und Armen verbunden. So werden die 38 Kalas von den Meistern verbunden. Nun führen die Meister des Pranava das Pranavanyasa aus in Armen, Ellbogen, Handgelenken, Seiten, Bauch, Oberschenkeln, Waden und Rücken. Es folgt das Hamsanyasa für den meisterlichen Verehrer in den Augen, Nasenlöchern, Armen, Gesicht, Stirn, Achseln, Brust, Hüften, Händen und Fersen. Man kann es auch in der Art der fünf Glieder ausführen. Und dann kommt das Nyasa des fünfsilbigen Mantras.

Damit wird die Gleichheit mit Shiva ausgebildet auf dem Pfad, der schon erwähnt wurde. Wer kein Shiva Verehrer ist, sollte weder das Shiva Mantra singen, noch Shiva ehren, über ihn meditieren oder ihm gleichen wollen. Wer sich aber Shiva widmet, der lege seine Identität ab. Er sage fest „Ich bin Shiva!“, und führe die Shiva Riten aus, wie Karmayajna (rituelles Opfer), Tapoyajna (Buße), Japayajna (Japa), Dhyanayajna (Meditation) und Jnanayajna (Erkenntnis). Einige werden opfern, andere Buße üben, wieder andere eher Japa murmeln, meditieren oder nach Erkenntnis streben. Von all diesen ist Erkenntnis der beste Weg.

Beim Opfern gibt es zwei Arten: mit und ohne spezielle Absicht. Wer seine Wünsche hegt, wird sich im Vergnügen mehr und mehr an leidenschaftliche Lust binden. Wer seine Wünsche ablegen kann, erfreut sich an den Herrlichkeiten in Rudras Reich, und wird hernach als ein Mensch wiedergeboren, der sich in Buße übt. Denn ein Asket erfreut sich an Rudras Reich, und falls er wieder fällt, kommt er als Mensch wieder, der sich ganz Japa und Meditation ergeben kann. Dank der Gnade dieser beiden wird ihm bald Erkenntnis zuteil, und er gewinnt sich Gleichheit mit Shiva. Er wird zur befreiten Seele, und selbst, wenn er auf Geheiß des Herrn noch Opfer ausführt, wird er ohne Absichten, Leidenschaften und Wünsche sein. Doch eine Person mit Leidenschaft wird immer gebunden sein. Darum neige man sich Meditation und Erkenntnis zu.

Mit Meditation und Erkenntnis überquert man den Ozean der weltlichen Existenz. Meditation bedeutet Freiheit von Gewalt und allen damit verbundenen Makeln. Es ist ein reinigender, geistiger Prozeß, der zur Befreiung führt und damit das beste Mittel. Wie ein Arbeiter, der außerhalb des Palastes beschäftigt ist, niemals das Innere zu sehen bekommt, so ist es mit einem Menschen, den das Karma bindet. Der Meditierende bekommt den subtilen Körper des Herrn zu sehen. Er erkennt die Realität von Shiva, und nimmt die Gottheit nicht als Stein oder Bild an. Ein Karma-Gebundener dagegen sieht nur Lehm oder Holz. Der Mensch, der Shiva nicht in der Seele sehen sondern ihn nur äußerlich verehren will, übersieht die Frucht in seiner Hand, während er am blanken Ellbogen leckt. Aus Erkenntnis entsteht Meditation, und Meditation fördert die Erkenntnis. Diese beiden gewähren Befreiung, und daher sollte man sich immer der Meditation zuneigen.

Man sollte Gott und Göttin mit äußerem Dienst verehren, oder mit dem Geist voller Vertrauen über sie im zwölfblättrigen Lotus, Kopf, Stirn, zwischen den Augenbrauen, Nasenspitze, Gesicht, Hals, Herz, Nabel oder in einem anderen, beständigen Ort meditieren. Man kann auch das Linga oder ein Bild verehren, ein künstliches Feuer oder den Boden, wenn es mit Hingabe geschieht. Der Herr kann äußerlich und innerlich verehrt werden. Wer sich der inneren Verehrung zuneigt, kann aber muß nicht die äußere Verehrung durchführen.


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