Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 18 - Die Reinigung der sechs Pfade

Upamanyu sprach weiter:
Nach der Beendigung von Waschung und anderen Riten begibt sich der Schüler auf Geheiß seines Lehrers zum Mandala von Shiva und meditiert über Shiva mit gefalteten Händen. Alle Riten bis zum Verbinden der Augen sollen wie am Tag zuvor ausgeführt werden, außer der Verehrung. Dann zeigt ihm der Lehrer das Mandala. Der Schüler streut mit verbundenen Augen Blumen darüber, und der Lehrer sagt ihm, wo sie landen. Dann führt der Lehrer den Schüler zu dem Mandala, an dem schon die Verehrung stattgefunden hat. Wie zuvor ehrt er Ishana und führt das Homa Opfer im Feuer aus. Hat der Schüler irgendeinen schlechten Traum gehabt, dann reinigt der Lehrer das unheilsame Zeichen mit 100, 50 oder 25 Homas mit dem Basismantra. Die Schnur am Haarknoten wird gelöst und wie zuvor hängen gelassen. Dann wird die Verehrung von Adhara ausgeführt basierend auf Nivrittikala und endend mit der Verehrung von Vagishvari und den rechten Homas. Dann verbeugt er sich vor Vagisha und Sati, welche Nivritti durchdringen. Auch der Herr im Mandala wird mit drei Anrufungen verehrt. Dann kommt der Ritus des gleichzeitigen mystischen Eintritts in alle Arten von lebenden Wesen. Der äußere Körper des Schülers wird berührt und besprenkelt und die Seele in den zwölfblättrigen Lotus (des Herzens) geführt. Dann wird sie vom Lehrer mit dem Basismantra und der entsprechenden Geste wieder herausgeholt und mit allen lebenden Wesen geistig vereint. Es gibt 14 Arten von lebenden Wesen: acht Arten von Göttern, fünf Arten Tiere, Vögel und Menschen. Um diese Vereinigung der Seele des Schülers mit allen lebenden Wesen, sollte der Lehrer seinen Geist und die Seele des Schülers in Vagishani (Shakti) versenken. Für wachsende spirituelle Erkenntnis verbeugt er sich ehrend vor dem Herrn, führt das Homa aus und die mystischen Riten für Geburt, Verfolgung früherer Taten, Geradlinigkeit und große Freude. Für Erlösung, Geburt, ein langes Leben, Freude und Reinigung ruft der Lehrer den Gott dreimal an und richtet ein Gebet an ihn. So reinigt er den Körper, der mit Anhaftung an weltliche Freuden und den Kontakt mit Sinnesobjekten besudelt ist. Dann schneidet er die dreifache Bindung des Schülers ab, und der Schüler ist rein.

Es folgt das Purnahuti im Feuer und die Verehrung von Brahma. Nach drei Ahutis (Anrufungen) für ihn nimmt er auf Geheiß Shivas Zuflucht zu ihm: „Oh Pitamaha, dem Schüler, der in die große Region Shivas geht, soll kein Hindernis den Weg versperren. Das ist das Gebot Shivas.“ So lautet die Bitte, dann wird Brahma geehrt und rituell verabschiedet. Mit drei Ahutis wird Mahadeva geehrt. Die Seele des Schülers wird vom Lehrer wie in der Reinigung durch Nivrittikala noch einmal erhoben, in seine eigene Seele gelegt, Vagisha mit drei Ahutis geehrt und rituell verabschiedet. Wiederkehrend vereint er die Seele des Schülers nach Verehrung und drei Ahutis mit Pratishtakala. Dann wird Pratishta angerufen und alles so ausgeführt wie zuvor. Die Durchdringung wird wahrgenommen und auch die durchdringende Vagishani. Diese sollte er so strahlend wie den leuchtenden Vollmond erkennen. Dann wird wie zuvor auf Geheiß Shivas bei Vishnu Zuflucht genommen. Vishnu wird ebenso rituell verabschiedet, mittels Vidya an Pratishta gedacht, die Durchdringung und Vagisha. Es folgt derselbe Ablauf wie zuvor mit Purnahuti im lodernden Feuer. Als nächstes wird Nilaruda angerufen, verehrt und das Gebot des Herrn befolgt. Dann wird der Herr rituell verabschiedet, Vidyakala wahrgenommen und die Durchdringung. Vagisha wird angerufen, welche die Seele des Herrn durchdringt und wie die frühe Morgensonne erscheint, welche die zehn Himmelsrichtungen erleuchtet. Dann folgen die bereits genannten Riten, bevor Lord Shiva angerufen und geehrt wird. Nach dem Homa wird im Geist Zuflucht bei Shiva genommen und der Herr rituell verabschiedet. Das führt zu Santyatitakala nebst Durchdringung, Meditation über Vagisha, welche den Atman als das Ewige durchdringt, und Purnahuti. Indem er alles nach den Regeln ausführt und Sadashiva ehrt, nimmt er Zuflucht bei Shiva, der alles erreichen kann. Und noch einmal wird Shiva geehrt, sich vor Vagisha verbeugt und dann rituell verabschiedet.

Dem Schüler wird der Kopf besprenkelt, dabei das Shiva Mantra aufgesagt und an die Vereinigung von Santyatikakala mit den Shakti Prinzipien (Tattwas) gedacht. Auch sollte er an die große Shakti Shivas denken, jenseits der sechs Pfade, welche alle Pfade durchdringt und einer Million Sonnen gleicht. Dann ist der Schüler so rein wie ein Kristall. Die Schere wird gewaschen, und der Lehrer schneidet dem Schüler sowohl Haarschopf als auch die Schnur ab, wie es in den Schriften beschrieben wird. Beides legt er in Kuhdung und übergibt es dem Shiva Feuer. Mit dem mit Vashat endenden Basismantra reinigt er Schere und Hände und stellt das Bewußtsein im Körper des Schülers wieder her. Dann sollte der Schüler baden und an Wasser nippen. Man schenkt ihm gute Wünsche und Segen und bringt ihn zum Mandala, damit er sich davor niederwerfe. Um eventuelle Fehler im Ritus zu sühnen, wird eine Verehrung durchgeführt mit drei Ahutis und Mantra. Falls es Fehler im Mantra gab, wird nun der Herr der Götter mit drei Ahutis und Mantra geehrt. Dabei wird das Mantra im Geiste wiederholt. Mit drei Ahutis werden also Shiva und Parvati im Mandala geehrt, und mit gefalteten Händen betet dann der Lehrer:
Oh Herr, dank deiner Gnade wurde nun die Reinigung der sechs Pfade des Schülers vollendet. Führe ihn nun, oh Herr, in dein unvergängliches Reich.

So wird der Schüler dem Herrn übergeben und alles von Nadishandana (Reinigung der feinstofflichen Energiekanäle, auch Wechselatmung) bis Purnahuti noch einmal ausgeführt. Dann werden die Elemente gereinigt. Es wird über die Gegensätze meditiert - stabil oder nicht, heiß oder kalt - als vereint und durchdrungen. Der Knoten der Elemente wird durchtrennt und sie mit dem großen Shiva vereint durch stete Konzentration. Damit wird sein Körper gereinigt, verbrannt und mit Nektar getränkt. Mit stabiler Seele soll der Körper in Gleichklang mit den reinen Pfaden sein. Nun stellt er das Santyatitakala auf den Kopf des Schülers, denn es durchdringt die Pfade, das Santikala auf das Gesicht, Vidyakala von Kehle bis Nabel, Pratishtakala bis zu den Knien und Nivrittikala darunter. Darüber wird meditiert. Mit dem Basismantra, seinen Keimsilben und Ergänzungen meditiert er über ihn als Form von Shiva. Er ruft den Herrn im Lotus des Herzens an und ehrt ihn. Dann bittet der Lehrer für die beständige Anwesenheit Shivas im Schüler, überträgt ihm gute Eigenschaften mit Shivas Glanz und führt drei Ahutis aus, wobei er betet:
Oh Herr, sei gnädig und übertrage ihm die Eigenschaften wie Allwissenheit, Zufriedenheit, beständige Erleuchtung, unverletzte Shakti, Freiheit und ursprüngliche Macht.

Mit Erlaubnis des Herrn und ihn im Herzen meditierend gießt er nun nacheinander das Wasser aus den fünf Gefäßen mit Sadyojata beginnend über den Schüler. Nun läßt er den Schüler sich aufsetzen, Shiva ehren und mit Erlaubnis des Herrn überträgt er ihm das Wissen von Shiva und Shakti. Auch das Mantra überträgt er ihm, das mit OM beginnt und mit Namah endet. Er gibt ihm die Instruktionen bezüglich der Heiligen, Maß, Gott und wirkender Kraft von Shiva und Shakti, die Verehrung von Shiva, sein Avarana (sanskr. Gewand, Hülle, Schutz, Schleier… Vermutlich ist das Yantra/Mandala als symbolische Stätte für den Gott gemeint bzw. Teile des Yantras für diverse Götter) und die Stellungen. Den Herrn immer wieder ehrend, soll er ihn bitten:
Oh Herr, bitte mach alles vollkommen, was ich ausgeführt habe.

Dann wirft sich der Lehrer vor dem Herrn auf dem Boden, und der Schüler macht es ihm nach. Nun verabschiedet er ihn rituell von Mandala und Feuer. Alle Versammelten Priester werden geehrt und beschenkt. Und wer sich Wohlergehen wünscht, ist dabei nicht geizig.


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