Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 16 - Der Weiheritus für den Schüler

Upamanyu sprach:
An einem reinen, geeigneten Ort und an einem glücksverheißenden Tag möge der Lehrer zuerst die Weihe Samaya durchführen. Nachdem er den Boden auf Geruch, Farbe und Beschaffenheit geprüft hat, wird eine Plattform nach den Regeln errichtet. Dann baut er den Altar, gräbt acht Gruben in den acht Richtungen, wobei die Hauptgrube nach Nordosten zeigt. Wenn nur die Hauptgrube gegraben wird, dann kann sie auch im Westen liegen. Sie wird dann mit Pulver, Girlanden, Fähnchen und einem Schirm verschönert. In der Mitte des Altars wird das mystische Diagramm mit allen glücksverheißenden Merkmalen gezeichnet. Dazu nimmt man goldenes Pulver mit Safran gemischt, denn das ist angemessen für den hohen Ritus. Ist der Anwärter arm, nehme er das Pulver von zerriebenen Nivara Reiskörnern mit Safran vermischt. Die Breite des Lotus-Diagramms sei eine oder zwei Handbreit, die Farbe weiß oder rot. Die Breite des Lotusblüteninneren sei acht Fingerbreit und die Staubblätter halb so lang, wenn der ganze Lotus eine Handbreite mißt, sonst doppelt so viel. Dann zeichne man acht Blütenblätter. Dann wird ein anderes Diagramm auf dem Altar gezeichnet, nur halb so groß und nordöstlich vom ersten Diagramm und schön dekoriert. Darüber streut man Reis- und Sesamkörner und deckt sie mit Darbha Gras ab. Dann stellt man das Wassergefäß auf, welches aus Gold, Silber, Kupfer oder irden sein sollte. Es wird mit Düften, Blumen, Akshatas (vermutlich Gerste bzw. ganze Körner), Kusha- und Durva-Gras geheiligt und mit zwei Tüchern und einer weißen Schnur umwickelt. Es sollte mit reinem Wasser gefüllt sein, alle Dinge der Verehrung enthalten und einen Deckel haben. Nun stellt man die Gefäße Bhringara und Vardhani (Wasserkrüge) auf und legt Muschel und Diskus dazu. Außer der Schnur kann alles aus Lotusblättern und Blüten bestehen. Auf dem nördlichen Blütenblatt des Lotusdiagramms, den man sich als Sitz vorstellt, stelle man den Wasserkrug des Astraraja (?) mit Sandelpaste und Wasser. Die große Verehrung des Herrn beginnt im Osten des Diagramms mit dem bereits geheiligten Gefäß.

Das alles kann am Meeresufer stattfinden, oder an einem Flußufer, in einem Kuhstall, Tempel oder Haus oder auf einem Berg. Jeder schöne Platz ist geeignet. Wenn alles bereit ist, kann der Lehrer mit großer Freude alle glücksverheißenden Dinge ringsherum anrufen. Dazu sollte er alle täglichen Rituale abgeschlossen haben, damit die große Verehrung in der Mitte des Diagramms stattfinden kann. Shiva sollte erneut im Wassergefäß und in der Verehrung angerufen werden. Dann meditiere er über den Herrn als Beschützer des Opfers, wobei er gen Westen schaut. Im Gefäß Astravardhani im Osten ehre er die Waffe des Herrn. Dann lege er das Mantra ins Mantragefäß. Als Meister der Mantras zeige er die mystische Geste und beginne das Opfer mit dem Mantra. Das Opferfeuer wird vom Lehrer nur in der Hauptgrube ausgeführt, und die anderen Brahmanen führen das Opfer in den anderen Gruben ringsum durch. Dabei opfern die anderen Priester nur die Hälfte oder ein Viertel des Hauptpriesters. Einige rezitieren die vedischen Mantras und heiligen Hymnen, und die anderen rezitieren die Namen des Herrn (Japa). Man führe Tänze auf, singe und mache Musik und folge allen anderen üblichen Riten. Nachdem die Brahmanen geehrt wurden, bitte man sie, die Punyaha Mantras zu rezitieren. Dann folgen die Verehrung und das Gebet an den Herrn, mit dem Wunsch, den Schüler zu segnen:
Oh Herr der Götter, sei zufrieden. Du Ozean an Mitgefühl, bitte trete mitfühlend in meinen Körper ein und löse mich von allen Banden.

Dann erkläre der Lehrer seine feste Absicht (Samkalpa): „Ich werde es tun.“ Und mit dieser formellen Erlaubnis führe er den Schüler herein, der gebadet, seine täglichen Riten ausgeführt und gefastet hat, bis auf einmal Havishya (Havis ist die Opfergabe). Der Schüler spreche „OM“ und meditiere über den Herrn. Dann werden für ihn glücksverheißende Riten durchgeführt. Er soll sich vor die westliche oder südliche Öffnung des Mandalas auf Darbha Gras setzen und dabei gen Norden schauen. Der Lehrer soll gen Osten gewandt stehen und aus dem Gefäß geheiligtes Wasser auf das Haupt des Schülers sprenkeln, der mit ehrfürchtig gefalteten Händen gerade sitzt. Mit Blumen berühre er sanft die Augen des Schülers und verbinde sie mit einem neuen Seidentuch, während er das Mantra wiederholt. Dann führe er den Schüler an den Ort der Verehrung und umrunde ihn dreimal. Dann opfere der Schüler dem Herrn Blumen und ein Stück Gold, lege sich mit dem Kopf gen Osten oder Norden auf den Boden nieder. Der Lehrer besprenkle ihn mit Wasser wie zuvor, streue Blumen über den Schüler und nehme ihm die Augenbinde ab. Nun, da er das Mandala sieht, verbeuge er sich mit gefalteten Händen vor dem Herrn. Dann lasse der Lehrer den Schüler im Süden des Mandalas und zu seiner Linken auf Darbha-Gras Platz nehmen. Nachdem er den Herrn besänftigt hat, lege er mit dem Shiva Mantra seine heilsame Hand auf das Haupt des Schülers. Mit derselben Hand berühre der Lehrer, welcher Shiva selbst ist, auch alle anderen Glieder des Schülers, welcher sich als nächstes vor dem Herrn, also dem Lehrer, zu Boden wirft. Dann ehre er den Herrn und opfere dreimal (ahuti), bevor er sich wieder hinsetzt. Der Lehrer berührt ihn als nächstes mit Darbha-Gras und tritt mithilfe seines Wissens in die Seele ein. Er verbeugt sich vor dem Herrn und führt folgende Riten aus: Nadisandhana (sandhana= zusammenfügen), Prananirgama (nirgama= hinausgehen), Tarpana mit allen Mantras (das Laben der Götter und Ahnen) und Ahuti (Anrufungen oder Opfer) - wobei er sich immer des mystischen Einritts in den Körper des Schülers bewußt ist. Dann vollführt er das abschließende Opfer (purnahuti) und führt noch zehn Ahutis für den Herrn mit dem Hauptmantra durch. Nach Ehrung des Herrn der Götter und Wassernippen führt der Lehrer das Homa Opfer aus und erhebt den Schüler aus seiner Kaste. War er ein Vaishya, wird er nun zum Kshatriya. Und führt der Lehrer den Ritus noch einmal aus, wird er zum Brahmanen. War der Schüler ein Kshatriya, wird er erst zum Brahmanen und dann zu Rudra. Nach erneutem Besprengen und Berühren und an die Seele des Schülers in sich selbst denkend, zieht der Lehrer den Wind aus dem Schüler, der wie eine Flamme in den Venen des Schülers flackert. Dann versenkt er sich in Herz und Venen des Schülers. Dort empfindet er das Bewußtsein des Schülers als blauen Fleck, über den er als rein und strahlend meditiert. Dann atmet er mit dem Mantra ins Herz, zeigt die Samhara Geste der Vernichtung, und füllt es mit der Einatmung (puraka) wieder auf, damit sich die Seelen vereinen können. Dazu legt er es mit dem Anhalten des Atems (kumbhaka) ins Herz des Schülers, wie er es vorhin mit der Ausatmung nahm (recaka). Erneut berührt er ihn, übergibt ihm die heilige Schnur von Shiva, macht drei Ahutis und vollendet den Ritus mit dem abschließenden Opfer (purnahuti).

Dann setzt sich der Schüler südlich vom Herrn auf einen glänzenden Sitz aus Kusha-Gras und Blumen. Er faltet seine Hände ehrerbietig im Lotussitz (Swastika) und schaut gen Norden. Der Lehrer sitzt auch auf einem vorzüglichen Sitz, schaut gen Osten, wiederholt die Mantras und glücksverheißenden Hymnen und ergreift den Wasserkrug. Während er über Shiva meditiert, gießt er das Wasser über den Schüler. Der trocknet sich ab, legt weiße Kleider an und nippt am Wasser. Dann geht er mit gefalteten Händen zum Heiligtum. Der Lehrer setzt ihn erneut auf einen Sitz aus Kusha-Gras, der Herr des Mandalas wird geehrt, und es folgt der Karanyasa Ritus. Er nimmt heilige Asche und schmiert sie über den Körper des Schülers, während er Shivas Namen wiederholt. Dann werden die Riten Dahana und Plavana ausgeführt, die mit dem Ritus Matrikanyasa beendet werden. Shiva wird über dem Haupt des Schülers herbeigerufen und im Geiste geehrt. Mit gefalteten Händen bittet der Lehrer den Herrn „Bleibe hier für immer.“, wobei er sich Shiva strahlend vorstellt. Und dann flüstert er leise das Shiva Mantra ins Ohr des Schülers. Dieser wiederholt das Mantra mit gefalteten Händen und großer Konzentration, wenn der Lehrer ihm das Zeichen dazu gibt. Danach übergibt der Lehrer das Shakti Mantra, welches der Schüler ebenso wiederholt, um dann vom Lehrer gesegnet zu werden. Nun erklärt der Lehrer kurz die Bedeutung des Mantras, weist den Schüler in die Gestalt des Herrn und diverse Haltungen ein. Im Angesicht von Shivas Feuer und Lehrer sinnt nun der Schüler über Hingabe und die Inhalte der Initiation nach: „Es ist besser, das Leben aufzugeben oder sich den Kopf abzuschneiden, als Nahrung zu sich zu nehmen, ohne den dreiäugigen Herrn zu ehren.“ Nur der Herr allein kann ohne Unterlaß geben, bis Illusion und Täuschung weichen. Daher sollte der Schüler den Herrn mit konzentriertem Geist ehren, bis er ohne Täuschung ist. Ab nun ist der Schüler eng mit der Einsiedelei des Lehrers verbunden (Samaya - heiliges Versprechen, enge Bindung). Er führe dessen Gebote aus und diene ihm fleißig. Als nächstes kommt der Karanyasa Ritus wie folgt: Der Lehrer nimmt mit seiner Hand heilige Asche und übergibt sie dem Schüler mit dem Mulamantra und den Rudrakshas, die mit dem Mantra besprochen wurden. Falls möglich übergibt er ihm auch ein Linga oder eine Bildnis des Herrn und die Utensilien für Verehrung, Opfer, Japa und Meditation. Der Schüler nimmt alles mit großem Respekt an, doch erst, nachdem ihn die Familie des Lehrers dazu aufgefordert hat. Er bewahre alles Gesagte in seiner Erinnerung und alles Gegebene mit hoher Achtung. Und er ehre Shiva, zu Hause oder im Haus seines Lehrers. Der Lehrer übertrage ihm auch nach und nach die Lebensweise und das Betragen eines Shiva-Verehrers, wie es der geistigen Entwicklung des Schülers entspricht. Dieser sollte immer aufmerksam beobachten, was der Lehrer spricht, gebietet oder ehrt, und es sich merken. Auch lese, höre und durchdenke er die Schriften über Shiva, wenn es ihm der Lehrer sagt, und nicht, wenn er es möchte oder jemand anders es ihm vorschlägt.

Damit habe ich dir kurzgefaßt die Samaya Weihe erklärt. Sie ist das beste Mittel, um in Shivas Reich zu gelangen.


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