Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 14 - Shiva über die Regeln zum Mantra „Namah Shivaya“

Lord Shiva fuhr fort:
Oh Dame mit dem schönen Antlitz, ohne die Erlaubnis vom Lehrer, heilige Riten, Vertrauen in mich und den Lohn für den Lehrer (Dakshina), ist das Singen des Mantras (Japa) fruchtlos. Mit all diesen Dingen ist es höchst wirksam. Der Verehrer sollte vor seinen Lehrer treten, der alle Traditionen kennt, selbst Japa ausführt, der Meditation gewidmet ist und über Tugend verfügt. Er sollte ihn aufrichtig und mit reinem Geist in Worten, Gedanken und Taten besänftigen. Falls er reich ist, sollte er seinem Lehrer hingebungsvoll gute Pferde, Elefanten, Wagen, Ornamente, Kleider, Korn und andere Reichtümer anbieten. Er selbst sollte nicht geizig sein, falls er sich Erfolg auf seinem Weg wünscht. Dann sollte er sich selbst mit allem Besitz dem Lehrer widmen, ihn ohne Täuschung auf alle ihm möglichen Arten ehren, das Mantra von ihm lernen und auch das nötige Wissen darüber.

Ist der Lehrer mit ihm zufrieden, lasse er ihn für ein Jahr bei sich leben, damit er ihm ohne Hochmut diene. An einem glücksverheißenden Tag lasse der Lehrer ihn dann baden und fasten. Noch einmal reinige sich der Anwärter dann mit einer rituellen Waschung aus vollen Gefäßen mit geklärter Butter und heiligem Wasser, in die auch heilige Gegenstände gelegt werden sollen. Er soll sich schön anziehen und duftende Blumengirlanden und Ornamente anlegen. Dann werden die Punyaha Mantras rezitiert und die Brahmanen verehrt. An einem heiligen Ort, nahe am Meeresstrand, Flußufer, Kuhstall oder Tempel oder auch im Haus, zu einer glücksverheißenden Stunde an einem erfolgsversprechenden Tag mit günstigen Sternen soll der Lehrer ihn segnen und ihm das nötige Wissen übertragen. An einem ruhigen Ort und mit freudigem Geist spreche der Lehrer das Mantra mit deutlicher Aussprache.

Dann soll der Schüler es wiederholen, und der Lehrer sagt:
Möge es zum Guten gereichen. Möge ringsum Glücksverheißendes geschehen. Möge alles gut und heilsam sein.

So überträgt der Lehrer dem Schüler das Mantra und erlaube ihm, es zu praktizieren. Dann führe der Schüler das Samkalpa mit reinem Geist aus (die Absichtserklärung) und wiederhole das Mantra mit dem Einweihungsritus. Solange er lebt, spreche er nun voller Hingabe das Mantra täglich 1008 mal und ohne an etwas anderes zu denken. Dann wird er ein gutes Ziel erreichen. Wer das Mantra hingebungsvoll 400.000 mal spricht und dabei selbstgezügelt nur nachts ißt, der wird Paurascaranika genannt. Und niemand gleicht dem in der Welt, der nach dem Purascarana das Mantra täglich weiter spricht. Er ist wahrlich ein Siddha und kann anderen außergewöhnliche Fähigkeiten (Siddhis) übertragen.

Man sollte sein Bad nehmen und sich in angenehmer Haltung an einem stillen Ort niedersetzen. Dann meditiere man über mich und dich im Herzen und denke an den Lehrer. Das Gesicht zeige nach Norden oder Osten, still und konzentriert sollte der Geist sein. Dann reinige man mit Dahana (verbrennen) und Plavana (waschen) Ritualen die fünf Prinzipien, führe das Matranyasa (Berührung) aus, damit der Körper rein und würdig wird, und meditiere über uns (Shiva und Parvati) mit gezügeltem Atem (Prana und Apana). Dann denke man an Ort, Form, Heilige, Maß, herrschende Gottheit, Bija, Shakti und Bedeutung (des Mantras). Und dann singe man das fünfsilbige Mantra.

Die Meister der Texte sagen, daß mentales Japa exzellent ist, Japa mit gedämpfter Stimme (Upamsu) mittelmäßig und verbales Japa von niederstem Wert. Das Japa mit Rudra als führendem Gott ist hervorragend, mit Vishnu mittel und mit Brahma von niederem Wert. Das verbale Japa ist das mit hoher, tiefer oder mittlerer Betonung, bei dem alle Silben und Wörter genau zu hören sind. Beim Upamsu Japa bewegt sich die Zunge nur wenig und man hört es kaum oder gar nicht. Beim mentalen Japa werden die Wörter klar gedacht, und es wird über ihre Bedeutung nachgesonnen. Wenn die Wirksamkeit von verbalem Japa als eins gezählt wird, dann ist Upamsa hundert, mental tausend, und das Japa, bei dem noch Atemzügelung dazukommt (Sagarbha), zählt noch hundertmal mehr. Am Anfang und am Ende kann man auch nur den Atem zügeln, ohne das Mantra zu murmeln (Agarbha Pranayama). Nach 40 Mantras und gleichzeitiger Atemzügelung (Pranayama) erinnere sich der kluge Verehrer an die Bedeutung des Mantras. Wenn er es allerdings nicht so lange aushält, möge er nach seinen Fähigkeiten üben. Dann reichen auch fünf-, drei- oder einmal, sei es nun mit oder ohne Atemzügelung. Japa mit Meditation (Dhyana) ist von allen Japas das Beste. Man führe eines dieser Japas aus, wie es den eigenen Fähigkeiten entspricht.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Anzahl der Mantras zu zählen. Man kann mit den Fingern zählen. Acht dieser Zehnergruppen kann man dann an Linien abzählen, zehn davon mit Puppen, hundert davon mit Muscheln oder Steinchen, tausend mit Korallen, zehntausend mit Kristallen, hunderttausend mit Perlen, Millionen mit Lotussamen, hundert Millionen mit Goldstückchen und unzählbare Mengen mit Kusha Gras oder Rudrakshas. Ein Rosenkranz mit 30 Rudraksha Perlen verleiht Wohlstand, mit 27 Rudrakshas verleiht er Nahrung, mit 25 Rudrakshas verleiht er Erlösung, und mit 15 Rudrakshas verleiht er die Früchte von schwarzer Magie. Der Daumen steht beim Zählen für Erlösung, der Zeigefinger für das Besiegen von Feinden, der Mittelfinger für Reichtum und der Ringfinger für Ruhe und Frieden. Der beste Rosenkranz besteht aus 108 Rudrakshas. Mit 100 ist er vorzüglich, mit 50 mittel, mit 54 gut. Es ist gut, das Japa mit einem solchen Rosenkranz auszuführen, doch er sollte nicht herumgezeigt werden. Den kleinen Finger sollte man nicht nutzen, damit das Japa heilsam ist, sondern nur die anderen Finger. Doch wenn der Daumen nicht genutzt wird beim Zählen, dann ist das Japa fruchtlos. Führt man Japa im Haus durch, ist es gut, doch im Kuhstall hundertmal besser. In einem heiligen Wald oder Park ist es tausendmal besser, auf einem heiligen Berg zehntausendmal besser, am Ufer eines Flusses hunderttausendmal besser und in einem Tempel millionenfach wirkungsvoller. So sagt man. Und was in meiner Gegenwart ausgeführt wird, ist das Beste. Es wird empfohlen, das Japa in Gegenwart von Sonne, Feuer, Lehrer, Mond, Lampen, Wasser, Brahmanen oder Kühen auszuführen. Wer östlich von diesen sitzt, steigert eine gute Kontrolle, doch südlich davon fördert die Natur von schwarzer Magie. Westlich davon mehrt den Wohlstand, und nördlich davon verleiht Frieden. Dabei sollte man ihnen immer das Gesicht zuwenden. Beim Japa sollte man weder Turban noch Rüstung oder Waffen tragen, nicht nackt sein, zerwühltes Haar tragen, den Hals bedecken, immer Pavitra (vermutlich die heilige Schnur) in der Hand halten, niemals unrein sein oder klagen. Folgendes sollte beim Japa vermieden werden: Zorn, Vergiftung, Niesen, Spucken, Gähnen und der Anblick eines Hundes oder eines Niedriggeborenen. Falls das doch passiert, sollte sogleich an Wasser genippt (Acamana) oder an mich, Shiva, gedacht werden. Man kann auch auf Sonne, Mond oder Sterne schauen oder Pranayama ausführen. Man sollte kein Japa ausführen, ohne einen Sitz, dabei nicht liegen, stehen oder laufen. Auch an einem ungünstigen Ort, einer belebten Straße oder in der Dunkelheit ist Japa ungünstig. Doch beim Sitzen sollte man die Beine nicht ausstrecken, nicht die Position eines Hahnes einnehmen, in einem Fahrzeug oder auf einem Sofa sitzen. Und wenn man sich Sorgen macht, sollte man auch kein Japa ausführen. Schwache mögen so viel Japa machen, wie sie schaffen, andere so viel wie möglich.

Nun, wozu noch mehr Worte? Höre es in Kürze. Eine Person, die von gutem Betragen ist und Japa und Meditation ausführt, wird Wohlstand erlangen. Ein gutes Betragen ist die größte Tugend, der größte Reichtum, die größte Weisheit und das größte Ziel. Wer kein gutes Benehmen hat, wird getadelt und kann in der anderen Welt nicht glücklich sein. Ja, gutes Betragen ist wichtig. Und was ist damit gemeint? Den Pflichten zu folgen, wie sie in den Veden und heiligen Schriften und von den Weisen erklärt werden. Man erkennt gutes Betragen auch daran, wie sich die guten Menschen verhalten. Das Göttliche ist eine Quelle für Güte. Wer darin vertraut, irrt nicht, kommt nicht vom Pfad des guten Betragens ab, begeht keine Fehler und wird nicht beschmutzt. Darum ist Vertrauen in die Veden und das Göttliche immer gut. Dieses Vertrauen ist die Überzeugung, daß Glück und Elend durch gute oder schlechte Taten entstehen, in dieser wie der nächsten Welt.

Oh Geliebte, ich werde dir noch ein Geheimnis enthüllen, was wohl bewahrt werden soll. Menschen ohne Vertrauen oder voller Gewalt können es nicht verstehen und sollten es gar nicht erst erfahren. Im dunklen Kali Zeitalter gibt es keinen besseren Schutz für einen gefallenen oder niederen Menschen als das fünfsilbige Mantra. Hier wirkt es sogar beim Laufen, Stehen oder anderweitiger Beschäftigung, bei reinen oder auch unreinen Menschen. Es wirkt sogar, wenn es nicht von einem Lehrer auf rechte Weise übertragen wurde, wenn die Menschen den sechsfachen Pfad nicht gereinigt haben oder sich um gutes Betragen keinen Deut scheren. Es ist nicht unwirksam bei niedriggeborenen Personen, Narren, verblendeten, gefallenen oder die Grenzen jeglicher Moral überschreitenden Menschen. Denn ohne Zweifel wirkt es bei einem Menschen mit Hingabe an mich, egal, in welchem Zustand er sich befindet. Bei anderen Mantras ist das nicht so.

Nun Geliebte, bei meinem Mantra ist es nicht so wichtig, die Stunde, den Tag oder die Sterne zu beachten, denn es ist immer wachsam und schläft nie. Das große Mantra schadet niemandem. Es ist entweder Susiddha, Siddha oder Sadhya (wörtlich in etwa bereit, fähig, dienstbar). Susiddha ist es, wenn es von einem Lehrer übertragen wurde, der ein Siddha ist. Siddha ist es von einem Lehrer ohne außergewöhnliche Fähigkeiten. Und Sadhya ist es immer. Wer in mich, das Mantra und den Lehrer vertraut, wird das Mantras immer erlangen, sei es vollkommen oder nicht (sadhita, asadhita). Darum sollte ein Suchender zum fünfsilbigen Mantra Zuflucht nehmen, denn da gibt es keine Risiken in Sachen Erlaubnis. Auch gibt es keine Garantie, daß mit anderen Mantras automatisch mein Mantra mit erlangt wird. Doch wenn man mein Mantra erlangt hat, dann hat man auch allen anderen mit erlangt. Ebenso, oh Göttin, wie alle Götter erreicht werden, wenn ich erreicht werde, und nicht umgekehrt. Mein Mantra wirkt für alle Menschen in allen Kasten, das ist bei anderen Mantras nicht unbedingt so. Und doch, sollte auch mein Mantra nicht für triviale Zwecke oder gegen unbedeutende Hindernisse eingesetzt werden. Nur dann ist es sehr wirksam.

Upamanyu schloß:
So erklärte der Gott der Göttin, wie das fünfsilbige Mantra wiederholt werden sollte, damit es den Welten nütze. Wer dies mit Hingabe verherrlicht oder es mit frommem Geist hört, wird von allen Sünden befreit und erreicht das höchste Ziel.


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