Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 11 - Die Pflichten der Kasten

Lord Shiva fuhr fort:
Nun Göttin, werde ich dir die Pflichten der Kasten aufzählen und mit den gelehrten Brahmanen beginnen. Das sind: dreimal täglich baden, Riten im heiligen Feuer, Verehrung des Linga, wohltätige Gaben, Hingabe an den Herrn, Mitgefühl überall und zu allen Zeiten, Wahrhaftigkeit, Zufriedenheit, Vertrauen in die Schriften und Gott, keine Gewalt an allen lebenden Wesen, Bescheidenheit, Studium der Veden, Yoga, die Lehren verbreiten, Zölibat, das Hören von spirituellen Themen, Enthaltsamkeit, Vergebung, Reinheit, das Tragen der heiligen Schnur, Oberkleidung, Turban und Schopf, Verbotenes meiden, sich mit heiliger Asche einreiben und Rudrakshas tragen, Verehrung an Feierlichkeiten und besonders am 14. Tag, das monatliche, rituelle Trinken von Brahmakurca nach den Geboten (Urin, Dung, Milch, Quark und geklärte Butter von der Kuh, nebst ein Sud von Kusha Gras und alles mit Gerstenwasser vermischt), nachdem das Linga damit verehrt und gewaschen wurde. Das Meiden von Sraddha Essen, welches den Ahnen geopfert wurde, kein Reis aus heiligen Riten, kein alter Reis und kein Reisschleim, und auch das Vermeiden von Wein oder den Göttern zu opferndes Essen (Naivedya) und sogar dessen Geruch gilt für alle Kasten, doch für Brahmanen besonders.

Es gibt zehn Merkmale eines Yogi: Vergebung, Stille, Zufriedenheit, Wahrhaftigkeit, nicht stehlen, Zölibat, Weisheit, Nicht-Anhaftung an weltliche Dinge, Tragen von heiliger Asche und das Bestreben, an so ziemlich allem nur wenig anzuhaften. Das alles gilt auch für Wandermönche und Waldeinsiedler (Vanaprasthas), nur sie dürfen am Tag noch Almosen annehmen. Spirituelle Schüler (Brahmacharins) sollten nachts nichts essen.

Lehren, über Opfer amtieren und Geldgeschenke annehmen - das sollten die Kriegerkaste (Kshatriyas) und die Vaishyas (Händler und Bauern) nicht tun. Folgende Pflichten und Merkmale gelten für die adlige Kriegerkaste: das Beschützen der Menschen aller Kasten, die Feinde in der Schlacht besiegen, das Bestrafen der Übeltäter, die Jagd auf gefährliche Tiere, wachsames Beobachten aller Menschen, Vertrauen in Yogis, der Umgang mit Frauen zu passenden Gelegenheiten, Erhalt der Armeen, über alle Vorgänge im Land informiert sein durch z.B. Spione, das Tragen von Waffen und die Rüstung mit heiliger Asche bestäuben. Das sind in Kürze die Pflichten der Krieger.

Die Vaishyas beschäftigen sich mit Viehzucht, Handel und Landwirtschaft. Und die Pflicht für die Menschen aus der Shudra Kaste ist das Dienen für alle anderen Kasten, das Anlegen von Parks und der Gang in meine heiligen Zentren.

Der Haushälter sollte sich nur seiner rechtens angetrauten Gattin sexuell nähern, doch für alle anderen wie die spirituellen Schüler, Bettelmönche und Waldeinsiedler gilt das Zölibat (Brahmacharins, Vanaprastha, Sannyasin).

Die Pflicht und das ewige Dharma der Frauen ist der Dienst an ihrem Ehemann und sonst nichts. Wenn ihr Ehemann es erlaubt oder gebietet, kann sie mich verehren, oh gute Frau. Doch wenn sie über ihren heiligen Riten den Dienst an ihrem Mann vernachlässigt, kommt sie in die Hölle.

Nun werde ich dir das ewigen Dharma der Witwen aufzählen: heilige Riten, wohltätige Gaben, Enthaltsamkeit, Reinheit, auf dem blanken Boden schlafen, nur des Nachts essen, Zölibat, das Baden in Asche und Wasser, Ruhe und Schweigen, Vergebung, Gelassenheit, Fasten am 8., 11. und 14. Monatstag sowie zu Vollmond und meine Verehrung.

Das sind die Pflichten aller Kasten und Lebensweisen, oh sanfte Dame. Über mich und dich sollte man immerzu meditieren. Und auch das Singen (Japa) der sechs Silben „OM Namah Shivaya“ sollte immer ausgeführt werden. Das sind in Kürze die Pflichten, wie sie in den Veden bestimmt werden.

Wer aus guten, früheren Taten eine günstige Neigung im Geiste hegen kann und dadurch wahrhafte Hingabe entwickeln kann, wer …, von der vollkommenen Essenz allen Wissens gereinigt und durch meine Gnade heilig wurde, der wird nicht mehr von Sünde befleckt wie das Wasser am Lotusblatt einfach abperlt. Und solche Sündenlosen werden den Pflichten ihrer Lebensweise nicht mehr so einfach folgen können. Für sie gibt es nämlich weder Pflichten, die ausgeführt werden müßten, noch Unheil, welches sie meiden sollten. Sie müssen weder Andacht üben noch ein Ziel verfolgen. Sie sind nicht mehr Untertan von Dingen, die getan oder gelassen werden müssen. Gerade wie ich nichts habe, was ich erreichen müßte, weil ich vollkommen bin, so haben sie nichts zu erlangen, denn sie sind im Frieden. Daran gibt es keinen Zweifel.

Sie sind ganz sicher vom Reich Rudras (Rudraloka) auf die Erde gekommen und haben als Rudras menschliche Gestalt angenommen, damit sie meinen Verehrern helfen können. So wie meine Gebote Brahma und andere handeln lassen, so bewegen ihre Gebote die Menschen. Schon der Anblick dieser vorzüglichen Tugendhaften, die meine Gebote ausführen, läßt Sünden verschwinden. Und wer mir hingebungsvoll folgt, kann Dinge verstehen, die zuvor noch nie gesehen wurden. Vielleicht zittert und bebt dann sein Körper, er schwitzt, weint, die Stimme wird heiser oder bricht, und eine übergroße Freude überströmt denjenigen. Das sind alles Beweise für tiefe Hingabe an mich, die ein Weiser erkennt. Solche Personen sind dank meiner Gunst keine gewöhnlichen Menschen mehr, gerade wie ein Eisenstück sich im Feuer verändert. Niemals wird ein Weiser diese Rudras verachten, indem er sie als gewöhnlich ansieht in ihrer menschlichen Gestalt mit Händen und Füßen. Wer sie beleidigt und kränkt, verliert an Herrlichkeit, Langlebigkeit, Familie und Betragen und kann sogar in der Hölle landen. Alle Reiche außer dem meinen, also die von Brahma, Vishnu, Indra und den anderen sind vorzüglich, denn in ihnen leben große Seelen. Doch so leicht wie Baumwolle können sie untergehen. Der Wohlstand von Buddhi, Prakriti und Purusha (Vernunft, Natur und Geist) ist niemals vollkommen rein. Wer sich die Region jenseits der natürlichen Eigenschaften (Gunas) wünscht, sollte auch jenseits streben. Wozu noch mehr reden? Mit welchen Mitteln auch immer, wer seinen Geist auf mich richtet, geht den einzigen Weg zu wahrem Wohlstand.

Und Upamanyu sprach weiter:
Das war in Kürze die essentielle Weisheit, die Shiva, diese große Seele, zum Wohle der Welten verkündete. Die Veden, Shastras, Itiahsas, Puranas und andere traditionelle Schriften sind nur ausführliche Erweiterungen und Kommentare dieser bedeutenden Darstellung vollkommener Weisheit, welche die sechs wichtigen Themen Jnana, Jneya, Anustheya, Adhikara (Autorisierung), Sadhana und Sadhya enthält. Jnana ist Wissen, das man vom Lehrer erhält. Jneya ist Pasha, Pashu und Pati. Anustheya ist die Verehrung des Linga. Der Verehrer ist autorisiert. Sadhana ist Shivas Mantra und Sadhya die Gleichheit mit Shiva. Hat man die Essenz dieser sechs Themen erkannt, ist man allwissend. Zuerst beginnt man, mit äußeren Riten hingebungsvoll und nach seinen Möglichkeiten Shiva zu verehren, doch dann geht man immer mehr zum inneren Opfer über. Hat man sich liebevoll und tugendhaft der inneren Verehrung zugeneigt, sind die äußeren Riten für eine edle Seele nicht mehr wichtig. Oh Krishna, wer mit dem Nektar der Erkenntnis zufrieden ist, hat sowohl innen als auch außen keine Pflichten mehr. Der hat dank seiner Hingabe seine Seele mit Shiva identifiziert.

Wenn der Geist nicht auf Shiva gerichtet ist, welchen Sinn machen dann all diese Riten? Und wenn der Geist auf Shiva konzentriert ist, wozu dann noch Riten? Darum sollte man vor allem daran arbeiten, seinen Geist auf Shiva zu richten, ob nun mit oder ohne Riten, doch wenn Riten günstig wirken, dann führe man erst die inneren und dann die äußeren durch. Wer seinen Geist auf Shiva konzentriert hat, ist ein guter Mensch mit verläßlicher Intelligenz. Ein solcher fühlt größte Glückseligkeit in dieser Welt und hernach. Das Mantra „OM Namah Shivaya“ verleiht außergewöhnliche Fähigkeiten (Siddhis) und eine Größe, mit der sich nichts vergleichen kann. Darum nehmt das Mantra in euch auf.


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