Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 10 - Hingabe an Shiva

Shri Krishna sprach:
Oh Herr, du bester Yogi, Führer der Ganas, vorzüglicher Weiser und Lehrer mit einem Glanz wie der Gott mit den sechs Gesichtern, du Schatz an Wissen hast nur die Gestalt eines Asketen angenommen, doch in Wahrheit bist du der höchste Herr. Du hast dich auf Erden inkarniert, um die Fesseln der Menschen zu zertrennen. Niemand sonst unter Göttern und Menschen in diesem Universum kennt die wahre Natur von Shiva so wie du. Ach, mein Geist ist längst nicht gesättigt vom nektargleichen Wissen über den Herrn, das aus deinem Mund zu mir strömt, als ob es vom dreizacktragenden Herrn direkt käme. Oh heiliger Mann, was hat die Göttin ihren Ehemann, diesen Schöpfer des Universums, gefragt, als sie auf seinem Schoß saß?

Upamanyu antwortete:
Du hast hartnäckig nachgefragt, und da du ein Verehrer Shivas mit glücksverheißendem Geist bist, werde ich es dir genau erzählen, denn du bist würdig. Einmal ging der Gott mit seiner Göttin in seinen wunderschönen Garten in den Mandara Bergen, in denen es viele Höhlen gibt. Die liebe Freundin Subhavati brachte ihrer Göttin lächelnd viele zauberhafte Blumen, und Shiva zog seine Gattin auf seinen Schoß, um sie mit diesen Blumen zu schmücken. Es war eine angenehme Szene, und all die Damen in ihrem glitzernden Schmuck dienten dem göttlichen Paar, und die vertrauten Ganas fächelten kühle Luft. Angenehme Reden klangen hin und her, und in einem passenden Moment fragte die Göttin den Herrn der Welten:
Kann der Herr unter die Herrschaft von Menschen kommen, die nicht an spirituellen Themen interessiert sind und keine Selbstzügelung haben?

Shiva antwortete:
Weder heilige Riten, Buße, Japa oder geistreiche Reden können mich anlocken, sondern nur wahrhaftes Vertrauen. Wenn die Menschen mir vertrauen, kann ich unter ihre Kontrolle kommen, gesehen, berührt, gehört oder verehrt werden, und sie können zu mir sprechen. Darum sollten Vertrauen und Hingabe kultiviert werden, wenn man mir begegnen möchte. Vertrauen unterhält die Pflichten der verschiedenen Kasten und wächst in dem, der sich an die Pflichten seiner Kaste und seiner Lebensweise hält. Ein anderer kann kein Vertrauen in mich entwickeln. Die Pflichten der Menschen im Verlauf ihres Lebens kamen auf mein Wort hin aus den Veden und wurden einst von Brahma kundgetan. Darum werden sie auch das Dharma von Brahma genannt. Darin werden die Riten erläutert, die sowohl Reichtum als auch Mühe und Anstrengung kosten. Die Früchte mögen zunächst nicht so reichlich erscheinen, doch wer dem großen Dharma folgt, bei mir Zuflucht sucht und dieses wahrhafte Vertrauen entwickelt, kann die großen Ziele von Tugend, Liebe, Wohlstand und Erlösung erreichen, gleich, aus welcher Kaste er stammt. Ich habe auch die Pflichten der Kasten und Lebensweisen neu organisiert. Und das ist mein beständiges Gebot: Daß nur die Hingebungsvollen in den Pflichten autorisiert sind. Wer also bei mir Zuflucht sucht und dem gewiesenen Pfad folgt, wird durch meine Gnade von den Bindungen der Illusion befreit. Er kommt in mein Reich, von dem es keine Wiederkehr gibt, denn er wird mir gleich in sicherer Glückseligkeit. Der Gewinn ist allem überlegen, was man in Millionen und Abermillionen Zeiten auch gewinnen kann. Also, übt die Pflichten aus, die ich erwähnt habe. Man sieht es an meinen Inkarnationen der Lehrer über tausende Generationen in vielen Manwantaras.

Oh Göttin und edle Dame, das Wissen der Generationen ist denen verwehrt, die mich weder verehren noch dem Yoga folgen. Es ist also gut, in diesen beiden Zuflucht zu nehmen. Müht man sich auf andere Weisen, ist das ein großer Verlust, eine Schande, ein Wahn, völlige Blindheit und Stummheit, denn man schreitet nicht auf dem Pfad der Erlösung voran. Mein ewiger Dharma steht auf vier Säulen: Jnana, Kriya, Charya und Yoga.

Jnana ist die Erkenntnis von Pashu, Pasha und Pati. Kriya ist das reinigende Ritual bezüglich des sechsfachen Pfades nach den Instruktionen des Lehrers. Charya ist die praktische Anwendung der heiligen Riten wie meine Verehrung und das Befolgen der Pflichten in Kaste und Lebensweise. Und Yoga ist das Versenken des Geistes in mich, Entsagung und anderes auf dem Pfad, den ich gewiesen habe. Nun Göttin, die Disziplinierung des Geistes ist dabei mehrfach besser als viele Pferdeopfer. Es führt zur Erlösung, aber nicht diejenigen, die an den Sinnesobjekten hängen. Yoga bereinigt alte Sünden und gelingt denen, die nicht anhaften und die Sinne durch Enthaltsamkeit und Achtsamkeit beherrschen. Nichtanhaftung gebiert Erkenntnis, und Erkenntnis wiederum vermehrt Yoga. Wer den Yoga meistert, wird sicher befreit, auch wenn er einst gefallen war. Das Folgende sollte sorgfältig bewahrt werden. Mitgefühl sollte mit Nichtgewalt einhergehen und mit Erkenntnis angestrebt werden. Dafür sind Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, Vertrauen in die Schriften und Gott, Zügelung, Lehren, Studieren, Opfer ausführen, Opfer leiten, Meditation und Hingabe dienlich. Folgt ein Brahmane auf dem Weg zur Erkenntnis all diesen, wird er über kurz oder lang vollkommene Erkenntnis erlangen und auch den Yoga meistern. Nun Geliebte, der weise Verehrer verbrennt (die Anhaftung an) seinen Körper sogleich im Feuer der Erkenntnis. Mit meiner Gnade läßt ein wahrhafter Yogi alle Bindungen an Karma los.

Karma besteht aus sowohl Verdienst als auch Sünde. Beide sind Hindernisse für die Befreiung, und daher sollte der Yogi auch beide hinter sich lassen. Riten an sich binden nicht. Wer die Riten allerdings mit dem Verlangen nach ihren Früchten ausführt, wird vom Karma gebunden. Darum sollte man alles Verlangen nach den Früchten seiner Taten aufgeben. Zuerst, meine Geliebte, sollte der Verehrer mich im Äußeren mit Riten verehren (Karmayajna), dann den Pfad der Erkenntnis gehen und danach Yoga üben. Der Yogi, der dann einen Klumpen Lehm, einen Kieselstein und einen Goldbarren als gleich ansieht, braucht keine Verehrung mehr. Der Yogi, der auf dem Pfad der Erkenntnis sicher geht, der Weise, der sich beständig im Yoga übt, oder ein Verehrer, der einen reinen Geist zum Schatz hat, die werden mit mir eins. Wer aber im Geist noch nicht genügend loslassen kann, dafür gute Hingabe an mich hegt, der sollte bei Jnana, Charya und Kriya bleiben (Erkenntnis, Ritus, Pflichten im Leben), wie es ihm möglich ist.

Die Verehrung für mich ist zweifach: äußerlich und innerlich. Der ehrende Dienst an mir ist dreifach: Rede, Gedanken und Taten. Oder man versteht denselben Dienst als fünffach: Enthaltsamkeit, Ritus, Japa, Meditation und Erkenntnis. Die äußere Verehrung ist im Hinblick auf andere Personen. Dasselbe Selbst zu erkennen ist die innere Verehrung. Ein mir hingegebener Geist ist nicht irgendein Geist, sondern der wahre Geist. Die Rede, die meinem Namen wahrhaft gilt, ist eine wahre Rede. Der Körper, der aufrichtig meine Symbole trägt, wie das Tripundra, und mir dient, ist ein wahrer Körper.

Japa ist das Rezitieren von „OM“, „Namah Shivaya“ oder der Rudradhyaya Hymne und nicht das Studium der Veden. Meditation ist das Sinnen über meine Gestalt und nicht die Trance der Seele. Jnana ist das Verstehen meiner Texte (Agamas) und deren Essenz. Die Meditation über die natürlichen Grundprinzipien (Tattwas) sollte mit einem äußeren oder inneren Objekt begonnen werden, bei dem der Geist interessiert bleiben kann. Die innere Verehrung ist hundertmal besser als die äußere, weil es da keine Fehler im Ritual gibt, die sich überlagern könnten. Reinheit ist auch eine innere Sache, denn äußere Reinheit allein ist nicht ausreichend. Ist nur der Körper sauber, gilt dies nicht als innerlich rein. Der Dienst, oh sanfte Dame, sollte immer hingebungsvoll sein, wird er nun im Äußeren oder Inneren ausgeführt. Fehlt die Hingabe, ist dies eine Ursache von Betrug.

Ich bin im Frieden und rein. Was könnten Menschen für mich tun? Ich belohne nur Hingabe, egal ob die zugehörigen Handlungen äußerlich oder innerlich sind. Denn genau diese Regung der Seele, die man aufrichtige Hingabe nennt, ist mein ewiges Dharma, oh sanfte Dame. Ihr sollte man folgen, ohne sich nach ihren Früchten in Geist, Wort oder Tat zu sehnen. Nun Göttin, wer bei mir Zuflucht sucht, weil er sich die Früchte wünscht, wird nicht weit kommen, denn sobald die begehrten Früchte fehlen, wird er mich wieder verlassen. Ich verleihe Früchte nach dem Grad der Hingabe, oh fromme Dame, auch wenn derjenige noch an die Früchte denkt, aber dafür seinen Geist fest in mich versenkt hat. Lieber sind mir allerdings die Verehrer, die ihren Geist in mir verankert haben, ohne an irgendwelche Belohnungen zu denken. Dann können sie mich auch um Segen bitten. Und ganz lieb sind mir die, die auch in bitterster Hilflosigkeit überhaupt nicht an Segen denken, weil ihre früheren Taten sie so weit gebracht haben. Sie erlangen wahrlich kein anderes Ziel als mich. Und mein Ziel ist nichts anderes, oh Göttin, als sie in mein Gefolge aufzunehmen. Ihre fromme Hingabe an mich basiert auf meinem Segen und verleiht ihnen die beste Frucht, die große Seligkeit.

Man spricht über acht Merkmale für diese edlen Seelen, die im Dharma leben, ihren Geist mir gewidmet haben, ohne Ablenkung oder Zuflucht irgendwo sonst zu suchen, die meine Verehrer lieben, sich in meiner Verehrung engagieren, alle Aktivitäten des Körpers um meinetwillen ausführen, gern meine Geschichten hören, sich beständig an mich erinnern oder sich mir ganz übergeben haben. Auch wenn diese acht Merkmale in einem Ausgestoßenen zu finden sind, dann ist er einem führenden Brahmanen gleich, einem Weisen, glorreichen Asketen oder Gelehrten. Mir ist ein Meister der vier Veden nicht lieber als ein Ausgestoßener, der mir hingegeben ist. Ihn kann man beschenken oder Geschenke von ihm annehmen. Er sollte wie ich verehrt werden. Ich bin für keinen verloren und er nicht für mich, wenn er mir aufrichtig opfert, und sei es nur ein Blatt, eine Blume oder etwas Wasser.


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