Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 6 - Über das Prinzip Shiva

Upamanyu sprach:
Shiva kennt keine Bindung durch Materie, Wirkungen, Illusion, Natur, kosmische Intelligenz, Ichbewußtsein, Gedanken, Sinnesorgane und grobstoffliche oder subtile Elemente. Für den unermeßlich strahlenden Shiva wirken weder Zeit, Wissen oder Unwissen, Begierde oder Haß. Er hat keine schneidenden Leidenschaften, Glück oder Unglück, Karma und auch kein Vergnügen oder Elend aufgrund von Karma. Er hat keine Bindung an Gefühle oder Handlungen und auch nicht an Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft. Für ihn sind Ursache und Handlung nichts Bindendes, er hat weder Anfang noch Ende und auch nichts dazwischen. Er hat weder Handlung noch Nicht-Handlung (Karya, Akarya). Er hat keine Familie, und ist auch nicht ohne Familie. Er muß niemanden drängen oder aufhalten. Er hat keinen Herrn, Lehrer oder Beschützer. Er hat niemandem, der ihm gleicht oder überlegen ist. Er kennt weder Geburt noch Tod, Erwartung, Unlust, Gesetze, Verbote, Befreiung oder Anhaftung. An ihm ist nichts, was dem Wohlstand zuwider läuft oder nicht glücksverheißend ist. In ihm ist alles glücksverheißend, denn er ist Shiva, die große Seele. Mit seinen Shaktis regiert er alles, und er existiert, ohne von seiner innersten Natur abzufallen. Und das bedeutet: Shiva. Da alles im Universum, vom lebenden Wesen bis zum unbeweglichen Ding von ihm durchdrungen ist, wird er auch vielgestaltig genannt. Wer das erkennt, wird niemals verblendet sein.

Shiva ist Rudra, Verehrung sei ihm. Er ist der große Purusha jenseits des Seins (Sat). Er hat goldene Arme, und er ist der Herr des Goldes. Der Herr ist der Gefährte seiner Shakti. Er trägt den Dreizack und reitet auf dem Stier. Der einzige Rudra ist das große Bahman. Er ist der schwarze und dunkle (unergründliche) Purusha. Über ihn soll man meditieren im winzig kleinen Raum des Herzens, mit goldenem Haar und Lotusaugen. Dann ist er rot und kupferfarben. Er wandert herum mit goldenem Glanz, blauer Kehle, sowohl mild als auch heftig und oft beides gleichzeitig, unvergänglich, todlos und unveränderlich. Das ist der große Herr, der den Tod besiegt. Er ist von Fühlen und Nichtfühlen befreit. Er ist größer als das Universum. Da seine Weisheit und Herrschaft alles andere übersteigt, übertrifft er alle Herren der Welten - das sagen die Klugen. Am Anfang, während der erneuten Schöpfung, lehrte er die Brahmanen die Veden. Ihn zwingt keine Zeit, er ist der Herr von allem. Er ist der Lehrer aller Lehrer. Seine Shakti ist rein, natürlich und alles übertreffend. Seine Weisheit kennt keine Parallelen. Sein Körper ist ewig und dazu gemacht, den Tod zu besiegen. Seine Herrschaft ist unvergleichlich, wie seine Freude, unvergängliche Stärke, Lebenskraft, Vergebung, Gnade, Macht und sein Glanz. Er ist vollkommen und kennt daher nichts Egoistisches, obwohl ihm die ganze Schöpfung dient. Die Früchte seines Handelns sind der Segen in den Welten.

OM ist das Wort, welches Shiva ausdrückt. Es ist das beste Symbol für ihn. Ohne Zweifel können die außergewöhnlichsten Fähigkeiten erlangt werden, wenn man über OM meditiert und Shivas Namen murmelt. Und wer klug und in den Zweigen der Veden wohlbewandert ist, der erkennt die Gleichheit von Wort und Bedeutung und nennt Shiva den „Herrn der einen Silbe“.

In den Upanishaden wird sein Maß vierfach mit A U M und Nada angegeben. Der Buchstabe A steht für den Rig Veda, U für Yajur Veda, M für Sama Veda und Nada für Athar Veda. A steht auch für den großen Anfang (der Schöpfung, Bija), die Eigenschaft der Leidenschaft (Rajas) und Brahma, den viergesichtigen Schöpfer. U ist die Natur (Prakriti), der Leib, die Qualität der Güte (Sattwa) und der Beschützer Vishnu. M steht für Purusha, den Samen, die Eigenschaft der Trägheit (Tamas) und den Vernichter Rudra. Nada ist der große Purusha, Herr und Shiva ohne alle Eigenschaften und Handlungen.

Das OM (Pranava) drückt alles auf dreifache Weise aus durch seine drei Maße und zeigt auf Shiva durch das halbe (vierte) Maß. Alles ist vom großen Purusha erfüllt - nichts ist größer als er, nichts ist kleiner als er, nichts ist mächtiger als er. Er steht wie ein Baum beständig und getreu im Himmel.


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