Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 5 - Über das Prinzip Pashupata

Upamanyu fuhr fort:
Dieses Universum mit allen Wesen und Dingen darin ist der kosmische Körper des Herrn der Götter. Doch die Pashus, die Geschöpfe, können das nicht erkennen, weil die Bindungen so vielschichtig sind (Pasha). Und manche Gelehrte, oh Nachkömmling des Yadu Geschlechts, sehen viele Herren, obwohl da nur Einer ist, weil sie sein großes Wesen nicht erkennen, das niemals Veränderungen oder Zweifel unterliegt. Manche sprechen vom großen Herrn, der weder Anfang noch Ende kennt, als Aparabrahmarupa oder Parabrahmarupa. Aparabrahmarupa meint den Aspekt, wenn die Gottheit mit den Elementen, den Ebenen des Geistes (Antahkarana), den Sinnesorganen, dem Ur-Ersten (Pradhana) und den Sinnesobjekten identifiziert wird. Und Parabrahman ist das große Brahman in Form des reinen Bewußtseins (Chit). Die Gottheit wird Brahman genannt, weil sie immens ist und sich ausdehnt. Manche sagen, daß der Herr in Gestalt von Wissen und Unwissen (Vidya und Avidya) erscheint. Dann gibt es auch zwei Formen vom Brahman, dem Herrn von Brahma. Sie sagen, daß Vidya Bewußtheit (Chetana) ist und Avidya Unbewußtheit (Achetana). Dann ist auch das Universum auf diese Weise zweifach, denn es ist mit dem Herrn verbunden, diesem Lehrer des Universums. Daß das Universum von seiner Form sein muß, daran gibt es keinen Zweifel, denn er beherrscht es. Andere nennen die zweifache Form von Shiva Illusion und direkte Erkenntnis des Brahman, Para Vidya. Unter Illusion versteht man üblicherweise Ayathabuddhi, was die Objekte angeht - nicht erkennen, wie es ist. Und Vidya ist das Gegenteil davon, nämlich die Erkenntnis, wie es ist.

Das große Prinzip kennt weder Veränderung noch Zweifel. Das Gegenteil wird durch das Wort Asat angezeigt, wie es die Weisen aus den Veden darlegen. Und da Shiva der Meister aller Gegensätze ist, ist er der Herr über Sat und Asat (wirklich und unwirklich). Manche nennen seine Form auch Kshara und Akshara (vergänglich und unvergänglich), und wieder andere meinen, er ist jenseits davon. Die lebenden Wesen nennt man vergänglich, Kutastha ist unvergänglich (an der Spitze stehend, Seele, das Ewige…). Und beide sind auch die Form des Herrn, denn sie sind unter seiner Kontrolle. Zwischen den Gegensätzen ist Shiva der Ruhende, und daher wird er Ksaraksarapara genannt (Ksara + aksara + para = vergänglich + unvergänglich + Höchstes = Er ist jenseits von vergänglich oder unvergänglich.).

Manche sagen, daß Shiva die große Ursache ist, daß er in der universalen Form ebenso erscheint wie in der individuellen und die Ursache von beiden ist. Sie sagen, daß Samasti unmanifest ist und Vyasti manifest (kollektiv und individuell). Alles sind Formen des Herrn, denn sie erscheinen auf seinen Willen hin. Und er ist immer ihre Ursache.

Andere nennen die Form des Herrn Jati und Vyakti (Familie und Person). Was die Körper erbt, ist Jati. Vyakti ist eine separate Einheit und unterstützt Jati. Beide werden von ihrem Ajna (Intellekt?) beschützt, und der Herr wird dann Jativyaktivapus (Vapus = Körper) genannt.

Dann wird Shiva auch Pradhana-Purusha-Vyakta-Kalatman genannt. Pradhana ist die Urnatur (das Meer der Ursachen) und auch Prakriti (die ungestaltete Natur). Purusha ist der Höchste Geist und auch die Höchste Seele. Die 23 natürlichen Prinzipien bilden das Manifeste, Vyakta. Und Kala (Zeit) ist die einzige Ursache für die Transformation der wirkenden Schöpfung. Shiva ist der Herr, Schöpfer, Handelnde, Lenker und die Ursache für das Entstehen, Entwickeln und Vergehen. Er ist das Eine, der Herrscher und das Ungeborene. Und deshalb wird er Pradhana-Purusha-Vyakta-Kalatman genannt, denn er ist die Ursache, der Führer, der oberste Herr und der Schöpfer von all diesem.

Manche nennen ihn den Atman von Virat und Hiranyagarbha. Das Welten-Ei ist die Quelle von Universum, Brahma usw. Virat ist das kosmische Wesen oder seine Form. Shiva wird die große und innewohnende Seele genannt. Oder er wird der Atman (Höchste Seele) von Prajna, Taijasa und Vishva (z.B. tiefer Schlaf, Traum und Wachzustand) genannt. Manche nennen ihn das vierte Wesen Saumya (dem Mond zugehörig; der Liebe, Gute) oder das Wesen jenseits des Vierten. Oder man nennt ihn den Messenden, das Maß und das zu Messende ebenso wie die Intelligenz. Er wird auch der Handelnde, die Handlung, die Wirkung, das Instrument und die Ursache genannt. Dann sagt man, er habe die drei Gunas, und er habe sie auch nicht. Manche meinen, er existiere in der Welt, andere verneinen das. Man nennt ihn frei, nicht frei, sanft, schrecklich leidenschaftlich, leidenschaftslos, inaktiv, aktiv, mit oder ohne Sinnesorgane, stabil, nicht stabil, mit oder ohne Farbe, sichtbar, unsichtbar, unaussprechlich, beschreibbar, in Form von Worten und Klang oder jenseits davon, mit oder ohne Gedanken und Wissen, verständlich, nicht verständlich, groß oder nicht groß.

Ja, sein inneres Wesen und seine wahre Gestalt sind ungewiß und werden angezweifelt. Die Gelehrten sind nicht in der Lage, das wahre Wesen des Herrn zu definieren, denn es gibt so viele Ideen und Theorien. Nur die sich hingebungsvoll dem Herrn ergeben, erkennen Shiva auf einfache Weise, diese eine Ursache. Solange ein Individuum den urersten Herrn nicht erkennt, der keinen Herrn über sich hat und der Herrscher der Welten ist, bleibt es elendig von der Schlinge gefangen. Es erfährt die Leiden der weltlichen Existenz immer und immer wieder, wie ein Rad sich um und umdreht. Doch der Heilige, der den Schöpfer sieht, von goldener Farbe, die Quelle von Brahma, den Purusha, der schüttelt sowohl Verdienst als auch Sünde ab, wird makellos und vereinigt sich mit dem großen Herrn.


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