Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 35 - Shiva und Upamanyu

Vayu sprach:
Es eilten die Götter also mit glühenden Körpern nach Vaikuntha, verbeugten sich und erzählten Vishnu davon. Dieser sann kurz nach, verstand und begab sich sogleich zum Berg Mandara, um Shiva zu sehen.

Er beugte sein Haupt und sprach mit ehrfürchtig gefalteten Händen:
Oh Herr, ein gewisser Brahmanen Junge namens Upamanyu verbrennt mit seiner Askese alles ringsum, denn er wünscht sich Milch.

Da antwortete Shiva:
Ich werde den Knaben davon abhalten. Geht ihr nur zurück in eure Sphären.

Beruhigt kehrten die Götter wieder heim, und Shiva nahm die Gestalt von Indra an. Mit Göttern, Geistern, Schlangen und Siddhas im Gefolge ritt er wie Indra auf einem weißen Elefanten zur Einsiedelei des jungen Asketen. Der Elefant fächelte ihm Luft zu und hielt den weißen Schirm über seinem Haupt, während Uma in Gestalt von Sachi an seiner Seite weilte. Zum Segen des Jungen erschien er so, und Upamanyu verbeugte sich, als er den Zug erblickte.

Upamanyu sprach:
Oh Herr der Götter, Herrscher über das Universum, vorzüglicher Gott, meine Einsiedelei ist geheiligt, da du hergekommen bist.

Majestätisch blickte Shiva auf den Jungen, der ruhig mit gefalteten Händen vor ihm stand und sprach:
Du Weiser mit den guten Riten, älterer Bruder von Dhaumya, ich bin entzückt von deiner Buße. Sage den Segen, den du begehrst. Ich werde dir gewähren, was immer du wünschst.

Da sprach Upamanyu andächtig:
Ich bitte um den Segen der Hingabe an Shiva.

Nach dieser Bitte meinte der vermeintliche Indra:
Du erkennst mich wohl nicht, mich, den Herrn der drei Welten, Gott der Götter, Indra, den die Götter ehren. Oh brahmanischer Weiser, neige dich zu mir und verehre nur mich. Dann wird dir Gutes geschehen. Ich werde dir alles geben. Denke nicht an Shiva, der keine Eigenschaften hat, und damit zum Geist wurde, der nicht in der Götterschar verweilt. Ihn zu ehren, bringt dir nichts.

Da murmelte der Junge „Namah Shivaya“, denn er dachte, daß Indra gekommen wäre, um seinen heiligen Ritus zu verhindern. Dann sprach er:
Du hast das alles gesagt, um Shiva eifrig herabzusetzen. Und du hast seine Eigenschaftslosigkeit erwähnt. Dann kennst du nicht den Herrn, der Brahma, Vishnu und Rudra erschaffen hat, den Herrn der Götter, der größer als Prakriti ist. Ich wünsche mir Segen von ihm, der jenseits von Wirklichem und Unwirklichem ist, der unmanifest, ewig, einzig und vielfach ist, wie es die Kenner des Brahman ausdrücken. Ich wünsche den Segen von dem Herrn, über den die Kenner der Wahrheit meditieren und der Erlösung schenkt, das Ziel von Yoga und Sankhya. Es gibt keine höhere Wahrheit als Shiva, der die Ursache aller Ursachen ist und jenseits aller Eigenschaften. Doch wozu viele Worte? Ich denke, ich beging in einer früheren Geburt eine große Sünde, weil ich nun abwertende Worte über Shiva hören mußte. Wer solchen Tadel über Shiva hört, der sollte sogleich sein Leben aufgeben und auch den Tadler töten. Dann kommt er in Shivas Reich. Oh gemeiner Gott, möge mein Wunsch nach Milch warten. Ich werde dich erst mit Shivas Waffe töten und dann meinen Körper aufgeben.

Das war Upamanyus fester Beschluß. Er nahm Asche in die Hand und belebte sie mit dem Aghora Mantra. Dann zielte er und schleuderte sie mit lautem Schrei auf Indra. Dann richtete er das Feuer auf sich und wollte sich verbrennen. Doch Nandi fing die geschleuderte Waffe ab, Shiva nahm seine bekannte Gestalt mit der Mondsichel an und hielt den Jungen sanft davon ab, sich selbst zu töten. Nachdem der Junge ihn erkannt hatte, auf Nandi sitzend, mit Dreizack, der Göttin und den Ganas, zeigte er ihm tausende Ozeane mit Milch, Nektar, Joghurt, geklärter Butter, Früchten und anderer Nahrung und einen Berg aus süßen Kuchen. Die himmlischen Pauken dröhnten, es rieselte duftende Blumen herab, alle Himmelsrichtungen waren plötzlich mit Göttern und Weisen nebst Vishnu, Brahma und Indra gefüllt, und der Junge fühlte sich in eine Welle von Glückseligkeit eingehüllt. Er fiel Shiva zu Füßen und ehrte ihn demütig. Dieser winkte ihn näher heran, küßte sein Haupt und gewährte ihm Segen.

Shiva sprach:
Von nun an können du und deine Familie alles essen, was ihr möchtet. Sei mein Verehrer und immer frei von Leiden und glücklich. Oh glücklicher Upamanyu, die Göttin Parvati ist deine Mutter, und ich habe dich als meinen Sohn angenommen. Der Milchozean ist dir gegeben. Doch sieh auch all die geklärte Butter, Reis, Kuchen, Früchte und Honig. Ich gebe dir alle Nahrung. Bitte nimm sie. Dein Vater ist Lord Shiva, deine Mutter Parvati, die Mutter des Universums. Ich gebe dir den Status eines Gottes und die ewige Herrschaft über die Geisterschar. Wähle dir deinen Segen, denn ich freue mich über dich. Zögere nicht, ich gewähre ihn dir.

Noch einmal küßte er den Jungen, hielt dabei seine Hand und reichte ihn dann an die Göttin weiter mit den Worten: „Das ist dein Sohn.“ Die Göttin nahm ihn ebenso freudig in Empfang wie Ganesha, legte ihre Hand auf sein Haupt und gewährte ihm den ewigen Status eines Gezügelten. Auch gab sie ihm yogischen Erfolg, beständige Zufriedenheit, unvergängliches Brahmanwissen und großen Einfluß. Der Milchozean kam in verkörperter Gestalt und bot ihm süße Milch an, die unvergänglich war. Und Shiva gewährte dem vor Askese Strahlenden den Pashupata Ritus und dessen Wissen und das angenehme Vermögen von Vortrag und Diskurs.

Upamanyu freute sich sehr, er verbeugte sich mit gefalteten Händen und bat den Herrn um noch etwas:
Oh Herr aller Götter, sei mir gnädig und gewähre mir noch stete, heilsame und göttliche Hingabe an dich. Gewähre mir auch das tragende Vertrauen in deine Verehrer, den großen Dienst an dir und deine Nähe für alle Zeit.

Und dann pries der Knabe den Herrn mit bewegter Stimme:
Oh Herr, großer Herr, der du immer denen geneigt bist, die bei dir Zuflucht suchen. Du Ozean an Gnade, sei immer gnädig, oh Shiva, den Parvati begleitet.

Entzückt sprach da Lord Shiva zum weisen Upamanyu
Mein lieber Junge, ich habe dir das alles schon gewährt. Du vorzüglicher Asket von beständiger Hingabe, ich habe dich nur geprüft. Sei befreit von Alter, Leiden und Tod. Sei glorreich und von strahlender und himmlischer Erkenntnis. Deine Familie und spirituelle Linie werden sich ewig fortsetzen. Und deine Hingabe an mich, du vorzüglicher Weiser, wird beständig sein. Ich werde immer in deiner Einsiedelei anwesend sein. Und in meiner Nähe wird es dir nicht an Glückseligkeit mangeln.

Nach diesen Worten verschwand der wie Millionen Sonnen strahlende Shiva. Und Upamanyu ging freudig heim zu seiner Mutter und erlangte höchste Glückseligkeit.

OM - Ende des Vayaviya Samhita, Teil 1


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