Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 29 - Ein Wort und seine Bedeutung (Vag-Artha)

Vayu fuhr fort:
Ich werde nun kurz darauf eingehen, wie man auf dem sechsfachen Pfad das Universum in Form von Wörtern und ihrer Bedeutung verstehen kann. Es gibt kein Wort ohne Bedeutung. Alle Wörter enthüllen zur rechten Zeit alle Bedeutungen. Und die Transformation der ursprünglichen Natur zeigt sich in zwei Worten, nämlich Shiva und Shakti. Das Wort wird von den Gelehrten dreifach beschrieben: grob, subtil und großartig. Das Grobe hören wir mit unseren Ohren. Das subtile Wort ist ein Gedanke, und jenseits der Gedanken ist es großartig.

Die Shakti auf Grundlage von Shiva wird Parashakti genannt. Bezüglich der Shakti Tattwas (Elemente) ist sie die Wurzel aller Wirkungen. Im Zusammenschluß aller Shaktis (Samasti) vereinen sich Jnana Shakti und Icchashakti. Das wird auch Kundalini Maya und Suddhadhvaparama genannt. Diese Shakti wird in sechs Pfade eingeteilt. Drei Pfade gehören zu den Wörtern und drei zu deren Bedeutungen.

Die Fähigkeit, sich in wahrhafter Liebe zu vereinen, besitzen alle Menschen je nach dem Grad ihrer Reinheit bezüglich der Vereinigung aller natürlichen Prinzipien. Die Prinzipien werden von Kalas durchdrungen, so wie am Anfang die große Prakriti in fünf transformiert wurde. Diese sind Kala, Nivritti und andere.

(Der indische Philosoph Abhinavagupta zählt 5 Formen der Zeit (Kala) auf:
- Nivritti-Kala: Prithivi ('Erde') Tattva - 16 bhuvanas (Ebenen, Welten), unten angefangen mit dem kalagni rudra bhuvana
- Pratistha ('Basis der phänomenalen Existenz') - Kala: 23 Tattvas vom Jala Tattva zum Prakriti Tattva, enthält 56 bhuvanas
- Vidya ('Weisheit') - Kala: 7 Tattvas vom Purusha-Tattva bis zum Maya-Tattva, enthält 28 bhuvanas
- Shanti ('Frieden') - Kala: 3 Tattvas - suddha vidya (sadvidya), Ishvara, Sadashiva, enthält 18 bhuvanas
- Shantatita-Kala: Shiva- und Shakti-Tattvas - ohne bhuvanas (weil jenseits des Parabrahman)
Quelle:
www.spiritwiki.de/w/Kala)

Die drei Pfade der Wörter sind der Pfad der Mantras, der Pfad der Worte und der Pfad der Buchstaben. Die drei Pfade der Bedeutung sind der Pfad des Universums, der Pfad der Prinzipien und der Pfad der Kalas. Sie alle sind miteinander verbunden und voneinander durchdrungen. Die Mantras sind von Wörtern mit einer Aussage durchdrungen. Die Worte sind von den Buchstaben durchdrungen, und eine Gruppe von Buchstaben bildet ein Wort, wie es schon die Gelehrten sagen. Doch auch die Buchstaben sind von den Wörtern durchdrungen, denn sie werden in der Welt ausgesprochen und damit erhalten. Die Worte sind von den Tattwas durchdrungen, denn sie kommen von innen und außen und werden von den Tattwas auf vielerlei Arten beeinflußt. Manche Wörter entstehen aus der Mitte und andere aus den Shiva Agamas. Manche Tattwas wurden in den Sankhya und Yoga Systemen der Philosophie oder auch in den Shiva Texten berühmt. Und alle Tattwas sind von Kalas durchdrungen. Die ursprüngliche, ungeteilte Shakti durchdringt den sechsfachen Pfad, und sie wiederum ist von Shivatattwa durchdrungen. Alles zwischen Shakti und Erde ist allein von Shivatattwa durchdrungen, wie ein Topf von Lehm durchdrungen ist. Die große Sphäre Shiva kann durch die sechs Pfade erreicht werden.

Und die undurchdringliche Shakti wird durchlässig durch Reinigung mit den fünf Tattwas. Das Reich vom kosmischen Ei bis zu Rudra wird mit Nivritti (Nichthandeln) gereinigt. Darüber ist das Reich Avyakta, welches mit Pratishta (Grundstillstand) gereinigt wird. Dann kommt Vishveshwara, das mit Vidya (Weisheit) gereinigt wird, und darüber reinigt Shanti (Zufriedenheit). Und am Ende des Pfades reinigt Shantyatita (Erlösung, siehe Einschub oben). Das nennt man den höchsten Himmel bezüglich der Paraprakriti, und dies sind die fünf Tattwas, von denen das gesamte Universum durchdrungen wird.

So sollte ein Aspirant alles verstehen, denn wer sich ohne die rechte Erkenntnis über die Durchdringung der Pfade reinigen möchte, der geht verloren, und seine Anstrengungen sind vergebens. Und wer die Vereinigung von Shakti und der individuellen Seele noch nicht erkannt hat, der wird auch die Tattwas und ihre Durchdringung nicht erkennen können. Die Shakti ist das Wort Shivas in Form des Bewußtseins (Chit). Damit herrscht Shiva über alles. Es ist weder die Natur der großen Seele Atman noch der Illusion Maya oder eine sekundäre Natur. Es ist weder Bindung noch Befreiung, doch es verursacht Bindung und Befreiung.

Die Shakti ist die Vereinigung mit Shivas niemals schwankender Herrschaft. Beider Empfindungen sind von gleicher Art. Mit ihr allein ist er ein Hausvater, wie sie mit ihm allein eine Hausfrau ist. Ihre Vereinigung bewirkt das Universum als ihr Kind. Es wird nur folgender Unterschied zwischen ihnen festgestellt - er ist der Handelnde und sie die Ursache. Doch bedenke, es ist Shiva allein, der sich in zwei teilt. Manche meinen, der Unterschied zwischen ihnen besteht im Geschlecht - männlich und weiblich. Andere sagen, daß sie untrennbar mit ihm verbunden ist wie Licht und Sonne. Doch bezüglich des Bewußtseins (chit) ist sie anders. Da ist Shiva die große Ursache, und die Göttin ist sein Wort (bzw. Wirken). Von seinem Gebot angetrieben, teilt sich die ungeteilte Prakriti in Drei aufgrund der drei Arten von Wirkungen. Dann wird sie Mahamaya, Maya und Triguna Prakriti genannt. Dann entstehen die sechs Pfade der Worte und ihrer Bedeutung. Auf diese Weise ist das Universum sechsfach, und die Gesamtheit der Schriften ist davon nur eine Fortsetzung.


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