Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 25 - Die Göttin bekommt eine helle Hautfarbe

Vayu erzählte weiter:
So umrundete sie ihren Herrn, zügelte die Schmerzen des Abschieds und begab sich zum Himavat. Aus Liebe wählte sie denselben Ort, an dem sie schon einmal mit ihren Freunden Enthaltsamkeit geübt hatte. Sie besuchte ihre Eltern in deren Haus und verbeugte sich vor ihnen. Sie erzählte ihnen von ihrer Absicht, bekam ihre Erlaubnis, legte ihre Ornamente ab und ging in den Bußehain. Sie nahm ihr Bad und legte die heiligen Kleider der Einsiedler an. Dann begann sie ihre schwere Askese. Sie meditierte über die Lotusfüße von Lord Shiva, schaute ihn im Linga, und ehrte ihn dreimal am Tag mit Blumen und Früchten des Waldes. Dabei dachte sie alle Zeit: „Er allein wird die Gestalt Brahmas annehmen und mir die Frucht meiner Buße gewähren.“ So ging es eine Zeit.

Einmal erblickte sie ein gewaltiger Tiger und hatte wahrlich keine friedlichen Absichten. Doch in ihrer Nähe wurde sein Körper steif und taub. Die Göttin kehrte sich nicht von ihren frommen Gedanken ab, wie gewöhnliche Leute. Während der Tiger hungrig vor ihr, seiner vermeintlichen Beute, stand und sie anstarrte, da dachte die Göttin mit mitfühlendem Herzen:
Er meditiert standhaft über mich und wird mein Beschützer vor üblen Tieren sein.

Bei diesem tiefen Mitgefühl verschwand aller Staub auf der Seele des Tigers, und er erkannte die Göttin. Sein Hunger verschwand, die betäubende Steifheit verging, und sein angeborener Jagdinstinkt löste sich auf. Frieden kehrte in seinen Geist ein. Und mit diesem Frieden diente er der Göttin als ihr unverhoffter Verehrer. Er durchstreifte den Hain als Wächter und Beschützer vor hinterhältigen Raubtieren. So vermehrte sich die Askese der Göttin immer mehr und kam zur Reife.

Die Götter hatten Brahma aufgesucht in ihrer Not und ihm von den durch den Segen allzu mächtigen Dämonen Sumbha und Nisumbha berichtet. Brahma fühlte mit ihnen, und da er wußte, wie die Dämonen vernichtet werden konnten, ging er mit den Göttern zum Bußehain der Göttin, um die Götter von ihrem Elend zu befreien. Brahma sah die Göttin, die Mutter des Universums, und freute sich, wie standhaft sie Buße übte. Die Göttin empfing ihn mit dem Gastgeschenk und hieß ihn willkommen.

Er antwortete angemessen, lobte ihre Askese und fragte nach dem Grund:
Oh Göttin, wonach strebst du in deiner Enthaltsamkeit? Der Segen deiner Askese unterliegt deiner Kontrolle. Schon einmal hast du dir als Frucht deiner Buße Lord Shiva als Ehemann gewonnen, welcher der Herr über alle Welten ist. Oder ist das alles nur dein göttliches Wirken? Auch bin ich erstaunt, wie kannst du die Trennung von deinem Gatten ertragen?

Die Göttin gab zurück:
Es wird schon in den Veden erwähnt, daß du zu Beginn der Schöpfung aus Lord Shiva geboren wurdest. Du bist meine erste Schöpfung, mein erstgeborener Sohn. Um die Schöpfung zu vergrößern, entsprang der Herr deiner Stirn, und damit wurdest du zu meinem Schwiegervater und erscheinst älter als ich. Und als der Himavat, mein Vater, dein Sohn wurde, wurdest du zu meinem Großvater, oh Großer Vater der Welten. Wozu sollte ich dir noch erzählen, du Erschaffer aller weltlichen Existenzen, was mit meinem Ehemann gesprochen wurde? Wozu die vielen Worte? Ich möchte meine dunkle Erscheinung mit gewöhnlichen Mitteln ablegen und eine helle Hautfarbe bekommen.

Da sprach Brahma:
Aber Göttin, warum hast du dann solche schwere Buße auf dich genommen? Genügt dafür nicht ein Wunsch von dir? Wahrlich, dein Handeln ist wundersam. Oh Mutter des Universums, was du machst, ist ein Segen für die Welten. Und so ersuche ich dich um einen Segen. Zwei Dämonen mit Namen Sumbha und Nisumbha wurden durch meinen Segen hochmütig, und nun quälen sie die Götter. Ihr Untergang kann nur durch dich erfolgen. Zögere nicht und beende in Kürze deine standhafte Askese. Die Shakti, die du dann ablegst, wird ihr Tod sein.

Und so geschah es. Wie Brahma erbeten hatte, warf die Göttin ihre äußere Hülle ab und wurde hell strahlend (und seitdem auch Gauri genannt). Und die dunkle, abgelegte Hülle wurde Kausiki, auch als Kali bekannt, die Jungfrau mit dem Glanz einer schwarzen Wolke. Sie ist die Shakti in Form der Illusion, dem Yoga Schlaf von Vishnu. Sie trägt die Waffen, Muschel, Diskus und Dreizack in ihren acht Armen. Dreifach ist ihr Gang: träge, leidenschaftlich und gütig. Sie hat drei Augen und trägt die Mondsichel. Sie war niemals mit einem Mann verbunden, ist unbesiegbar und wunderschön. Diese ewige Shakti übergab die Göttin Brahma, damit sie die mächtigen Dämonen besiegt. Ein gewaltiger Löwe kam des Wegs und wurde ihr vom erfreuten Brahma zum Reittier gegeben. Als Heimstatt wies er ihr die Vindhya Berge zu, und zu ihren Opfergaben bestimmte er Fleisch, Fisch, Kuchen und Wein. Die Shakti, welche der Schöpfer Brahma lobte, verbeugte sich vor ihrer Mutter und Brahma, und von vielen Shaktis umgeben, die ihr glichen, begab sie sich zum Vindhya Gebirge, bereit, die Dämonen zu schlagen. Sie tötete die Helden im Kampf, nachdem diese bei ihrem Anblick von den Pfeilen des Liebesgottes durchbohrt worden waren. Und ihre eigenen Pfeile durchbohrten die Körper der Dämonen. Doch diese Schlacht wird an anderer Stelle ausführlich beschrieben (z.B. im Devi-Mahatmya), so daß ich mit einem anderen Thema weitermache.


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