Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 23 - Shivas Vergebung

Vayu sprach:
So erlitten die Götter nebst eine herbe Niederlage. Sie zitterten und waren verletzt, und nur wenige blieben verschont. Auf Geheiß Virabhadras packten die Geister die Elenden und banden sie am ganzen Körper mit eisernen Fesseln.

Doch da wandte sich Brahma an Virabhadra, der ihm eben noch als Wagenlenker behilflich gewesen war, und bat:
Oh Herr, genug des zornigen Wütens. Die Götter sind besiegt, bitte vergib ihnen nun ihre Fehler, oh du mit den frommen Riten.

Da freute sich Virabhadra und beruhigte sich. Und die Götter nutzten die Chance, die ihnen Brahma verschafft hatte, legten ehrfürchtig die Hände aneinander, beugten ihre Häupter und priesen den Mächtigen:
Verehrung Shiva, dem Ruhenden. Verehrung dem Dreizack tragenden Zerstörer des Opfers. Verehrung Virabhadra, dem Herrn der Rudras, diesem Reichtum und Wohlstand der Rudras. Verehrung dem Rudra, dem Gott des vernichtenden Feuers, dem Vernichter von Tod und Kama, dem Richter von Daksha und den Göttern. Obwohl wir untadelig sind, wurden wir von dir bestraft, denn wir machten gemeinsame Sache mit Daksha. Wir wurden verbrannt. Oh Herr, wir fürchten dich. Rette uns, denn wir suchen Zuflucht bei dir, unserem einzigen Ziel.

Zufrieden löste der Herr die Fesseln und brachte die Götter vor Shiva. Der allgegenwärtige Herr der Welten zeigte sich am Firmament inmitten der Geisterschar. Vishnu und die anderen Götter erschauerten und verbeugten sich.

Doch lächelnd sprach Shiva zu den Geängstigten, nachdem er Parvati einen Blick zugeworfen hatte:
Habt keine Furcht, ihr Götter. Ihr seid meine Untertanen, und nur, um euch zu segnen, wurdet ihr voller Mitgefühl bestraft. Wir haben euren Frevel vergeben, denn wenn wir zürnen, gibt es kein Leben.

Nachdem der unermeßlich strahlende Shiva gesprochen hatte, verschwanden alle Zweifel in den Göttern. Sie tanzten vor Freude, und glückselig jubelnd priesen sie den Herrn:
Oh Lord, der du durch die natürlichen Eigenschaften von Leidenschaft, Güte und Trägheit (die Gunas Rajas, Sattwa und Tamas) die Gestalt von Brahma, Vishnu und Rudra annimmst, du bist der Schöpfer, Beschützer und Vernichter der Welten. Oh du Allgestaltiger, Träger des Universums, du Segen, du Formloser und Verleiher von Glück, du nimmst nur zum Wohle deiner Verehrer eine Gestalt an. Oh Shiva, Herr der Götter, durch deine Gunst wurde der Mond vom Übel befreit, als er in die Yamuna tauchte und Leben und Freude wiedererlangte. Die Witwe Simantini erfuhr höchstes Familienglück, als sie dich verehrte. Denn als sie die heiligen Montagsriten ausführte, gebar sie Söhne. Dem Srikara (der Herrlichkeit schenkende, Vishnu) übergabst du eine lichtvolle Region, als du (den Diskus) Sudarshana von jeglicher Angst vor kriegerischen Heerscharen befreitest. Du Schatzhaus an Gnade hast es Medura ermöglicht, den Ozean der weltlichen Existenz zu überqueren. Durch dein wunderbares Wirken hast du den Ehemann von Sarada wiederbelebt. Bhadrayus Feindschaft hast du beendet und ihm Freude gebracht. Und weil Saumini dir diente, befreite sie sich von weltlichen Banden.

Und Vishnu sprach:
Oh Shiva, du bist Brahma, Vishnu und Shiva gemäß der Gunas Rajas, Sattwa und Tamas. Nur zum Segen der Wesen wirst du Schöpfer, Erhalter und Vernichter. Du zerstreust Hochmut und Glanz eines jeden Wesens. Du bist die versteckte Essenz aller Traditionen und die Ursache jeden Segens. Oh Herr, alles stammt aus dir. Du bist alles. Alles ist in dir. Rette uns erneut und sei uns gnädig.

Als nächstes verbeugte sich Brahma mit gefalteten Händen und sprach zum Dreizack tragenden Herrn:
Der Sieg sei mit dir, oh Herr. Oh du Vernichter allen Leidens deiner Verehrer, niemand sonst außer dir ist zufrieden mit solchen Sündern wie uns. So mögen alle, die in der Schlacht Schaden nahmen, wieder lebendig und gesund werden. Denn wenn du, der Herr, dich freust, wen könntest du nicht wiederbeleben? Doch deine Akzeptanz macht den Fehler der Götter zu einem Segen, so meine ich.

Wieder lächelte Shiva und schaute auf seine Göttin. Und aus Zuneigung zu Brahma, der ihm wie ein Sohn war, gab er allen ihren ursprünglichen Status wieder zurück. Alle in der Schlacht Verletzten bekamen ihre unversehrten Körper wieder, nur Daksha bekam von Brahma das Antlitz einer alten Ziege als Strafe für sein Verhalten. Doch Leben und Vernunft waren ihm wiederhergestellt, und so erschauerte er ehrfürchtig, als er Shiva erblickte, faltete seine Hände und lobte den Herrn.

Daksha sprach:
Oh Herr des Universums, du Quell allen Segens in der Welt, sei mir gnädig. Vergib mir meinen Fehler. Du bist Schöpfer, Erhalter und Vernichter der Welten, das hatte ich nur teilweise erkannt. Du bist der Herr von Vishnu und allen. Alles hast du gesät und verteilt, geschaffen und vernichtet. Du bist der Höchste.

Shiva schaute auf den Reuigen, der ganz erschüttert war, lächelte und sprach:
Hab keine Angst.

Und dann verlieh er Daksha die unvergängliche Herrschaft über die Geisterschar, auch um seinen Vater Brahma zu erfreuen. Da ehrten die Götter und Brahma den Herrn mit aneinandergelegten Händen und priesen ihn demütig:
Oh Shiva, Herr der Götter, Hilflosen und Leidenden, großer Herr, sei gnädig und vergib uns unsere Schuld. Du Beschützer der Opfer, du Herr aller Opfer, du Vernichter von Opfern, oh großer Herr, vergib uns unsere Schuld. Oh Herr der Götter, großer Herr, du Quell des Lebensatems deiner Verehrer, du Strafender aller Hinterhältigen, sei gnädig. Verehrung sei dir. Oh Herr, du vernichtest den Hochmut derer, die dich nicht anerkennen. Du beschützt die Guten, die sich im Geist zu dir neigen. Dein Verhalten ist wunderbar, denn deine Freundlichkeit ist übergroß. Oh Herr, vergib uns unsere Schuld, denn Herren sind den Bittenden immer freundlich gesinnt.

Lord Shiva war mit den Göttern und ihrer Zufluchtnahme sehr zufrieden. Er segnete Brahma und alle anderen, brachte ihre Sorgen zum Erliegen und sprach lächelnd zu ihnen:
Da ihr alle wahrhaft Zuflucht zu mir genommen habt, sind alle eure schicksalhaften Sünden und Makel vergeben. Kehrt nun fröhlich in eure himmlischen Sphären zurück, ihr Götter, und laßt alle Scham und Sorge fallen.

Sprachs und verschwand mitsamt Parvati und seinem Gefolge. Und auch die Götter nahmen ihren Abschied und eilten die himmlischen Pfade heim, während sie über die heldenhaften Taten Virabhadras diskutierten.


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