Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 21 - Die Bestrafung der Götter

Vayu erzählte:
Vishnu, Indra und die anderen Göttern waren ängstlich besorgt und versuchten zu fliehen. Doch Virabhadra meinte, daß die Götter Strafe verdient hätten und wollte sie nicht ungestraft davon lassen. Zornig nahm er den allesvernichtenden Dreizack zur Hand und blickte auf. Aus seinem Mund schlugen Flammen, welche die Götter unbarmherzig jagten. Und als er den Flüchtenden folgte, erinnerte sein Gang an einen brünstigen Elefanten. Und wie ein mächtiger Elefant einen See aufwühlt, so brachte er die Armee der Götter durcheinander und tauchte alles ringsum in die Farben blau, grau und rot. Sein Kleid war ein Tigerfell, in das kostbare Perlen und Gold eingearbeitet waren. Schneidend, bohrend, reißend und schlagend durchquerte er das göttliche Heer so verheerend wie das Feuer unter trockenem Gras wütet. Zwar eilte er mit seiner Waffe allein durch die Reihen, doch die Götter meinten, sie würden von Tausenden geschlagen. Auch die im Kampf erzürnte Bhadrakali tobte vernichtend mit einem Flammenspeer durch das Heer der Götter. Die beiden aus dem Zorn Shivas entstandenen Bhadras strahlten gemeinsam wie das Feuer zur Auflösung der Welten mit einer Aura von hellem Rauch um sich. Virabhadra trat mit seinem linken Fuß gegen das Haupt des Sonnengottes und seines Pferdes, als ob er nur spielen würde. Gezügelt und mit kontrollierten Bewegungen traf er Agni, den Feuergott, mit seinem Schwert, Yama, den Gott des Totenreichs, mit der Keule, die Rudras mit seinem Speer und Varuna mit der eisernen Keule. Mit der Axt schlug er mich, den Wind, und mit der großen Keule schmetterte er Nirriti nieder. Für ihn schien das nur ein Spiel zu sein, und so züchtigte er die, die Shiva mißachtet hatten. Mit seinem Fingernagel schnitt er Sarasvati und Aditi, der Mutter der Götter, die Nasenspitzen ab. Mit dem Dolch trennte er Vibhavasu einen Arm ab, und unter seinem Nagel verlor Swaha (der Segen beim z.B. Opfer, auch Lakshmi) den rechten Nasenflügel und die linke Brustwarze. Bhaga riß er die glänzenden Lotusaugen aus, und mit dem Ende des Bogens schlug er Pushan die Zähne aus, so daß der anschließend kein deutliches Wort mehr sprechen konnte. Mit seiner Zehe stampfte er den Mond in den Boden, als ob der nur ein Würmchen wäre. Dem Daksha trennte er das Haupt vom Rumpf und übergab es Bhadrakali, während Virini, Dakshas Gattin, laut weinte. Und Bhadrakali spielte mit dem Kopf auf dem Schlachtfeld wie mit einem Ball. Dann wurde das Opfer selbst mit Faust und Fuß geschlagen wie eine untreue Ehefrau, die von ihrem Mann gezüchtigt wird. Der gewaltige Anführer der Geister packte Arishtanemi, Soma, Dharma, Angiras, diesen Vater so vieler Kinder, Krisasva und Kasyapa am Nacken, tadelte sie und schlug sie mit der Faust. Und wie im dunklen Kali Yuga sogar edle Frauen von Lustmolchen gewaltsam belästigt und besudelt werden, so peinigten die Geister die anwesenden Ehefrauen und Schwiegertöchter.

Der Opferplatz wurde zu einer öden Wüste - die Gebäude zertrümmert, die Pfeiler geknickt, die Halle verbrannt, die Tore und Dächer am Boden. Alle Feierlichkeiten waren vergangen, die Armeen der Götter ruiniert, die Weisen geschlagen, die vedischen Gesänge verstummt. Aller Stolz war geschwunden, die Frauen schrien panisch, und die heiligen Opfergeräte waren besudelt. Die sonst so herrlichen Götter fielen mit durchbohrten Gliedern blutend zu Boden, und der Platz war mit ihren Körpern bedeckt. Als das Opfer den unerbittlichen Virabhadra erneut kommen sah, da nahm es die Gestalt eines Hirsches an und floh in Todesangst davon. Doch der Held spannte seinen großen Bogen, dessen Sehne mit ihrem greulichen Klang Erde und Himmel erbeben ließ, und schoß seine Pfeile ab. Doch schon vom Klang der Bogensehne war das Opfer so erschrocken, daß es dachte: „Oh, ich bin verdammt!“ Seine Beine zitterten, sein Glanz erlosch, und bebend rannte der Hirsch weiter, bis ihn Virabhadra mit einem gebogenen Pfeil enthauptete.

Als Vishnu diese Behandlung des Opfers sah, wurde er zornig und machte sich bereit zum Kampf. Garuda, dieser König der Vögel und Vernichter der Schlangen, trug ihn flugs auf seinen Schultern zum Kampfplatz. Indra und die anderen Götter, eben noch auf der Flucht, standen ihm bei und waren bereit, ihr Leben zu geben. Virabhadra sah sie lachend und ungerührt kommen, wie ein Löwe auf Schakale herabsieht.


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