Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 20 - Dakshas Opfer wird vernichtet

Vayu fuhr fort:
Virabhadra schaute auf die große, strahlende Versammlung der Götter, Weisen und Rishis, vor denen viele bunte Flaggen wehten. Heiliges Gras war fein säuberlich in Reihen ausgebreitet, das Opferfeuer brannte herrlich und war mit glänzenden goldenen Opfergefäßen geziert. Die Riten wurden ordentlich ausgeführt von vedenkundigen Weisen, die Meister auf ihrem Gebiet waren. Tausend himmlische Damen waren da und machten liebliche Musik auf Flöten und Lauten, die sich zauberhaft mit den vedischen Gesängen mischte. Virabhadra nahm den Anblick in sich auf und brüllte so laut wie eine majestätische Gewitterwolke. Die Ganas stimmten mit viel Jubel und Geschrei ein, erfüllten den Himmel und übertönten sogar den tobenden Ozean. Von diesem Lärm überwältigt stoben die Himmlischen auseinander und verloren Ornamente und Kleider dabei.

Sie riefen:
Was ist das? Ist der gewaltige Meru geborsten? Wurde die Erde durchbohrt?

Manche fielen in Ohnmacht wie Elefanten im Dschungel beim Gebrüll eines mächtigen Löwen. Die Berge bröckelten, die Erde bebte, die Winde stürmten, und das Meer wogte wild. Die Feuer erblaßten, die Sonne schien nicht mehr, und auch die Planeten und Sterne ließen ihr Funkeln. Da trat Virabhadra mit seiner Gefährtin Bhadra und seinem Heer vor den Altar.

Daksha fühlte zwar Furcht, doch er stand fest und bereit und fragte forsch:
Wer bist du? Was ist dein Begehr?

Majestätisch und strahlend gab Virabhadra lächelnd zur Antwort, während er in die Runde auf all die versammelten Götter, Weisen und Priester schaute:
Wir sind Gefolgsleute vom strahlenden Lord Shiva. Wir kamen wegen unseres Anteils. Möge er uns übergeben werden. Falls nicht, nennt uns den Grund oder gebt uns Kampf.

Da sprachen Daksha und die anderen:
Die Mantras sind unsere Autoritäten, wir sind hier nicht die Führer.

Doch die Mantras gaben empört zurück:
Oh ihr Götter, euer Geist ist von Dunkelheit umhüllt. Ihr verdient nicht den ersten Anteil am Opfer. Ehrt Lord Shiva.

Doch niemand ehrte Virabhadra. Verblendet wollten alle nur Virabhadra wieder loswerden. Als ihre wahrhaften und heilsamen Worte ganz vergebens waren, verließen die Mantras den Ort und gingen ins ewige Reich Brahmas ein.

Virabhadra wandte sich erneut an die Götter mit Vishnu an der Spitze:
Ihr habt die Mantras nicht anerkannt, denn ihr seid stolz auf eure Macht. Ihr habt uns mißachtet, und so werde ich euch diesen Hochmut mitsamt eurem Leben austreiben.

Und zornig verbrannte der Mächtige den Opferaltar mit nur einem Blick, wie damals Lord Shiva Tripura verbrannte. Er riß mit Riesengestalt die Opferpfähle aus dem Boden und band sie den Priestern aufs Kreuz. Seine Geister zerbrachen alle Opfergefäße und schleuderten sämtliche Zutaten zum Opfer in die Wasser der Ganga. All die gute Nahrung, die Berge von duftendem Fleisch, die Ströme von Milch und süßen Getränken und die sumpfigen Teiche aus Joghurt wurden schleunigst aufgegessen oder in alle Richtungen zerstreut. Die kriegerischen Ganas vom Körper Virabhadras kämpften gegen die Götter und Wächter der Himmelsrichtungen mit Schwert und Axt, Pfeil und Bogen, Diskus und Keule, Speer und Schlinge.

Überall ertönte:
Schlag ab und durch! Schleudere heftig! Töte ihn! Entwaffne und schlag zu! Reiß heraus!

Und andere grobe, erschütternde Worte fielen im heftigen Kampf. Manche Geister rollten mit den Augen, knirschten mit ihren riesigen Fangzähnen oder bissen sich die Lippen. Sie zerrten die Heiligen aus ihren Hütten und schlugen sie. Sie warfen die heiligen Opferlöffel und Schöpfkellen ins Feuer. Sie zerbrachen juwelenbesetzte Plattformen und Kuppeln. Sie sangen, tanzten, brüllten und tranken blutroten Wein. Sie griffen Indra und andere führende Götter an und verwüsteten alles ringsum. Sie tobten und kämpften, sie sprangen und heulten, lachten und plapperten und waren überwältigend. Manche wollten die schweren Regenwolken packen, andere sprangen hoch, um die Sonne zu fangen, und andere bliesen mit dem Wind um die Wette. Viele rasten mit ihren Waffen durch den Himmel und zerrten die Götter mit sich herum, wie Garuda eine riesige, zappelnde Schlange fortträgt. Schwarze Ganas zermalmten die Häuser, zerbrachen die Fenster, zertrümmerten die Podien und warfen sie brüllend ins Wasser. Die Türen und Wände der Opferhalle splitterten, das Dach wurde abgedeckt, und die ganze Halle wurde schnell dem Erdboden gleichgemacht. Sie fiel in Trümmern, wie eine Aussage ohne Basis. Die Frauen weinten und kreischten hilflos:
Oh Ehemann! Mein Kind! Oh Vater und Bruder! Ach Mutter und Onkel!


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