Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 18 - Wie Sati ihren Leib aufgab

Die Weisen fragten:
Wie geschah es, daß die Tochter Dakshas ihren von Daksha gezeugten Leib ablegte und dann die Tochter von Mena und Himavat wurde? Wie hat Daksha die edle Seele Shiva gekränkt und warum? Und wie, oh Windgott, wurde Daksha durch den Fluch Shivas damals im Chakshusha Manwantara geboren? Bitte erzähl uns das.

Und Vayu gab zur Antwort:
So hört denn, ich werde euch von den Taten Dakshas erzählen, dessen grober Schnitzer alle Götter beleidigte. Einst gingen alle Götter, Dämonen, Siddhas und Weisen zum Gipfel des Himavat, um den Herrn zu sehen. Dieser saß mit seiner Göttin auf einem himmlischen Thron, während sie die Besucher empfingen. Auch Daksha war mit der Schar gekommen, um seinen Schwiegersohn und seine Tochter zu besuchen. Doch als Götter bevorzugten Shiva und Sati den Gast Daksha nicht. Und Daksha wiederum erkannte die Bedeutung ihrer Göttlichkeit nicht, denn er war verblendet. Er betrachtete die Göttin nur als seine Tochter (und Shiva als seinen Schwiegersohn), fühlte Groll und hegte von da an eine neidische Ablehnung in seinem Herzen. Und wegen dieser Abneigung lud er Shiva und Sati nicht zu seinem Opfer ein, zumal Brahma ihn noch angestachelt hatte. Seine anderen Schwiegersöhne hieß er herzlich willkommen und ehrte sie hinreichend. Als Sati von Narada erfuhr, daß sich die anderen Götter bei Daksha versammelt hatten, informierte sie Shiva und ging zum Heim ihres Vaters. Mit ihren liebsten Begleiterinnen bestieg sie den himmlisch schönen Götterwagen, der zu allen Seiten Türen hatte, die einfach zu erklimmen waren. Er war zauberhaft und glänzte golden. Überall strahlten schöne Juwelen, und das Dach war mit Perlen geziert. Alles war mit duftenden Blumengirlanden geschmückt, und funkelnde Säulen stützten den Baldachin ringsum. Die Stufen waren bezaubernd gelegt und die Wände mit Korallen versehen. Der Thron war mit Edelsteinen nur so überzogen, ein seidenes Tuch mit Blumenmuster hing über ihm. Durch jede Öffnung funkelten die Strahlen von Diamanten, und das völlig ebene Podest war mit einem ganzen Satz von Juwelen ausgelegt. Die Front des Wagens zierte eine reine und wolkenhelle Flagge mit einem großen Bullen darauf. Auch hier glänzten überall edle Steine. Der Haupteinstieg wurde von unbezwingbaren Ganeshwaras bewacht, deren Rüstungen vor Perlen und Juwelen strotzten und die Schlagstöcke in ihren Händen hielten. Es saßen viele reich gekleidete und exquisit geschmückte Musikerinnen darin, die meisterhaft alle Instrumente beherrschten. Zwei Rudra Jungfrauen hielten glücksverheißende Wedel und Fächer mit diamantenen Griffen und fächelten der Göttin kühle Luft zu. Und zwischen den Wedeln strahlte das Antlitz der Göttin wie ein Lotus zwischen zwei flügelschlagenden Schwänen. Sumalini hielt der Göttin einen perlenbesetzten Schirm über das Haupt, der so weiß wie der Mond war. Der glänzende Schirm schwebte über dem Gesicht der Göttin wie die funkelnde Mondscheibe über einem Gefäß mit Nektar. Die lieblich lächelnde Subhavati saß vor der Göttin und unterhielt sie mit einem Würfelspiel. Suyashas hielt die glücksverheißenden Sandalen der Göttin ehrfürchtig vor ihrer Brust, die von Juwelen nur so glitzerten. Eine Dame hielt den glänzenden Spiegel, eine andere die Betelkiste. Hier wurde ein zauberhafter Papagei bereitgehalten, und dort prangten duftende Blumen in den Armen einer zauberhaften Dame. Die nächste trug die Ornamente, eine andere duftende Salben und das glücksbringende Kollyrium. Und so war die Göttin von vielen Damen umgeben, von denen jede ihren liebenden Dienst an der Göttin in ihrer Mitte verrichtete. Und so strahlte Sati wie der Herbstmond unter vielen Sternen. Dann wurde die Muschel geblasen, und donnernder Paukenklang kündigte die Abfahrt an. Ein Orchester an Musikinstrumenten erklang, ohne daß jemand sie spielen mußte, die Hörner ertönten und mischten sich mit Händeklatschen. Nun setzten sich 800 Gruppen von je tausend starken Ganeshas in Marsch, und alle strahlten wie Lord Shiva selbst. In ihrer Mitte saß der vom Mond beschienene, glorreiche Anführer der Geisterschar auf dem Bullen wie Vrihaspati auf seinem Elefanten. Himmlische Pauken dröhnten, die Wolken spendeten angenehmen Schatten, die Weisen tanzten, die Siddhas und Yogis jubelten, und alle Götter und Wolken auf dem Weg ließen Blumen auf den Wagen der Göttin regnen.

Nur einen Augenblick später betrat Sati das Haus ihres Vaters. Doch als Daksha sie sah, wurde er zornig, was seinen Untergang besiegelte. Er grüßte sie nicht, sondern ehrte ihre jüngeren Schwestern, was einer Beleidigung gleich kam. Da sprach die Göttin zu ihrem Vater inmitten der Versammlung, weder aufgeregt noch herablassend:
Oh Vater, der Herr, auf dessen Geheiß jedes Wesen von Brahma bis zum Gespenst dienstbar wird, wurde nicht angemessen geehrt. Und warum läßt du mich, deine älteste Tochter, in verächtlicher Weise links liegen?

Zornig gab Daksha folgende Antwort:
Deine Schwestern sind besser als du. Sie verdienen meine besondere Achtung. Ihre Gatten wecken Respekt und Freude in mir, denn sie stehen über deinem Mann Shiva. Er ist hartherzig, und du hast zu ihm Zuflucht genommen. Daher mißachte ich dich, denn dein Herr ist mein Gegner.

Nun wurde auch die Göttin zornig und sprach zu ihrem Vater vor allen Gästen:
Oh Daksha, du beleidigst meinen Ehemann, den Herrn der Welten, der noch nie jemanden beleidigt hat. Die Schriften sagen, daß folgende große Sünder sind: die Wissen stehlen, die ihren Lehrer betrügen und die die Veden und Gott beleidigen. Solche Sünder verdienen Strafe. Und daher wird dich wegen deiner großen Sünde bald gräßliche Strafe durch himmlisches Eingreifen treffen. Wisse, daß deine Familie besudelt und ruiniert ist, denn du hast den Herrn der Götter nicht geehrt.

Nach diesen Worten zu ihrem Vater, legte Sati ohne jegliche Furcht ihren Körper ab. Durch ihre Yoga Kraft und ihren Wunsch wurde sie (später) die Tochter des Himavat, der lange Buße geübt hatte. Die Frucht dieser Buße war ihr Segen.

Als Sati Daksha tadelte, flohen die Mantras furchtsam davon, und das Opfer kam zum Erliegen. Und als Shiva vom Weggang der Göttin erfuhr, zürnte er Daksha und den Weisen und verfluchte sie:
Oh Daksha, weil die sündlose Sati um meinetwillen mißachtet wurde, während ihre Schwestern mit ihren Gatten alle Ehren empfingen, werden deine Schwiegersöhne im Vaivaswata Manwantara nicht in einem Mutterleib während des Brahma Opfers geboren. Und im Chakshusha Manwantara wirst du als Enkelsohn von Prachinabarhis und Sohn der Prachetas ein König sein. Außerdem werde ich dir, du Törichter, Hindernisse in den Weg legen, was alle deine Handlungen für (die drei großen Lebensziele von) Tugend, Wohlstand und Liebe betrifft.

Nach diesen Worten des unermeßlich strahlenden Shivas fiel Daksha zu Boden. Im Chakshusha Manwantara wurde er als Enkelsohn von Prachinabarhis und Sohn der Prachetas geboren. Bhrigu und die anderen wurden im Vaivaswata Manwantara im Opfer von Brahma in Körpern von Varuna geboren. Und im tugendhaften Opfer des Daksha gab es nur noch Hindernisse, die Lord Shiva erschuf.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter