Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 13 - Erschaffung von Brahma und Vishnu

Da fragten die Weisen:
Herr, du hast uns die Schöpfung des großen Atman aus dem Mund des vierhäuptigen Brahma erklärt. Doch da regt sich in uns eine Frage. Shiva mit den geneigten Augen ist der Beste und Erste aller Götter. Er ist strahlend mit seinem Dreizack. Lord Rudra ist Kala-Atman, Kapardin und Nilalohita. Am Ende des Zeitalters erhebt er sich vernichtend und löst das ganze Universum nebst Brahma, Vishnu und Feuergott auf. Er läßt die Welten schrumpfen. Brahma und Vishnu sind unter seiner Herrschaft. Sie loben ihn ehrfürchtig, denn er ist der Herr, der sie einst erschuf. Er ist also die erste Ursache von Schöpfung und Erhaltung. Ja, er ist der erste und uralte Gott. Wie kann solch ein Herrscher der Sohn von Brahma sein, der aus dem Unentfalteten kam?

Wir haben auch gehört, daß Brahma und Vishnu ihre Geburt von Rudra nahmen und dann Rudra erschufen. Haben sie sich gegenseitig erschaffen? Wie kann das sein? Du hast alles gehört und gesehen. Du erinnerst dich an alles, denn du warst der Schüler des Herrn. Bitte erzähl uns genau, wie Brahma der Vater aller himmlischen Weisen wurde. Wir vertrauen dir, oh Lieber, und möchten gern mehr über die Herrlichkeit des Herrn hören.

Vayu sprach:
Nun Brahmanen, das ist eine gute Frage, die ihr da gestellt habt. Ihr seid wahrlich Meister in der Diskussion. Dasselbe habe ich damals Brahma gefragt, der mir eine gute Antwort gab. Ich werde euch erklären, wie Rudra, Brahma und Vishnu geboren wurden. Die Drei sind die Atmans als Ursache und von Maheshvara geboren. Sie sind die Ursache von Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung des Universums. Der große Herr hat sie gesegnet, und sie verfügen über hervorragende Eigenschaften. Die Shakti des Herrn herrscht über sie, und so können sie handeln. Brahma kann erschaffen, Vishnu beschützen und Rudra auflösen. Doch sie konkurrierten miteinander. Um sich gegenseitig zu übertreffen, stimmten sie ihren Vater, den Höchsten Herrn, mit Buße gnädig. Und in einem früheren Kalpa erhielt Rudra alle Segen und erschuf zu Beginn Brahma und Vishnu. In einem anderen Kalpa erschuf Brahma Rudra und Vishnu, und wiederum in einem anderen Kalpa erschuf Vishnu Brahma und Rudra. So kam es mit den Zeitaltern, daß jeder den anderen erschuf, was die Weisen ausführlich von jedem Kalpa und den Begebenheiten darin erzählen können. Also hört die heilige und wunderbare Geschichte, die von Sünde befreit.

Ich werde euch erzählen, was Brahma einst geschah. In einem Kalpa, Meghavahana genannt, wurde Vishnu zu einer Wolke und beregnete die Erde für tausend Jahre. Dann übergab ihm Shiva die unvergängliche Shakti, und mit ihr vollzog Vishnu die Schöpfung zusammen mit Brahma. Doch Brahma wurde bei dieser Herrlichkeit Vishnus von Neid überwältigt und sprach verächtlich:
Geh fort, oh Vishnu. Ich kenne die Quelle deiner Geburt. Rudra ist höher als wir beide. Daran gibt es keinen Zweifel. Nur durch seine Gnade wurdest du heute zum Schöpfer. Doch auch ich werde diesen Anführer der Götter mit Askese erfreuen und dann wie du das Universum erschaffen. Das ist sicher.

Und so geschah es. Brahma beachtete Vishnu nicht weiter, übte Entsagung und nahm Zuflucht bei Shiva:
Oh Herr der Götter, du Herrscher über das Universum, Vishnu wurde aus deiner linken und ich aus deiner rechten Seite geboren. Als er dann mit mir die Schöpfung vollbrachte, spottete ich seiner, denn ich fühlte Rivalität und zählte auf dich und deine Macht, von der ich abhänge. Ich sagte ihm: „Deine Verehrung zu Shiva ist ebenso stark wie meine.“ Denn wir beide stammen gleichermaßen von dir ab. Oh Shiva, es ziemt sich nun für dich, mir all das zu übergeben, was du ihm wegen seiner Hingabe gabst.

Was Shiva tat. Mit dem Status des Atman hastete Brahma nun zu Vishnu, der auf Sesha in seinem Heim, dem Milchozean, lag. Über seinem Haupt spann sich ein weißer, sonnengleicher Schirm, den er aus seinem Geiste erschaffen hatte. Auf ihm funkelten Juwelen und Gold, die mit dem Lotusaugen Vishnus um die Wette strahlten. Seine vier Arme waren mit Ornamenten schmückt, und er trug Diskus und Muschel. Sein Antlitz strahlte wie der Mond, das Srivatsa Zeichen zierte seine Brust, er lächelte lieblich, und seine Lotusfüße strahlten prachtvoll und rot, denn die Göttin Lakshmi berührte sie. Der nektargleiche Milchozean wiegte ihn sanft im Yogaschlaf. Mit der Eigenschaft Tamas war er Kala-Rudra, mit Rajas war er Brahma, mit Sattwa war er Vishnu und ohne Eigenschaften Lord Shiva. Als Brahma ihn so erblickte, sprach er ernsthaft:
Oh Vishnu, ich werde dich verschlingen, so wie du mich einst verschlungen hast.

Da wachte Vishnu auf, lächelte ein wenig, und als Brahma ihn verschlang, da kam er sogleich wieder schöpfend aus dessen Stirn hervor. In diesem Augenblick erschien Shiva, der Herr mit der Mondsichel, um sie zu prüfen. Für sie nahm der Formlose eine Gestalt an, damit er sie erneut segnen könne, wie er es schon oft getan. Beide erkannten ihn, waren sowohl erfreut als auch furchtsam, und so lobten und ehrten sie ihn von Ferne. Der dreizacktragende Herr segnete sie und verschwand wieder, während sie ihn noch respektvoll anschauten.


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