Vayu fuhr fort:
Als Brahma meditierte, da erschien plötzlich die Verblendung in den fünf Formen von Dunkelheit, Verwirrung, Verblendung, Blindheit und Unwissen vor ihm. Und auch die Schöpfung verzweigte sich in fünf Schritten, die alle von Dunkelheit umhüllt waren. Sowohl innen als auch außen war kein Licht, nur Dumpfheit und Ohnmacht. Nirgends waren Intellekt, Antlitz oder Sinnesorgane. So stoppte die Schöpfung, die gerade aus Bäumen und Bergen bestand. Als Brahma erkannte, daß die Schöpfung still stand, war er enttäuscht. Wieder sann und meditierte er, und es entstanden die niederen Wesen. Sie hatten zwar Licht in sich, doch keines außen, und so gingen sie in Gestalt von Tieren keinen heilsamen Pfad. Als Brahma dies sah, erschuf er die Götter vom Typ Sattwa. Sie hatten viel Licht innen und außen, waren nicht verhüllt und fühlten große Freuden und waren von Natur aus bewußt. Weiter meditierte der Herr, und aus dem Unmanifesten nahm die Schöpfung der Menschen Gestalt an, welche einem abwärts führenden Pfad folgte. Die Menschen waren zwar wirkungsvoll, doch voller Leiden. Sie hatten Licht innen und außen und reichlich Rajas und Tamas. Nach weiterer Meditation kam die fünfte Schöpfung ins Leben. Sie war vierfach: Viparyaya, Shakti, Tusti und Siddhi. Die Wesen dieser Schöpfung hatten keinen Besitz, formten viele Arten, waren sehr Essen und Trinken geneigt und als Geister wie die Bhutas bekannt.
Die erste Schöpfung Brahmas ist die des Mahat, der universalen Intelligenz. Die zweite Schöpfung wird Bhutasarga genannt und erschuf die grobstofflichen Elemente. Und die dritte Schöpfung ist als die organische bekannt. Diese primäre Schöpfung fand ohne die Entfaltung der Vernunft (Buddhi) statt. Die vierte Schöpfung war die der unbeweglichen Wesen (wie die Pflanzen), die fünfte erschuf das Reich der Tiere, die sechste die Götter, die siebte die Menschen, die achte heißt Anugraha und die neunte Kumara. Die ersten drei Schöpfungen sind primär, sie wirken ohne Vernunft. Und die fünf folgenden Schöpfungen wirken mit Vernunft.
Zu Anfang schuf Brahma vier geistige Söhne: Sanaka, Sananda, Sanatana und Sanatkumar. Sie sind als Yogis ohne jegliche Leidenschaften oder Neid bekannt. Sie hatten kein Interesse am Handeln für die Schöpfung, sondern neigten sich dem Herrn zu. Als sie die Welt verlassen hatten, übte Brahma Entsagung, denn er wollte das Werk der Schöpfung weitertreiben. Doch vorerst passierte nichts. Nach langer Zeit der Askese fühlte Brahma erst Sorge und dann Ärger, und aus seinen zornigen Augen flossen einige Tränen. Aus ihnen entstanden Kobolde und Gespenster, bei deren Anblick sich Brahma selbst tadelte. Und vor lauter Ärger und Verdruß fiel Brahma in Ohnmacht und hörte auf zu atmen. Da erschien Rudra, der Herr über den Lebensatem, aus Brahmas Mund, um unvergleichlichen Segen zu spenden. Lord Rudra teilte sich in elf Wesen und sprach zu ihnen:
Ihr Lieben, ich habe euch geschaffen, damit ihr die Welten segnet. Müht euch strebsam zur Errichtung und Erhaltung der Welt und ihrer Nachkommen.
Nach diesen Worten brüllten sie laut und rannten umher und werden seitdem Rudras genannt. Sie sind Lebensatem und Lebensatem ist Rudras. Damit verlieh Rudra, dieser gnadenreiche Sohn Brahmas, seinem Vater den Lebensatem und freute sich, als dieser wieder ins Leben zurückkehrte. Dann sprach er zu Brahma:
Oh Lehrer der Welt, sei unbesorgt. Ich habe deinen Lebensatem erneuert. Erhebe dich, du mit den guten Riten.
Brahma hörte die Worte wie im Traum und starrte Rudra mit großen, glänzenden Augen an, während er vollends zu sich kam. Dann sprach er mit gefalteten Händen in ruhigem, doch majestätischem Ton:
Wahrlich, schon dein Anblick erfreut meinen Geist. Wer bist du, Herr, der du in kosmischer Gestalt erscheinst und dich in Elf geteilt hast?
Sanft berührte da Shiva den Schöpfergott mit seiner angenehmen Hand und antwortete:
Erkenne mich als den großen Atman, der als dein Sohn geboren wurde. Die elf Rudras sind gekommen, um dich gut zu beschützen. So schüttle deine Lethargie mit meinem Segen ab. Sei wachsam, denn es ziemt sich für dich, die Schöpfung weiter zu betreiben.
Zufrieden lobte da Brahma den Herrn mit acht Namen:
Verehrung dem Herrn Rudra mit dem Glanz der Sonne, dem Herrn Bhava in Gestalt des Wassers mit dem Geschmack, dem Herrn Sarva in Gestalt der Erde mit dem Geruch, dem Stier Nandi, dem Herrn Vasu in Gestalt des Windes mit dem Gefühl, dem Herrn der Pashus, dem Feuergott mit dem Licht der Sichtbarkeit, dem Herrn Bhima in Gestalt des Raumes mit dem Klang als die fünf Elemente mit ihren Eigenschaften. Verehrung dem Herrn Ugra mit den furchtbaren Gesichtszügen in Gestalt des Opfernden (dem Ahankara bzw. Ichbewußtsein?), und dem Herrn Mahadeva mit Uma und dem Mond (Mahat bzw. universale Intelligenz?). Verehrung dem Herrn in achtfacher Form.
Dann fragte Brahma, der große Vater der Welten, Mahadeva in aller Ehrfurcht:
Oh Herr von Vergangenheit und Zukunft, Rudra, mein Sohn, zum Wohle der Schöpfung wurdest du aus meinen Gliedern geboren, damit die Leidenschaftlichen gezügelt werden. So hilf mir bei meiner Aufgabe, oh Herr des Universums. Es ziemt sich für dich, überall Wesen zu erschaffen.
Der Träger des Dreizacks stimmte zu, und ließ Brahma die Weisen erschaffen. Und so entstanden aus Brahmas Geist Marichi, Bhrigu, Angiras, Pulastya, Pulaha, Kratu, Daksha, Atri und Vasishta. Und auch Dharma und Samkalpa kamen ins Leben. Das sind mit Rudra die zwölf Söhne Brahmas, welche die ersten Hausväter bilden. Mit den Göttern entstanden so zwölf Familien mit viel heiligen Riten, Nachkommen und den himmlischen Weisen als Zierde. Als nächstes schuf Brahma die Götter, Dämonen, Ahnen und Menschen. Zusammen mit Rudra kam Brahma selbst für deren Erschaffung auf, denn die Götter entstanden aus seinem Antlitz, die Ahnen von seinen Seiten, die Dämonen von seinen Lenden und die Menschen von seinem Zeugungsorgan. Die immer hungrigen Rakshasas kamen von seinem Hintern (?). Die starken Wanderer der Nacht mit den vorrangigen Eigenschaften von Rajas und Tamas kamen als seine Söhne zur Welt, ebenso die Schlangen, Yakshas, Bhutas und Gandharvas. Die Krähen und Schlangen kamen aus seinen Seiten, die Vögel aus seiner Brust, die Ziegen aus seinem Gesicht und die Pferde, Elefanten, Sarabhas, Büffel, Hirsche, Kamele, Maultiere, Rehe und anderen Tiere aus seinen Füßen. Von seinen Haaren wurden die Heilkräuter, Früchte und Wurzeln geboren.
Aus seinem östlichen Haupt erschuf er Gayatri Mantra, Rik Veda, Trivritsama, Rathantara, Agnistoma und andere Opfer. Aus seinem südlichen Haupt erschuf er Yayus, Traistubha Chandas, die 15 Stomas, Brihatsama und Uktha. Aus seinem westlichen Haupt kamen Saman Veda, Jagati Chandas, die 17 Stomas, Vairupya und Atiratra Mantras. Aus seinem nördlichen Haupt wurden Atharva Veda, die 21 Aptorvaman, Anusthub Chandas und Vairaja geboren. Hohe und niedere Wesen kamen aus allen seinen Gliedern, wie die Yakshas, Pisachas, Gandharvas, Apsaras, Menschen, Kinnaras, Rakshasas, Vögel, Rehe, Schlangen und viele mehr. Alle Wesen nahmen ihre Aktivitäten auf, waren sie nun vergänglich oder nicht, beweglich oder nicht. Wieder und wieder kamen sie ins Leben und behielten ihre ursprüngliche Natur: gewaltsam oder friedfertig, sanft oder grob, tugendhaft oder sündig, treu oder hinterhältig. Denn sie nehmen ihre Geburt unter dem Eindruck ihrer vorherigen Neigungen. Diese hat der Schöpfer selbst ihnen zugewiesen, sowie die Vielfalt und Andersartigkeit der Elemente und Sinnesobjekte. Er gab ihnen Namen und Formen mittels der vedischen Texte. Er verlieh denen, die am Ende der Nacht geboren werden, die Namen und Aufgaben der Weisen. Wenn eine neue Jahreszeit anfängt, erscheint ihre Natur von selbst. Und so ist es auch, wenn ein neues Zeitalter kommt. Dann erscheint dessen Natur von selbst.
So manifestierte sich die Schöpfung durch Brahmas Glieder. Die sekundäre Schöpfung entsteht aus der ganzheitlichen Vernunft (Buddhi), gipfelt in der gedanklichen Unterscheidung (Vishesha) und leitet sich von Prakriti ab (der gestaltenden Natur). Und Brahma, der seine Quelle im Samen des Unmanifesten hat und den Segen des allwissenden Herrn, bewegt sich in Brahmavana (Vana = Wald), wo das Licht von Sonne und Mond scheint, voller Planeten, Sterne, Flüsse, Meere, Berge, schöner Städte und Länder. Jeder sollte Zuflucht in diesem ewigen Baum in Gestalt von Brahma nehmen, denn die ganzheitliche Vernunft (Buddhi) ist sein Stamm, die Sinnesorgane (Indriyas) seine Aushöhlungen, die großen Elemente machen seine Größe aus, Vishesha (gedankliche Unterscheidung) sind die vielen Zweige, Dharma und Adharma sind die schönen Blüten und Glück und Leid die Früchte.
Weise Menschen sagen, daß der Himmel sein Haupt ist, der Luftraum sein Bauch, Sonne und Mond sind seine Augen, die Himmelsrichtungen seine Ohren, und die Erde bildet seine Füße. Die unergründliche Seele ist der Erschaffer aller lebenden Wesen. Brahmanen werden aus seinem Mund geboren, Krieger aus seiner Brust, Händler und Bauern aus seinen Oberschenkeln und Diener aus seinen Füßen. Alle Kasten stammen aus seinem Körper.