Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 10 - Weitere Schöpfung

Vayu fuhr fort:
Aus dem vom Purusha regierten Unmanifesten bildeten sich nun auf Bitten von Ishvara die zweiten Elemente von der ganzheitlichen Vernunft (Buddhi) bis zu den unterschiedlichen Formen (Vishesha, die Unterschiedlichen, nämlich die Elemente Luftraum, Wind, Feuer, Wasser und Erde). Aus ihnen nahmen die drei Götter Brahma, Vishnu und Rudra ihre Geburt als Ursache von allem. Maheshvara übergab ihnen die Macht, alle Welten ungehindert zu durchdringen, vollkommene Weisheit, alle außergewöhnlichen Fähigkeiten (Siddhis) und die Befähigung zu Schöpfung, Erhaltung und Auflösung. In einem anderen Kalpa übergab er jedem der Drei die Aufgabe zu Schöpfung, Erhaltung und Auflösung, damit sich unter ihnen durch Verblendung keine Rivalität erheben möge. Die Drei werden voneinander geboren, erhalten einander, entwickeln sich miteinander, respektieren und folgen einander. Hier wird Brahma, dort Vishnu und woanders Rudra gepriesen, doch ihre Herrlichkeit wird dadurch nicht verringert. Nur hochmütige Narren kritisieren den jeweils anderen Gott, doch damit handeln sie wie Dämonen und Gespenster.

Lord Shiva ist jenseits der drei Gunas, in vier Einheiten geteilt, alles in allem, die Zuflucht von allen und die Ursache der Schöpfung. Und diese große Seele bleibt nach der Schöpfung der wirkende Herr von den drei Göttern, Prakriti und Purusha. Er allein ist aller Zuflucht, denn er ist größer als alle, höher als alle, ewig, ohne Eigenschaften, aller Seele und die herrschende Gottheit. Darum ist er allein Prakriti, Purusha, Sadashiva, Bhava, Vishnu und Brahma. Alles und alle sind mit Shiva identisch.

Zu Anfang wird auf dem Pradhana (dem Meer der Ursachen) die universale Intelligenz (Mahat) geboren, dieses große und erste Prinzip der Natur. Kommt sie in Bewegung, dann ist das die Geburt des Ichbewußtseins (Ahankara). Dieses wiederum teilt sich in drei Teile: die subtilen und die groben Elemente und die Sinnesorgane. Als im Ichbewußtsein die Eigenschaft Sattwa überwog, nahm die Sattwika Schöpfung ihren Lauf. Die zweite Schöpfung fand gleichzeitig statt. Es entstanden die fünf Sinnes- und die fünf Handlungsorgane und als elftes das Denken (Manas). Das Denken ist sowohl Sinnes- als auch Handlungsorgan. Als das Ichbewußtsein mit der Eigenschaft Tamas in Berührung kam, wurden die subtilen Elemente (Bhutatanmatras) geboren. Bhutadi (das erste der Wesen) ist die Ursache der Bhutas, von ihm stammt Sabdatanmatra (die Eigenschaft des Klanges) ab und von diesem das Raum-Element. Aus dem Raum bildet sich Sparsatanmatra (die Eigenschaft des Gefühls) und davon das Wind-Element, davon wieder Rupatanmatra (die Eigenschaft der Sichtbarkeit), davon das Feuer-Element, davon Rasatanmatra (die Eigenschaft des Geschmacks), daraus das Wasser-Element, daraus Ghandatanmatra (die Eigenschaft des Geruchs), und davon das Erd-Element. Und aus den Elementen bilden sich alle Wesen und Dinge.

(Nochmal verständlicher: Die fünf Tanmatras, die subtilen Elemente bzw. Eigenschaften, sind Shabda (Klang), Sparsha (Gefühl), Rupa (Sichtbarkeit), Rasa (Geschmack), Gandha (Geruch). Und aus diesen fünf Tanmatras entwickeln sich die groben Elemente (auch Tattvas oder Mahabhutas). Die fünf groben Elemente sind dann Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum. Erde, hier als Prithivi, Wasser als Apah, Feuer als Tejas, Vayu als Luft und Akasha als Äther und Raum.)

Das Unentfaltete (Avyakta) segnet die Prinzipien von Mahat bis Vishesha, der Purusha regiert sie, und so bilden sie das kosmische Welten-Ei. Damit sind Brahmas Absichten erfüllt, und er entwickelt sich in diesem Ei. Er ist die erste verkörperte Seele namens Purusha. Er ist der erste Schöpfer von lebenden Wesen. Ja, Brahma existiert zu Anfang. Durch ihn wird die Vernunft (Buddhi) geboren, diese Ursache von Tugend und Wohlstand und mit Eigenschaften wie Weisheit und Nichtanhaftung. Was immer sich sein gedanklicher Geist auch wünscht, es wird aus dem Unentfalteten geboren, wirkt in den drei Welten, teilt sich dreifach in Schöpfung, Erhaltung und Auflösung, wir von den Gunas beherrscht und hängt vom Unentfalteten ab. Als Schöpfer ist er der Viergesichtige, als Vernichter ist er Kala (die vergängliche Zeit), und als Purusha (Höchster Geist) hat er tausend Häupter (der Urschlange, um die Schöpfung zu halten). Das sind die drei Zustände des Selbstgeborenen. Als Brahma hat er die Eigenschaften Sattwa und Rajas (Güte und Leidenschaft), als Kala Tamas und Rajas (Trägheit und Leidenschaft), und als Vishnu Sattwa (Güte) allein. So sind auch die Gunas im Herrn dreifach. Als Brahma erschafft er, als Kala löst er auf, und als Vishnu erhält er. Die Aktivitäten des Herrn sind ebenfalls dreifach, und er bleibt bei allen gleichmütig. Weil er sich in Drei geteilt hat, heißt er auch Triguna. Und weil er sich auch in Vier geteilt hat, wird er als Caturvyuha gerühmt. Da er der Anfang ist, wird er Adideva genannt. Da er ungeboren ist, heißt er Aja. Und als Stammvater aller Wesen trägt er den Namen Prajapati.

Der goldene Meru ist der Embryo des großen Atman (ähnlich dem Eidotter), die Meere sind das Fruchtwasser im Mutterleib (Eiweiß) und die Berge die äußere Hülle (Eischale). Alle Welten des Universums, die Planeten und Sterne, Mond, Sonne und der Wind sind im kosmischen Welten-Ei. Das Wasser-Element rund um das Ei ist zehnmal mehr, als das Ei (= Erd-Element) ausmacht, und das Wasser ist vom Feuer-Element umgeben, was wiederum zehnmal mehr ist. Dann kommen zehnmal mehr Wind, zehnmal mehr Raum und zehnmal mehr Bhutadi, das Ichbewußtsein. Dieses ist vom Mahat, der universalen Intelligenz, umhüllt, und Mahat vom Unmanifesten. So ist das Weltenei noch von vielen Hüllen umgeben. Nun, ihr besten Brahmanen, auf diese Weise gibt es acht Prakritis (natürliche Prinzipien), welche die Ursachen für Schöpfung, Erhaltung und Auflösung sind, die alles bedecken. Sie werden eine aus der anderen geboren, ihre Ursachen und Wirkungen bedingen und stützen einander. Wie eine Schildkröte ihre Beine ausstrecken und wieder einziehen kann, so erschafft das Unmanifeste die Wesen und löst sie wieder auf. Alles, was aus dem Unmanifesten stammt, wird so der Reihe nach geboren. Zur Zeit der Auflösung löst sich alles in umgekehrter Reihenfolge wieder auf. Die Gunas sind im Gleichgewicht oder Ungleichgewicht unter dem Einfluß von Kala. Kommen sie ins Gleichgewicht, beginnt die Auflösung. Kommen sie ins Ungleichgewicht, geht die Schöpfung vonstatten. Das Welten-Ei, so groß und dick es ist, ist die Ursache von Brahmas Ursprung. Daher wird es die Sphäre Brahmas genannt, und Brahma ist sein Herrscher. Es gibt Millionen über Millionen solcher Eier, die überall existieren, denn das Meer der Möglichkeiten, Pradhana, ist überall. Hier werden vom Pradhana viergesichtige Brahmas erschaffen, dort Vishnus und anderswo Rudras, und überall ist Shiva. Der Herr ist jenseits des Manifesten, wobei das Ei aus dem Unmanifesten geboren wird. Vom Ei stammt Brahma, und er erschafft die Welten.

Die ursprüngliche Schöpfung aus dem Pradhana geschieht ohne Absicht der kosmischen Intelligenz (Buddhi). Und auch die ultimative Auflösung zum Schluß ist das spielerische Wirken des Herrn allein. Was man auch die unmanifeste Ursache nennt, ist Pradhana. Brahma ist ein Nachfahre der Prakriti. Das Pradhana hat weder Anfang, Mitte oder Ende. Seine Macht ist grenzenlos. Es ist weiß und tiefrot und mit dem Purusha verbunden. Wenn Raja, die Leidenschaft, überwiegt, dann erschafft es, und die acht sekundären Tattwas entstehen, welche die Welten erblühen lassen. Am Ende verschlingt sie sie wieder. Die folgende Stabilität und das beständige Wirken der Prakriti geschehen durch den Willen des höchsten Herrn, dessen Macht nicht von der Prakriti abhängt.


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