Pushpak Shiva-Purana Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 9 - Schöpfung

Die Weisen fragten:
Wie entfaltet Shiva sein großes Wirken, welches alles beherrscht, das Universum erschafft und erhält? Was kam zuerst ins Sein? Womit wird alles erhalten? Und welches Wesen hat einen so großen Bauch, daß es alles verschlingen kann?

Vayu sprach:
Zuerst kam die Shakti ins Sein, und ihr folgte Santyatitapada. Aus der Vereinigung von Shiva und Shakti kam Maya, die Illusions- und Schöpferkraft, ins Sein, und durch sie entstand die gestaltete Natur. Aus Shakti entstand Santyatitapada, daraus Shantipada, daraus Vidyapada, dann Pratishthapada und daraus Nivrittipada. Das war die kurzgefaßte Schöpfung Shivas.

(Pada = Schritt, Konzept
Santya = gut, wohlgesinnt
Shanti = Stille des Geistes
Vidya = Wissen
Pratishtha = Standpunkt
Nivritti = Rückkehr, Auflösung)

In dieser Reihenfolge geht die Schöpfung vonstatten, die Auflösung in umgekehrter Reihenfolge. Doch größer als die fünf Padas ist der Schöpfer. Das Universum ist also von den fünf Kalas durchdrungen. Das Unmanifeste (Avyakta) ist die Ursache, doch der Atman (die Höchste Seele) ist der Auslöser. Man ist sich einig, daß alles mit der universalen Intelligenz (Mahat) beginnt und mit den grobstofflichen Elementen (Vishesha) endet, doch das Wirken ist weder beim Unmanifesten noch beim Purusha, denn die Prakriti ist empfindungslos und der Purusha unwissend. Ohne intelligenten Antrieb können empfindungslose Wesen nichts erschaffen, wie Pradhana, Paramanu usw. Das Universum muß von einer schöpferischen Ursache abhängen, denn es besteht aus Teilen. Der Schöpfer jedoch muß unabhängig sein, allwissend und allmächtig, ohne Anfang und Ende und mit herrschaftlichen Qualitäten. Er ist die Ursache des Universums, Mahadeva, Maheshvara, der Beschützer und Vernichter. Er allein ist unabhängig. Die Transformation von Pradhana (dem Meer der Ursachen) und die Tätigkeiten des Purusha funktionieren nur auf Bitten des Herrn mit den wahrhaften Gelübden. Nur im Geist der Edlen kann diese Überzeugung ein festes und dauerhaftes Heim finden. Wer nur ein dürftiges Verständnis hat, wird dazu keine Zuflucht nehmen können.

Brahma lebt 100 Jahre, nachdem er aus dem Unmanifesten geboren wurde. Diese Spanne wird Para genannt, die Hälfte davon ist Parardha. Zur Zeit der Auflösung zieht das Unmanifeste wieder alle seine Wirkungen in sich zurück und ruht im Atman. In diesem Zustand sind Pradhana und Purusha ebenbürtig. Sie haben noch die Gunas von Tamas und Sattwa (Trägheit und Güte), welche nicht dominieren, verweilen als Paar und sind ineinander verschmolzen. In diesem ungetrennten Zustand der Gunas ist es dunkel, der Wind ist still, die Wasser ruhig, und nichts ist erkennbar. Ist das Universum unmanifest, dann meditiert der Herr in der Nacht über die große Shakti. In der Morgendämmerung berührt der Herr die Illusion und tritt in Pradhana und Purusha ein, um sie in Bewegung zu versetzen. Wenn dann Brahma darum bittet, ergießt sich die Schöpfung aus dem Unmanifesten, dieser Quelle aller Ursachen und lebenden Wesen.

Verehrung sei ihm, der nicht an den Welten hängt, dessen Wille immer vielfältig und wunderbar ist, und der von den Weisen der Herr aller Pfade genannt wird.


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