Verehrung dem Shiva in Gemeinschaft mit Uma, seinen Söhnen und den Ganas, Verehrung dem Herrn von Prakriti und Purusha, der Ursache aller Schöpfung, Erhaltung und Auflösung. Ich suche Zuflucht bei Shiva, dessen Macht unvergleichlich ist, dessen Pracht überall ausstrahlt, dessen Herrschaft und Kraft natürlich sind, dem Ungeborenen, Schöpfer des Universums, der ewigen, glücksverheißenden und unveränderlichen großen Seele.
Als edle Weise mit edlen Riten, geheiligt und wahrhaft ein großes Opfer im Naimisha Wald durchführten, diesem tugendhaften und heiligen Ort am Zusammenfluß von Ganga und Kalindi, da beschritten sie den Pfad zum Reich Brahmas. Suta, der vorzügliche Kenner der Puranas, hörte davon und ging zu ihnen. Er war ein edler Schüler des klugen Vyasa, diesem Sohn der Satyavati, war weithin in der Welt berühmt und wußte um die Vor- und Nachteile von Worten. Er konnte sogar die Fragen von Vrihaspati, dem Lehrer der Götter, beantworten. Er erzählte zauberhafte Geschichten, wußte alles zur rechten Zeit und auch die höfliche Weise, dies kundzutun. Er war ein wahrer Poet.
Als die Weisen Suta kommen sahen, waren sie sehr erfreut. Sie grüßten und ehrten ihn angemessen, und er nahm ihr Willkommen gern an und nahm Platz. Und kaum hatte er sich bequem gesetzt, da sehnten sich die Weisen danach, von ihm über die Anfänge der Puranas zu hören. Sie lobten ihn, setzen sich vor ihn und fragten:
Oh allwissender Lomaharshana, du treuer Anhänger Shivas, du Kluger und Glücklicher, unser Schicksal meint es wahrlich gut mit uns, da du uns besuchst. Du hast die Puranas direkt von Vyasa gehört, und so bist du ein Schatz an wunderbaren Geschichten, gerade wie der Ozean viele Perlen beherbergt. Es gibt nichts in den drei Welten, in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, was du nicht weißt. Wie glücklich sind wir, daß du da bist. Doch geh nicht wieder fort, ohne uns zu segnen. Erzähl uns bitte das heilige Purana, diese Sammlung von heilsamen Geschichten und Essenz der Veden.
Auf diese Bitte der Weisen, die immerzu die vedischen Texte rezitierten, antwortete Suta mit lieben und gewichtigen Worten:
Ich wurde von euch geehrt, gesegnet und gebeten. Warum sollte ich da nicht erzählen, was alle Weisen hochschätzen. Ich grüße zuerst Shiva, Parvati, Kartikeya, Ganesha, Nandi und Vyasa, und dann erzähle ich euch das verdienstreiche Purana, welches den Veden ebenbürtig ist und ein Meer an Shiva-Wissen, das direkt zu weltlichen Freuden und Erlösung führt. Es ist voller Offenbarungen und Bedeutung. Vayu hat es einst im Sveta Kalpa erzählt. Hört und versteht wohl die verschiedenen Traditionen, Schriften und die Reihenfolge der Puranas und ihren Ursprung. Die heiligen Traditionen und Schriften sind vierzehn an der Zahl, nämlich die sechs Angas, die vier Veden, Mimamsha, Nyaya, die Puranas und Dharma Shastras. Es gibt 18 weltliche Vidyas, wie Ayurveda, Dhanurveda, Ghandarvaveda oder Arthashastra. Die Srutis erwähnen, daß der ursprüngliche Dichter und Verbreiter der 18 Vidyas mit ihrem jeweiligen speziellen Pfad der dreizacktragende Herr selbst ist. Denn er ist der Herr des Universums. Zu Beginn erschuf er Brahma als seinen Sohn, damit das Universum entstehen kann. Seinem ältesten Sohn Brahma, dieser Ursache der Welten, gab er auch all die Traditionen und Lehren mit, um die Schöpfung zu fördern. Dann erschuf er Vishnu zum Schutz von allem und sogar Brahma und übergab ihm auch die Macht des Schützens.
Das erste Shastra, welches Brahma lernte, war das Purana, mit dem er die Weisheit meisterte und die Schöpfung der Wesen begann. Die Veden kamen aus seinem Mund, wie auch die Shastras ihren Ursprung in ihm haben. Als die Menschen das Wissen nicht mehr fassen konnten, inkarnierte Vishnu, dieser Erhalter und die Seele des Universums, am Ende des Dwapara Zeitalters auf Erden, um als Vyasa herumzuwandern und die Veden zu kürzen. In jedem bronzenen Zeitalter kommt er, teilt und ordnet die Veden in vier Glieder, wobei er die Puranas und andere Texte verfaßt und auch Veda-Vyasa genannt wird. Dazu wird er als Sohn der Satyavati unter dem Namen Krishna-Dwaipayana geboren wie das Feuer von den Feuerhölzern. Puranas, die zuvor aus hundert Millionen Versen bestanden, kürzte er auf 400.000 Verse, und so lang sind sie bis heute in den himmlischen Regionen.
Hat ein Brahmane die vier Veden mit ihren Zweigen und die Upanishaden verinnerlicht, so ist er doch kein Meister, bis er die Puranas kennt. Er sollte unbedingt sein Wissen über die Veden mit den heiligen Schriften und den Puranas erweitern. Denn die Veden fürchten einen Menschen mit beschränktem Wissen und denken: „Dieser Mensch will mich betrügen.“ In jedem Purana gibt es fünf Themen: Schöpfung, Auflösung, Abstammung, die Zeitalter der Manus und die Abfolge der Könige. Die Weisen zählen acht große und zehn weitere Puranas. Die acht großen Puranas heißen Brahma, Padma, Vaishnava, Shiva, Bhagavatha, Bhavishya, Naradiya und Markandeya. Und die kleineren Puranas sind Agneya, Brahmavaivarta, Linga, Varaha, Skanda, Vamana, Kurma, Matsya, Garuda und Brahmanda. Das sind die 18 Puranas der Reihe nach.
Das Shiva Purana ist das vierte in der Liste und führt zu allen Arten von Gewinn. Es besteht aus 100.000 Versen und ist in 12 Samhitas geteilt. Shiva selbst hat es geschaffen, und es enthält alle heiligen Riten. Die Shiva Verehrer werden in drei Gruppen eingeteilt je nach ihren Pflichten, und da sogar die Götter Erlösung erlangen, wenn sie bei Ihm allein Zuflucht suchen, so sollte auch ein jeder Mensch Zuflucht bei Shiva suchen, wenn er sich die Erlösung wünscht. Ich habe das Shiva Purana als den Veden ebenbürtig beschrieben, so hört nun etwas mehr davon. Die 12 Samhitas hießen Vidyeshvara, Rudra, Vainayaka, Auma, Matr, Rudraikadasha, Kailasha, Satarudra, Kotirudra, Sahasrakotirudra, Vayaviya und Dharma. Vidyeshvara enthielt 10.000 Verse, in Rudra, Vainayaka, Auma und Matr waren es je 8.000, im Rudraikadasha 13.000, im Kailasha 6.000, im Satarudra 3.000, im Kotirudra 9.000, im Sahasrakotirudra 11.000, im Vayaviya 4.000 und im Dharma 12.000. Das Ganze ist die Essenz der Veden und enthält weltliche Freuden sowie Erlösung. Dann wurde das Shiva Purana zu sieben Samhitas gekürzt, die insgesamt 24.000 Verse enthalten. Nun ist das erste Samhita das Vidyeshvara, dann kommt Rudra, Satarudra, Kotirudra, Uma, Kailasha, und das siebte ist Vayaviya. Das Vidyeshvara besteht aus 2.000 Versen, das Rudra aus 10.500, das Satarudra aus 2.180, das Kotirudra aus 2.240, das Uma aus 1.840, das Kailasha aus 1.240 und das Vayaviya aus 4.000. Das ist heute der heilige Text des Shiva Purana.
Nun werde ich mit dem Vayaviya Samhita beginnen, welches aus zwei Teilen besteht. Dieser vorzügliche Text sollte niemandem erzählt werden, der nicht mit den Veden bekannt ist, der kein Vertrauen hat oder der sonst noch gar kein Purana kennt. Nur bewährte und tugendhafte Schüler sollten es hören, die nicht von Niedertracht verunreinigt wurden und achtsame Verehrer von Shiva und seinen Riten sind.
Verehrung dem heiligen Vyasa in seinem funkelnden Glanze, dessen Gnade mich mit den Puranas beglückt hat.